~*Türchen 13*~

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Gelangweilt sah sie auf die Tafel, an der ihr Lehrer bereits zum siebten Mal den gleichen Sachverhalt erklärte

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Gelangweilt sah sie auf die Tafel, an der ihr Lehrer bereits zum siebten Mal den gleichen Sachverhalt erklärte. „Wenn jetzt noch einer die Hand hebt und exakt die gleiche Frage wie die sechs Schüler vorher stellt, bekomm ich einen Anfall", flüsterte Kemi ihr zu. Suri sah schmunzelnd aus dem Fenster, sie musste ihrer Freundin Recht geben. Inzwischen konnte auch sie die Erklärung auswendig.

Vier Schüler auf dem Schulhof zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Jeno und seine Freunde bewarfen sich lachend mit Schneebällen. „Muss schön sein den Nachmittag frei zu haben", dachte sie sich, während sie den vier Mitschülern zu sah. Vermutlich waren Haechan und Jeno wegen der Theaterprobe noch hier, Renjun und Jaemin wollten ihnen bestimmt einfach nur Gesellschaft leisten.

Suri beneidet ihre Mitschüler um ihren freien Nachmittag. Immer wieder sah sie zu Jeno, der so ausgelassen mit den drei anderen im Schnee herumtollte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ob er jemals so ausgelassen gelacht hatte. Dabei hatte er ein so schönes Lachen, das seine gesamten Gesichtszüge noch weicher wirken ließen.

Jedes Mal, wenn sie ihn auf der Middle-School lachen sah, dann wenn er sie auslachte. An jedes einzelne Mal erinnerte sie sich als wäre es gestern gewesen. Sein harter, überlegener Ausdruck im Gesicht, wenn er lachte, bereitete ihr so manche schlaflose Nacht. Doch jetzt sah er so ganz anders aus. War es wirklich nur der Einfluss seiner neuen Freunde oder war er schon immer so? Sie stütze sich mit einem Ellenbogen auf die Tischplatte, legte ihre Wange in ihre Handfläche und sah den Vieren verträumt zu.

„Suri", boxte Kemi ihr flüsternd in die Seite und holte sie wieder in den Geschichtsunterricht zurück. „Wo bist du denn mit deinem Kopf?", stand auf dem Zettel den Kemi ihr zuschob. „Jetzt wieder hier", schrieb sie drauf, schob den Zettel wieder zurück und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Unterricht. Nicht jedoch ohne ab und an zu den Vieren auf den Schulhof zu sehen. Jedes Mal wenn sie dies tat lächelte sie vor sich hin.

oOo

„Also ehrlich, ich dachte schon diese Stunde endet nie", schnaubte Kemi, als sie zusammen aus dem Schulgebäude traten. „Das war dein größtes Problem, ich dachte schon Mr. Kim hört nie mit dem Reden auf", gestand Suri, „Er ist ja an sich ein fantastischer Lehrer nur hat er einfach das falsche Fach. Wenn er bei uns im Mathekurs vertritt, ist er ein gänzlich anderer Lehrer." „Mag vielleicht daran liegen, dass Geschichte einfach für alle das falsche Fach ist", vermutete Kemi.

„Vorsicht!", rief Jemand hinter ihr. Doch es war schon zu spät. Suri spürte wie sich etwas sehr, sehr kaltes ihre Wirbelsäule hinunter schlängelte. Sie wollte doch nur schnell Kemi zum Bus begleiten. Warum war sie ohne Schal und Mantel aus dem Gebäude raus? Und warum zum Teufel hatte sie die dämliche Angewohnheit ihre Shirts unter einem Pullover in die Hose zustecken? Sie blieb ganz still stehen, als könne sie so verhindern, dass sich der Schnee oberhalb ihres Hosenbundes sammelte.

Zwei Hände griffen nach ihrer Taille und zogen den Pullover samt Shirt ein Stück hoch, so dass der Schnee wieder in die Freiheit konnte. Zwei weitere Hände wuschelten ihr Schnee aus dem Haar und sorgten dafür, dass noch eine Ladung Schnee auf die Reise über ihrer Wirbelsäule ging. Suri verstand die Welt nicht mehr, sah Kemi aber an wer da offensichtlich hinter ihr stand.

„Alles gut ich bin nicht aus Zucker, ich werde es überleben", sagte sie schnell, stopfte sich das Shirt wieder in die Hose und richtet ihren Pullover. Bevor Kemi einen Tobsuchtsanfall bekam wand sie sich ihr zu: „Dein Bus fährt gleich, wir sollten langsam zur Bushaltestelle." Damit schob sie ihre Freundin die wenigen Stufen hinunter.

Kemi schimpft kaum, dass sie außer Hörweite waren einfach drauflos: „Warum schiebst du mich da einfach weg. Ich hätte ihm so gerne in sein hübsches Gesicht geschlagen." „Genau deswegen", grinste Suri ihre Freundin an und ging weiter neben ihr zur Bushaltestelle. „Irgendwann mach ich das, ich schwöre es", gab Kemi noch einmal von sich und sah in Jenos Richtung. „Aber natürlich machst du das, Kemi", stimmte Suri ihr zu.

„Er wird es nicht einmal kommen sehen. Eines schönen Tages...", Kemi schlug mit der Faust in ihre linke Hand, um das Gesagte zu verdeutlichen. „Ja, ja Kemi", gab Suri genervt von sich, sie konnte es nicht mehr hören. „Jetzt fährst du aber erst einmal nach Hause. Wir sehen uns morgen", verabschiedete Suri sich von ihrer Freundin, als der Bus vor ihnen hielt und seine Türen öffnete.

„Die hat ja Feuer", hörte sie Jaemin hinter sich und spürte im nächsten Moment wie ihr eine Jacke über die Schultern gelegt wurde. Eine dezente Vanillenote stieg ihr in die Nase, sie wusste ganz genau, von wem die Jacke war. „Tu nicht so als wären wir Freunde", fauchte sie Jeno an, gab ihm seine Jacke wieder und ging geradewegs auf das Schulgebäude zu.

Sie war von sich selbst und ihren Gedanken während des Unterrichts noch immer so verwirrt, dass sie jetzt gerade nicht in seiner Gegenwart sein wollte. Auf dem Weg ins Schulgebäude zog sie Käpt'n Schneeflocke mit sich.

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