Mit einem Kaffee in der Hand und dem Blick dauerhaft auf der Uhr, lief ich im Schnellschritt durch die Straßen New Yorks. Ich hatte heute den ersten Arbeitstag und so wie es aussah, kam ich zu diesem auch noch zu spät. „Verdammt, spring doch auf rot, du blödes Ding!", fluchte ich zwischen einer Masse von Menschen und blickte die Ampel einer dreispurigen Straße an.Ich hatte noch genau fünf Minuten, um nicht zu spät zu kommen und das Café, in dem ich den Job bekommen hatte, war noch gefühlt zehn Blöcke von hier entfernt.
Plötzlich leuchtete das Ampelmännchen grün und ich sprintete hektisch über die Straße und ging konzentriert weiter voraus. Doch als mein Handy dann auch noch anfing zu klingeln, überkam mich ein lauter Seufzer und ich holte es aus meiner Tasche hervor.
„Was ist denn, Niki? Du weißt ganz genau, dass ich heute meinen ersten Arbeitstag habe!"
Meine beste Freundin war dran und ich versuchte ihr konzentriert zuzuhören, aber auch gleichzeitig den Verkehr im Auge zu behalten.„Ich wollte dir doch nur viel Glück wünschen, Schätzchen. Du packst das! Und wenn mal jemand nicht den besten Tag hat, bleibt dein Köpfchen trotzdem oben. Du bist stark und ich weiß, dass du auch deinen Mund aufmachst, wenn dir mal etwas nicht passt. Und das ist auch gut so, niemand brauch sich unterkrieg.."
„Ja, ich weiß. Danke, ich melde mich später bei dir. Tschüss!" Und schon drückte ich auf den roten Hörer, steckte mein Handy weg und öffnete die Tür des Cafés, an dem ich mittlerweile angekommen war.
Ich weiß, dass Niki es nur gut meinte, aber ich war sowieso schon angespannt genug und diese aufmunternden Worte am Telefon hatten meine Situation nicht gerade besser gemacht.
„Ah, Samantha! Schön, dass du heil hierher gefunden hast." Mein Chef kam mit einem breiten Grinsen auf mich zu und reichte mir zur Begrüßung die Hand. Ich fand es von Anfang an total sympathisch hier, vor allem weil mir direkt das Du angeboten wurde, statt immer dieses strenge Sie.
„Sam. Nennt mich einfach Sam, wie alle es in meinem Umfeld tun." Ich lächelte kurz und der ältere, aber trotzdem humorvolle Mann gegenüber mir nickte annehmend.
Da es mein erster offizieller Arbeitstag war, wurde ich ein wenig in den Job eingewiesen und ein Teil der Geschichte dieses Cafés wurde mir erzählt. Mein Chef, Mr. Corner, ging zuletzt dann auf den Tresen zu, hinter denen 2 junge und nett aussehende Mädchen standen und gerade die Kunden bedienten.
„Mädels, darf ich euch eure neue Kollegin Sam vorstellen?" Die beiden hoben ihre Köpfe und eine davon kam in schnellem Schritte auf mich zu.
„Ricky!" Sie reichte mir die Hand breitgrinsend. „Schön, dass du zu uns gestoßen bist!"Mir huschte kurz ein Schmunzeln über die Lippen, aber ich schaute lieber gespannt zu dem anderen Mädchen hinüber, das mich keines Blickes würdigte, sondern lieber den Tresen mit einem Tuch säuberte. „Jade, sei doch bitte so nett und stell dich deiner neuen Kollegin auch vor." Mr. Corner begutachtete sie und deutete aber gleichzeitig auch auf mich.
Widerwillig seufzte sie, beugte sich über den Tresen, schüttelte knapp meine Hand und gab genervt ein „Jade" von sich.So ganz sympathisch kam sie mir jetzt noch nicht herüber. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch sehr viel Spaß heute mit ihr haben würde.
„Nun gut, Mädels." Mr. Conner drehte sich zu mir und Ricky. „Sam, dir habe ich hier alles soweit erklärt und wenn du noch Fragen haben solltest oder etwas nicht verstehst, wende dich an deine Kolleginnen. Sie werden dir sicher auch ein bisschen auf die Finger gucken oder gegebenenfalls unter die Arme greifen."
Ich nickte knapp und nahm die Schürze entgegen, die mir Ricky vor die Nase hielt. „Deine Aufgaben heute sind nicht besonders schwer. Du gehst zu den Kunden hin, begrüßt sie und nimmst ihre Bestellung auf. Dann kommst du zu Jade und mir. Wir bereiten diese zu und du bringst sie wiederum den Kunden an den Tisch. Ausserdem sind hier eigentlich meistens nur die selben Kunden, wie jeden Tag. Alle super freundlich und geben auch mal das ein oder andere gut bezahlte Trinkgeld. Verstanden?"
„Ja." Schnell band ich meine Schürze zu, bewaffnete mich mit Stift und Block und lief auf die ersten Kunden zu, die gerade platzgenommen hatten. „Klasse!" rief Ricky leise hinter, klatschte kurz vor Freunde in die Hände und sprang eilig zu Jade hinter den Tresen.
Die erste Stunde machte ich meine Arbeit grandios. Also zumindest hatte ich das Gefühl, dass alle mit mir und meiner Leistung zufrieden waren. Ricky zeigte mir oft einen Daumen nach oben und Jade.. - Ja, Jade hatte den Gesichtsausdruck wie zehn Jahre Regenwetter. Aber da sie den vor sechzig Minuten auch schon auf dem Gesicht trug, konnte ich ja noch nichts falsch gemacht haben.
Als ich gerade das Tablett mit 2 Muffins zu Tisch Nummer 8 brachte, öffnete sich die Ladentür schwungvoll und ein junger gut aussehender Mann in einem schwarzen Anzug betrat das Café. Nicht nur meine Aufmerksamkeit hatte er, sondern auch die, von allen anderen hier.
Ich ordnete mich kurz wieder und stellte das Tablett auf den Tisch eines älteren Ehepaars. „Guten Appetit!" Warmherzig lächelte mich die ältere Dame an und drückte mir unauffällig 20$ in die Hand. Irgendwie hatte mich diese Geste unfassbar berührt, aber auch traurig gemacht. War es richtig das Geld anzunehmen?
Bevor ich auch nur im geringsten noch darüber nachdenken konnte, meldete sich der Herr im Anzug von Tisch Nummer 3. „Also wie lange soll das denn hier noch dauern?" meckerte er und schaute auffordernd in meine Richtung. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, ich verlor mich in seinen hellblauen Augen. Auch wenn sie mich böse anfunkelten, hatten sie doch etwas anziehendes an sich.
Mit schnellen Schritten lief ich auf ihn zu, zückte meinen Block und den Stift, um seine Bestellung aufzunehmen. „Was wollen Sie denn jetzt aufschreiben? Ich bin hier Stammkunde seit einem Jahr und bestelle jeden Tag das selbe! Also stehen Sie hier nicht so nutzlos rum, sondern machen Sie mir endlich meinen Kaffee. Andere Leute müssen im Gegensatz zu Ihnen hart arbeiten."
Für einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl, mir sei die Spucke im Hals steckengeblieben. So ein arroganter und von sich selbstüberzeugter Schnösel. Wütend stampfte ich zum Tresen rüber und schaute in das schockierte Gesicht von Ricky. „Oh Gott, das tut mir so leid. Ich hätte dir von Mr. Hamilton erzählen müssen. Er ist leider ein bisschen schwierig." Schnell winkte ich den Fehler von Ricky ab und schaute zu Jade herüber, die sich genüsslich ihr Grinsen verkniff. Ach das fand Fräulein IchGeheSonstZumLachenNurInDenKeller also amüsant.
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Addicted to Love
RomanceReich zu sein heißt manchmal nicht, dass man auch glücklich damit ist. Das bekommt auch Samantha am eigenen Leib zu spüren. Rausgeworfen von ihren eigenen Eltern in ihrer Heimat Denver, aber mit ganz neuen Zielen auf eigenen Füßen zu stehen, zieht...