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Als wir nach einem kleinen Fußmarsch in der Eisdiele eingetroffen waren, sprudelten die Wünsche der Eissorten förmlich aus Jasons Mund heraus. Ich lachte, was Alec mir nach tat.

Nachdem wir uns hinsetzten, sprang der kleine Mann direkt auf, um zur Eistheke zu gehen und sich sein Eis abzuholen. „Schoko, Schoko, Schoko!" sprang er beinahe schon den Eisverkäufer hinter der Bedientheke an und ich konnte mir ein kleines Lachen dabei nicht verkneifen.

„Du bist also Sam." kam es plötzlich links von mir und ich drehte meinen Kopf zu Alec. Ich nickte. „Alec." Er reichte mir seine Hand und begann zu schmunzeln, was ich erwiderte. Wir hatten vorhin gar nicht richtig die Chance uns einander vorzustellen, deswegen fand ich es umso sympathischer, dass Alec dies nun trotzdem im Nachhinein noch tat. Alles andere wäre wohl wahrscheinlich auch etwas seltsam gewesen.

„Wohnst du hier in Denver?" fing er plötzlich das Gespräch an und ich begann deprimiert zu seufzen. Ich hatte das leichte Bauchgefühl, dass mich das Gespräch wieder kurz vor den Abgrund brachte, umso mehr Alec eventuell über mich fragen würde. Aber ich musste immerhin nicht viel über mich erzählen.

„Nein, ich wohne in New York." kam es nach einer kurzen Stille von mir, woraufhin Alec neugierig die Ohren spitzte. Ihn schien meine Antwort mehr als nur zu überraschen. „Wow! Ich liebe New York!" sprach er fasziniert und ich konnte mir wieder einmal ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Wer schwärmte denn auch nicht von dieser schönen Stadt an der Ostküste.

„Ich finde die Stadt wundervoll, kam aber bisher noch nicht dazu mal dort hin zu reisen." Ich blickte ihn verstehend an. Amerika ist groß, nicht jeder hat die Zeit und vor allem das Geld zu verreisen. Erstrecht nicht in eine unfassbar teure Stadt wie diese.

„Du kannst mich ja mal besuchen kommen." rutschte es mir im Eifer des Gefechts heraus und ich bereute meinen Satz direkt wieder im nächsten Moment. Man sollte schon vorher denken und dann den Mund erst aufmachen, nicht anders herum. Ich meine, wir kannten uns gerade einmal eine halbe Stunde und ich bot ihm direkt an, mich hunderte Kilometer weit weg zu besuchen. Bescheuert..wie dumm von mir!

Säße Alec nicht unbedingt vor mir, würde ich mich am liebsten gerade selber packen und schütteln. Oder besser gesagt, ich würde mir am liebsten wünschen, dass sich der Boden aus dem Nichts auftut und mich in die Tiefe reißt, so peinlich waren mir meine Worte. Vielleicht hat er es auch gar nicht gehört?

Doch er jedoch grinste breit und ich wartete immer noch auf ein Zeichen, dass der Boden mich nicht doch vielleicht einfach verschlingen wollte.
„Das Angebot nehme ich doch gerne an." Zwinkert blickte er mich an und nun war es komplett vorbei. Hatte jemand einen Spiegel? Wobei, ich wollte mich gerade nicht selber sehen. Meiner Vermutung nach sah ich gerade der Farbe einer Tomate recht ähnlich.

„Und das ist dein Neffe?" Ich versuchte ein wenig vom Thema abzulenken, indem ich gerade Jason sah, der mit seinem Eis in der Hand auf uns zu stiefelte. „Ja, ich spiele heute den Babysitter. Meine Schwester ist rundum beschäftigt mit ihrem Job." Ich musterte den kleinen Mann einmal kurz und mir fiel jetzt erst auf, dass er die selben schönen Augen wie Alec hatte. Er lächelte mich an. „Du bist echt schön." kam es plötzlich aus seinem Mund und ich dachte, mein Herz springt jeden Moment aus meiner Brust, so rührten mich seine Worte. „Danke Kleiner." sagte ich und schmunzelte peinlich berührt.

Von weitem sah ich den Kellner auf uns zu laufen und gerade als er an unserem Tisch zum Stehen kam, klingelte mein Handy. Seufzend entschuldigte ich mich und ging nach draußen. Als ich den Namen auf dem Display las, war mir wieder zum Heulen zumute. Jackson.

Das hatte mir gerade wirklich noch gefehlt.
Ich ging dennoch heran und hörte direkt nach wenigen Sekunden ein tiefes Schluchzen. Sofort stieg das Mitgefühl in mir auf, welches ich versuchte in den Hintergrund zu spielen. Das hatte er nun alles andere als gar nicht verdient.

„Sam, es tut mir leid. Aber du weißt, dass sie eben so ist. Wir können nichts dagegen sagen" stotterte er und weinte durch den Hörer. Ich starrte gerade aus an eine Hauswand, um der ersten Träne keine Chance zu geben, aus meinem Auge herauszulaufen. Ich musste stark bleiben.

„Ich hole meine Tasche nachher und fliege heute noch zurück nach Hause." sprach ich in einem fassungslosen Ton und beendete das Gespräch mit dem Drücken der roten Hörertaste.

Er hätte vorhin etwas sagen können. Mir hätte beistehen können, als Mutter wieder gegen mich schoss und Vater hinter ihr blieb. Er war derjenige, der mich dazu überredete nach Denver zu kommen, auch wenn das Verhältnis nicht das beste war und mir mein schlechtes Bauchgefühl bei der Hinreise schon nichts Gutes damit sagte. Doch er hatte mich verraten. Seine eigene Schwester. Ein Teil seiner Familie.

„Sam, alles gut?" Alec stand auf einmal vor mir und blickte mich bemitleidenswert an. Da ich kein großes Drama bewirken wollte und vorhin gerade so noch von dem Gespräch über meine Familie ablenken konnte, blieb ich still. Ich nickte nur knapp.

Addicted to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt