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Panisch blickte ich in das Gesicht des schmierigen Typen von der Tanzfläche.
Na ganz Klasse, Sam. Jeder wäre mir in der Situation lieber gewesen als er. „Ich suche meine Freunde, ich habe nicht dich gesucht." gab ich zu wissen und legte meine Arme wärmend um mich, da die Nächte in New York bei dieser Jahreszeit sehr eisig geworden waren.

„Wir können zusammen deine Freunde suchen, wenn du magst." Perplex schaute ich ihn an und verneinte sein Angebot. Hilfe wäre nicht schlecht gewesen, aber nicht, wenn sie von ihm kam. Klar, ich kannte ihn nicht, allein das war schon ein Grund es abzulehnen. Aber seine ekelhafte, mir Gänsehaut bereitende Art war dann die ausschlaggebende Begründung.

„Nico, übrigens." Er reichte mir seine Hand, die ich zögerlich annahm. Selbst verstand ich mich in dieser Situation jedoch nicht. Jede andere Frau wäre sofort gegangen und hätte ihn stehen gelassen, wenn sie kein Interesse gehabt hätte mit ihm zu reden, beziehungsweise überhaupt seine Anwesenheit zu genießen.

„Sam." sagte ich knapp und drehte mich in alle Himmelsrichtungen, um vielleicht irgendwo meine Freunde sehen können. Doch auch das blieb erfolglos. Ein tiefer Seufzer voller Verzweiflung entwich mir. Sie haben mich doch hoffentlich nicht alleine gelassen und sind einfach nach Hause gefahren, oder?

Das konnte ich mir beim besten Willen zwar nicht vorstellen, aber möglich war alles. Ein kleiner Blick auf mein Handy verriet mir, dass es allmählich auf Mitternacht zu ging und ich nur noch grandiose 3 Prozent Akku hatte. „Scheiße." fluchte ich, da ich daran dachte, dass ich morgen wieder zur früh immerhin wieder Arbeit muss und definitiv verloren war, wenn mein Handy bald den Geist aufgab.

Nico fragte mich daraufhin, was denn los sei, woraufhin ich ihm meine verzwickte Situation kurz erklärte. Er bot mit wieder einmal netter Weise an, mich nach Hause zu bringen, doch er war selbst ohne Auto hier und selbst beim besten Willen wäre ich da wenn nicht eingestiegen. „Alles gut, dann muss ich wohl laufen." Ich nickte knapp und machte Andeutung jetzt gehen zu wollen, als er mich an die Schulter fasste und zum Stehen brachte. „Ich begleite dich, Hase. So ein hübsches Ding kann man doch nicht nachts alleine durch New York gehen lassen." Als er das sagte, tauchte dieses schmierige Grinsen wieder auf seinen Lippen auf, welches mich fast dazu bewegte vor Ekel zu schütteln.

„Danke, das ist nicht nötig. Ich bin schon groß." Ich drehte mich auf meinem Absatz um und lief in die tiefe Dunkelheit der Nacht. Nicht einmal Laternen waren am Straßenrand angebracht, die mir wenigstens ein wenig Licht gebracht hätten. Von weitem hörte ich Nico noch etwas zu mir sagen, doch das ignorierte ich gekonnt. Das einzige, was ich gerade einfach nur noch wollte, war in meinem Bett zu liegen und zu schlafen.

Nach drei langen, gruseligen und dunklen Straßen, war ich in einen etwas beleuchteten Bezirk angekommen. Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und hoffte, es würde mir noch etwas Zeit schenken Niki anzurufen. Doch da sich beim Drücken des Knopfes nichts regte, ging ich schwer davon aus, dass mein Akku nun komplett leer war. Applaus, Sam! Du warst nun offiziell verloren.

Mir war gerade wirklich nur noch zum Heulen zumute. Mir war kalt, meine Füße taten mir von den hohen Absätzen meiner Schuhe weh und dazu war ich noch alleine, nachts auf den Straßen in New Yorks unterwegs - ohne Handyakku und ohne ausreichend Geld für ein Taxi.

Summend lief ich weiter den Bürgersteig entlang und beobachtete interessiert den schönen, klaren Himmel mit vielen kleinen Sternchen. „Saaaaam!" kam es plötzlich von hinten und ich zuckte erschrocken zusammen. Aus der Dunkelheit erkannte man einen Schatten, der in schnellen Schritten auf mich zukam.
Leichte Freunde breitete sich in mir aus, da ich vermutete, meine Freunde hätten mich endlich wiedergefunden. Doch leider wurde ich enttäuscht. Es war Nico, der auf mich zu gejoggt kam.

„Ach man, wirklich?" regte ich mich leise auf und verfluchte das all zu bekannte Schicksal nun wirklich. Ja, vielleicht hatte Niki doch recht, dass es so etwas gab. Vorher hätte ich niemals daran geglaubt - bis ich Nico heute kennenlernte.

Als er bei mir zum Stehen kam, stützte er sich mit einer Hand an der Hauswand neben ihm ab, um tief Luft zu holen. „Was möchtest du?" gab ich genervt von mir und blickte ihn mittlerweile nur noch entnervt an. „Deine Nummer."

Ich hätte mit allem und jeder scheiße aus seinem Mund gerade gerechnet, aber nicht, dass er mir hinterherrennt, um mich nach meiner Handynummer zu fragen. „Deswegen bist du jetzt den -." Ich hielt inne. Nein, Sam. Ich ging nicht wieder ein Gespräch oder weitere Diskussionen mit ihm ein. Ich wollte ihn einfach nur noch los werden.

„Nein, du bekommst meine Nummer nicht und jetzt lass mich in Ruhe."
Nicos Blick veränderte sich schlagartig und in diesem Moment merkte ich, dass ich meine Antwort unmittelbar bereute.

Addicted to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt