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Als das Auto zum Stehen kam, blickte ich mit rasendem Herzen aus der Fensterscheibe und musterte mein Elternhaus. Viel hatte sich in den letzten Monaten nicht verändert musste ich feststellen. Es war immer noch das selbe schöne und vor allem riesige Haus wie damals. Es ist in einem hellen weißen Ton gestrichen und riesige Fenster schmückten die Aussenfassade.

Jackson bemerkte meine Anspannung und legte seine Hand auf mein Bein.
„Mach dir nicht so große Gedanken. Mum ist sowieso nicht hier und Dad freut sich wirklich auf dich." kam es behutsam von ihm und ich lächelte knapp.

Natürlich freute ich mich auch auf Vater, keine Frage. Aber irgendwo war ich immer noch enttäuscht von ihm. Er hat es einfach zugelassen, dass sie mich rauswirft und sozusagen von der Familie ausschloss.

Jackson und ich stiegen aus dem Wagen, packten uns meinen Koffer und näherten uns der Haustür. Mit jedem Schritt wurden meine Bauchschmerzen größer.

Als die Haustür in einem Nu aufgerissen wurde, blickte ich hoch und sah in die sich mit Tränen füllenden Augen meines Vaters. Bevor ich auch nur eine Reaktion zeigen konnte, wurde ich schon in eine warmherzige Umarmung gezogen und musste mir ebenfalls meine Tränen verkneifen.

„Sei mir bitte nicht böse." flüsterte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Als ich ihm ins Gesicht blickte, spürte ich wie mein Herz zerbrach. Ich konnte meinem Vater einfach nicht böse sein.
Also schüttelte ich den Kopf, um ihm zu zeigen, dass alles wieder gut zwischen uns war.

„Komm mit rein, Liebes. Wir trinken kurz Kaffee zusammen und fahren danach ins Krankenhaus zu eurer Mutter."
Jackson und ich liefen ihm hinterher Richtung Küche und nahmen am bereits gedeckten Esszimmertisch platz.

Die Türen des Krankenhauses öffneten sich und dieser typische Duft von Reinigungsmitteln und gefilterter Klimaanlagenluft stieß mir entgegen. So etwas löste bei mir immer wieder ein pures Unwohlsein aus.

Mein Vater lief vor mir und Jackson den langen, fast sich endlos anfühlenden Gang entlang. Einladend sah es hier alles andere als aus.

Ein stumpfes Klopfen ertönte und Sekunden später öffnete sich die Tür zu dem Zimmer meiner Mutter.
Wir alle traten nacheinander ein und als ich sie da so hilflos und erschöpft liegen sah, war mir zum Heulen zumute.

„Was macht sie denn hier?" krächzte sie und richtete ihren Sauerstoffzufuhr an der Nase nachdem sie mich entdeckt hatte.

„Hallo, Mutter." Augenrollend trat ich an ihr Bett vor und nahm auf einem Stuhl im Raum platz.

„Ich habe sie hergeholt."
Jackson sprach diesmal in einem etwas gereizterem Ton und stellte sich zu mir.
„Sie hat immerhin ein Recht darauf als deine Tochter über deinen Zustand informiert zu werden. Sie macht sich auch Sorgen." sagte er und meinte Mutter lachte ironisch auf. Innerlich merkte ich, wie mein Herz begann zu zerreißen.

„Sie ist eine Schande für die Familie. Ich möchte sie nicht sehen und wenn es der letzte Willen ist, den ich vor meinem Tod noch habe! Und wenn ihr beide nicht meiner Meinung seid, gilt das für euch auch. Also Raus!"

Mein Kopf war mittlerweile zum Boden gesenkt und ich merkte, wie die ersten Tränen aus meinen Augen kullerten.

Ich blickte hoch in die Gesichter von meinem Vater und Jackson. Es herrschte Stille. Niemand sagte etwas oder gab eine Reaktion von sich.

Also stand ich wortlos auf und verließ mit großen Schritten den Raum des Krankenhauses. Und das nannte man heutzutage Familie. Genau das war eine Schande!

Addicted to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt