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Und nun war er gekommen. Der große Moment, sich bei Niki für mein Verhalten zu entschuldigen und gleichzeitig meine allerliebste Lästerschwester zurückzugewinnen.
Natürlich kam ich nicht mit leeren Händen, sondern war mit einem Becher Eis und einer Tafel Schokolade bewaffnet vor die Haustür unserer gemeinsamen Wohnung getreten.

Ich schloss die Tür auf und ging die Treppen unseres Flures hoch bis zur Wohnungstür, an der ich schnell meine Schuhe von den Füßen in die Ecke kickte und dabei bereits aufgeregt mehrmals auf die Klingel drückte, damit Niki mir auf machte. „Kann man nicht wie ein normaler Mensch einmal klingeln?" hörte ich schon stöhnend von innen der Wohnung ertönen und kurz darauf machte mir meine genervt schauende Freundin auch schon die Tür auf.

„Was ist denn jetz.." begann sie ihren Satz und als sie den Kopf zu mir anhob, verstummte sie. „Hast du deinen Schlüssen vergessen?" fragte sie argwöhnisch und blickte dabei die ganze Zeit auf das Eis in meinen Händen. „..und seit wann isst du Eis mit Erdbeergeschmack?" Verwirrt schaute sie wieder zu mir auf und stützte einen ihrer Arme demonstrativ an der Hüfte ab.

Als ich ihr daraufhin als Antwort den Becher und die Schokolade in ihre Hand drückte, ging bei ihr ein kleines Lichtlein auf und sie begann allmählich breit zu grinsen. „Das ist für mich, richtig?" schmunzelte sie und als ich begann zu nicken, stürzte sie schon beinahe in die Küche, um einen Löffel aus der Schublade zu kramen. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen für mein Verhalten." erklärte ich mein Versuch, sie mit Eis und Schokolade zu erpressen, um mir verzeihen zu können.

„Entschuldigung angenommen." schmatzte sie beinahe förmlich, da sie sich bereits schon den dritten oder vierten vollgepackten Löffel in den Mund schob und schon an der Schokoladenverpackung zog, um das Papier zu öffnen.

„Nein, ehrlich. Das war einfach nur verdammt dumm von mir, einfach abzuhauen. Ich hätte mir auf der anderen Seite auch Sorgen um dich gemacht, wenn du wie vom Erdboden verschluckt gewesen wärst." Niki winkte ab, stellte den Becher Eis zur Seite und zog mich in ihre Arme, als wenn nie etwas gewesen wäre.

„Vergeben und vergessen." flüsterte sie mir in mein Ohr und ich lächelte. „Aber mach das nie wieder, Fräulein!"
Sie löste sich von mir und schlug mir dabei lachend gegen meine Schulter.
Ich liebte sie einfach für ihre Art und Weise, wie sie mit manchen Dingen um ging. Und deswegen war sie auch meine beste Freundin.

Niki schlenderte Richtung Wohnzimmer, blieb aber im Türrahmen abrupt stehen und hielt innen, bevor sie sich mit Schwung wieder zu mir umdrehte. „Ach übrigens.. um von dem ganzen Thema allmählich wegzukommen.." begann sie und leckte genüsslich den Löffel mit ihrer Zunge ab. „..Taylor und Ben haben beschlossen, sich geschäftlich zusammen zu schließen und möchten gemeinsam eine neue Modereihe auf den Markt bringen."

Auch wenn ich ein wenig erstaunt war, überrascht hatte mich das ganze nun wirklich nicht, da die beiden sich immerhin privat gut verstanden und niemand aus armen Verhältnissen kam, um sich so etwas nicht ermöglichen zu können. Also war es klar, dass sie auch im Arbeitsleben zusammen Projekte planen und umsetzen würden.

„Und wir Frauuuen.." dabei ging ihr Finger abwechselnd zu ihr und mir „..sollen die Männern ein wenig bei ihren Entscheidungen beraten, in dem wir unseren weiblichen modischen Instinkt einsetzen." Jubelnd klatschte Niki in die Hände und wartete gespannt auf meine Freude, die jedoch überrumpelt ausblieb. Nein nein nein, ich war mit meinem Kellnerjob bisher mehr als zufrieden.

„Du, ja.. nicht ich.." stotterte ich und wurde mit dem Gedanken nicht fertig, wie sie um Gottes Willen darauf kam, ich wäre Teil dieses Projektes.
Sie zog die Augenbrauen zusammen als würde ihr meine Reaktion überhaupt nicht gefallen.

„WIR!" schoss es schon beinahe aus ihr heraus, kam ein wenig auf mich zu, neigte ihren Kopf nach vorne und begann mir etwas ins Ohr zu flüstern. „Taylor bestand darauf, dich mit einzuplanen." Auch wenn ich nicht sonderlich überzeugt von der Idee war, hatte es mich doch schon ein wenig überrascht, dass Taylor mich dafür auch miteinbeziehen wollte. Ich meine, immerhin konnte ich die Entscheidung Niki daran teilhaben zu lassen nachvollziehen, da sie die Freundin von Ben war. Aber ich meine, ich? Was hatte ich denn mit dieser ganzen Clique so richtig am Hut.

„Das wird super!" quietschte sie und schloss mich fest in ihre Arme. „E-hm." stotterte ich, da ich weder richtig zu - geschweige denn abgesagt hatte und Niki trotzdem bereits einen Freudentanz vor mir aufführte.
„Du, ich kenne dich jetzt schon so lange, um behaupten zu können, dass ich weiß, was du willst und was nicht." sie näherte sich mir und stupste mir auf die Nase „..und ich weiß ganz genau, dass du gar nicht mal so abgeneigt von Taylor bist, wie du es uns allen verkaufen magst."

Blödsinn. Wirklich totaler Schwachsinn.
Natürlich freute ich mich darüber, dass Taylor sich mich in dem Projekt vorstellen konnte, aber ich wollte sicherlich nichts von ihm. Außerdem war unser Altersunterschied schon ziemlich groß, sodass ich mir kaum vorstellen konnte, dass das jemals überhaupt etwas werden würde zwischen uns beiden. Und wie ich schon gesagt hatte, war ich eigentlich auch ziemlich glücklich mit meinem Kellnerjob und wollte den nicht direkt wieder aufgeben.

„Das denkst aber auch nur du, dass ich etwas von ihm will. Was möchte denn so jemand mit einem Mädchen wie mir?" winkte ich die Aussage von Niki ab, doch die tippte mit ihrem Finger nur gegen ihre Stirn. „Du bist doch bescheuert, Mädchen. Wäre ich ein Kerl, dann wärst du schon lange meins."
Lachend stupste sie mich gegen den Arm und hielt mir im nächsten Moment einen zweiten Löffel hin, um ihr Eis mit mir zu teilen.

„Überleg es dir wenigstens mit dem Projekt. Glaub mir.. das wird gut!"

Addicted to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt