- 26 -

50 2 0
                                    

Nachdem meine Schicht im Café zu Ende war und ich wohlbehalten Zuhause ankam, zog ich meine Schuhe erschöpft aus und schnaufte. Taylor war kurze Zeit später nach unserem kleinen lustigen Wortgefecht gegangen und danach nahm der Betrieb doch noch etwas zu sodass ich kaum Zeit hatte überhaupt eine kurze Pause einzulegen.

Ich lugte um die Ecke in Richtung Wohnzimmer, doch dort war niemand zu sehen. Normalerweise saß Niki gegen Abend dort immer gemütlich auf ihrem kleinen Sessel und las in ihren Büchern bis sie dann später ins Bett wanderte. Doch der Raum blieb dunkel und auch sonst war kein Ton in der Wohnung zu hören.

Ich zuckte mit den Schultern und warf mich mit einem Mal auf das Sofa, um mein Handy aus meiner Hosentasche heraus zu kramen. Durch den ganzen Stress kam ich nicht dazu auch nur 1 Mal während der Arbeit draufzuschauen.

2 neue Mitteilungen

Gespannt tippte ich meinen Code ein und öffnete die Nachrichten. Der erste Name der aufploppte war Niki's. Es es war eine kurze SMS, in der sie mir mitteilte dass sie heute Nacht bei Ben schlief. Sollte mir dann so recht sein, dachte ich.
Ich schloss den Chat wieder und sah nach der anderen Nachricht, die bei mir ein getroffen war. Und tatsächlich staunte ich nicht schlecht, als ich einen Namen las, mit dem ich eigentlich so gar nicht gerechnet hatte. Alec!

Na du, wie geht's es dir? Wie ist es so in der tollsten Stadt der Welt?

Ich schmunzelte.
Seit ich wieder zurück in New York war, hatte der Schreibverkehr ein wenig nachgelassen mit ihm. Obwohl das gar nicht mal so ungewöhnlich war, denn lange und gut kannten wir uns immerhin nicht, auch wenn wir uns echt gut verstanden haben in Denver. Aber ob das freundschaftlich überhaupt eine Chance hat bei den tausend Kilometern, die zwischen uns lagen, wusste wohl keiner von uns beiden so genau.

Ich antwortete knapp, wie so die Lage aktuell bei mir war und fragte ebenfalls, wie es bei ihm so läuft. Und lange musste ich nicht warten, da vibrierte mein Handy schon und er rief an.

„Ach hi, ja so geht es natürlich auch." lachte ich und ebenfalls ertönte es so am anderen Ende der Leitung. „Ja ich dachte mir, es ist doch einfacher zu reden anstatt die ganze Zeit hin und her zu schreiben." Ich stimmte ihm zu und er erzählte mir ein bisschen von seinem Tag.

„Und du bist also jetzt ein waschechtes Model." schmunzelte er durch das Telefon und ich lachte kurz auf. Ich hatte beschlossen ihm kurz und knapp von meinem neuen Einstieg in das Unternehmen von Taylor und Ben zu erzählen, auch wenn ich Alec von meiner Skepsis ebenfalls berichtete, dass ich mir das beim besten Willen immer noch nicht so ganz vorstellen konnte. „Was man nicht alles für seine beste Freundin so tut, mh.." Ich nickte verträumt vor mich hin, auch wenn er das durch das Telefon nicht sehen konnte.

„Meine allerliebste Lieblingsfreundin! Wo bist du?" hörte ich es durch den Flur erklingen und Sekunden darauf eine zuknallende Haustür. Niki war wohl nun auch Zuhause angekommen und gerade auf der Suche nach mir. Anscheinend schlief sie wohl doch nicht bei Ben.

„Du Alec, ich muss auflegen. Meine beste Freundin ist gerade nach Hause gekommen." beendete ich unser Telefonat und nach einem schnellen ‚Ciao' drückte ich den roten Hörer auf dem Display und schmiss mein Handy neben mir auf die Couch.

Wummms. Die Tür öffnete sich mit einem Schlag, knallte gegen den dahinter stehenden Wohnzimmerschrank und Niki polterte herein. „Du glaubst es nicht!" kreischte sie und sprang vom einen Bein auf das andere.
Immer noch ein wenig perplex durch das Hereinplatzen musterte ich meine beste Freundin argwöhnisch. Scheinbar gab es super gute Nachrichten, aber der kleine Schrank hätte beinahe ein Loch durch den Türgriff erlitten, so hatte sie die Tür aufgedonnert. Das arme Ding.

„Ich weiß, vielleicht bist du etwas überrascht, dass ich doch heim gekommen bin, aber ich habe großartige Neuigkeiten.. Taylor hat bereits das Interesse eines großen Kunden geweckt, der gerne die entworfenen Designs von den Männern präsentiert bekommen möchte!" Niki flippte schon beinahe aus und sprang in einem Nu auf den Platz neben mir. „Ist das nicht Wahnsinn!" musterte sie mich mit ihren großen Kulleraugen und stutzte Sekunden später, da meine große Freude zu dem Ganzen aus blieb. Während ihr Blick immer noch nachdenklich auf mir lag, kaute ich mittlerweile nervös auf meiner Unterlippe herum und seufzte danach einmal laut aus.

„Du weißt doch, dass mir immer noch echt unwohl bei der Sache ist." sprach ich meine Zweifel zu ihr aus und sie legte einen Arm um mich, während ihr Kopf sich seitlich auf meine Schulter schmiegte. „Erzähl was dir auf deinem kleinen Herz liegt. Da steckt doch wohl mehr dahinter als nur dieses Projekt." murmelte sie und ich schüttelte langsam mit meinem Kopf.

Ich freute mich auf der einen Seite, dass Taylor und Ben so etwas auf die Beine stellten und auch Niki mit ins Boot geholt hatten, aber ich war eben hier nach New York gekommen, um ein ruhiges bodenständiges Leben zu führen und meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Und die bestand aus einer Familie, die der Ruhm und der ständige Drang nach Anerkennung und Erfolg zu Grunde gerichtet hatte. Meine Familie besaß schon damals ein großes millionenschweres Unternehmen und nichts war ihnen wichtiger als das Geld und das ständige Rampenlicht, das es mit sich brachte. Immer im Mittelpunkt zu stehen und jedem zu zeigen, wie perfekt diese kleine Familie ist, die sich dieses Imperium aufgebaut hatte. Und ich, die kleine Sam, musste schon damals nach Außen hin immer das perfekte Lächeln auf den Lippen tragen, auch wenn ihr innerliches Ich sich am liebsten gewünscht hätte, aus diesem Albtraum endlich aufzuwachen. Auch Familien wie unsere hatten ihre Schattenseiten in der perfekten Welt der Unternehmer, die kaum einer erkannte. Denn ich war die kleine unscheinbare Tochter der Familie und mein Bruder war der millionenschwere Erbe der Darwin Factory.

Addicted to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt