Doch auch dort ließ mich mein Schicksal nicht verschont und ich blickte bereits nach dem Öffnen der Tür in die hellblauen Augen eines Mannes, dem ich heute eigentlich nicht mehr über den Weg laufen wollte. „Sam.." Dieses gottverdammte Schicksal!
Er stand auf und war bereits schon auf dem Weg zu mir, da ergriff ich die Chance und flüchtet hinter den Tresen in Richtung Küche. Es war zwar ein wenig feige, aber ich wollte mir nun wirklich nicht auch noch das Theater anhören.
„Alles gut?" Jade war mir gefolgt und musterte mich mit fragendem Blick. Ich nickte, doch ich hatte nicht den Anschein, dass sie mir glaubte, denn sie trat einen Schritt auf mich zu. „Du kannst dich nicht für immer hier verstecken und auch nicht draußen vor ihm. Was auch immer bei euch passiert ist, irgendwann kommt der Moment, wo man Dinge klären muss."
Ja, natürlich hatte sie recht.
Aber ich war gerade einfach nicht in der Stimmung, mir noch ein Gespräch voller Vorwürfe anzuhören und mich im Endeffekt wieder rechtfertigen zu müssen.
Jade musterte meinen flehenden Blick und seufzte auf. „Ich zeige dir jetzt das erste und letzte Mal diesen Hinterausgang und hoffe, du stellst dich demnächst deinen Problemen." Sie deutete auf eine Tür und bewegte sich wieder Richtung Tresen.Ich bedankte mich bei ihr mehrmals und tapste auf Zehenspitzen durch den Ausgang in den Hinterhof des Cafés. Doch ich blieb nicht unbemerkt.
„Sam!" Gott im Himmel, wie konnte man so penetrant sein? Und wieso wusste er, dass ich mich heimlich aus der Küche geschlichen hatte, um ihm und dem Gespräch zu entgehen.
Er joggte in seinem blauen Anzug und beigen Schuhen auf mich zu und ich konnte mir in dem Moment selber in den Arsch beißen, dass mir sein Anblick auch noch ein wenig gefiel. „Lass uns reden.." kam es aus seinem Mund und er blieb mit schwerem Atem vor mir stehen. „Können wir das vielleicht nicht wann ande.." Doch er unterbrach mich mitten im Satz und schüttelte langsam seinen Kopf hin und her. Ich seufzte.
Wir beschlossen zusammen wieder zurück in das Café zu gehen und dort sein gewünschtes Gespräch fortzuführen. Ich war alles andere als begeistert mit ihm zu reden, noch durch die Anwesenheit von Jade, die durch jeden Gang zum Gast immer wieder an unserem Tisch hellhörig vorbeilief und mir sogar einmal „Ich hab's dir gesagt." besserwisserisch zuflüsterte.
Natürlich war das erste Thema, welches er wieder zu Wort brachte, der gemeinsame Abend zusammen und wie er gewaltig blöd endete. Und wie zu erwarten folgte danach auch der Vorwurf, wie ich denn die Stadt verlassen konnte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Und wie ich das Niki nur antun konnte, sie wäre die Tage voller Sorge gewesen. Ich meine, ich konnte verstehen, wenn sie es Ben erzählte, aber wieso musste er davon jetzt auch noch Bescheid wissen?
Natürlich hatte ich meine Fehler bereits schon eingesehen, aber ich war voller Wut und einfach enttäuscht. Und wir Mädels sind eben nun mal die Queens der Dramen und tun eben manchmal Dinge, die wir im Nachhinein bereuen. Öfter.
„Der Abend, der ist für mich abgehakt. Ich möchte alles einfach nur vergessen und so tun, als wenn das alles nie vorgefallen wäre." begann ich und Taylor hörte mir aufmerksam zu, während sein Blick ununterbrochen auf meinen traf. „Und bei Niki werde ich mich demnächst auch entschuldigen, aber ich möchte nur gesagt haben, dass ich meine Gründe hatte, wieso ich so plötzlich die Stadt verlassen habe." rechtfertigte ich mich dennoch und fokussiert meine Augen nun auf die Tasse vor mir, da mir der ständige Blickkontakt doch etwas unangenehm wurde.
„Weißt du, Sam. Du bist alt genug, um zu wissen, was du machst. Uns ging es einfach darum, dass du hättest Bescheid geben können." Ich schaute hoch. Ihm? Niki vielleicht, sonst eher keinem. Noch nicht einmal Ben müsste ich von irgendetwas erzählen. Oder waren wir jetzt alle schon Best Friends? Musste wohl an mir vorbeigegangen sein.
Ich hatte doch bereits klargestellt, dass es falsch war, ohne einen Ton zu verschwinden. Warum musste man dennoch immer wieder auf ein und der selben Sache herum kauen. Ich war kein kleines Kind mehr.
Gerade wollten weitere Worte Taylors Mund verlassen, da unterbrach ihn das Klingeln seines Handys, welches er sich in Sekundenschnelle aus der Anzughose zog.
„Entschuldige." sagte er und sprang förmlich vom Stuhl, um sein Telefonat vor der Tür des Cafés fortzuführen. Wer das wohl wichtiges war, dass er dieses Gespräch unbedingt annehmen musste?
Wahrscheinlich einfach nur einer seiner sehr wichtigen Geschäftspartner, damit ihm bloß kein Cent aus den Händen entglitt.Es dauerte einige Minuten bis Taylor wieder das Café betrat und sich mit weniger guter Launen zu unserem Tisch näherte. „Tut mir leid, Sam. Aber wir müssen unser Gespräch wann anders fortführen, da mir etwas Geschäftliches dazwischen gekommen ist." sagte er, nahm seine Jacke vom Stuhl und schmiss einen 30€ Schein locker flockig auf den Tisch. „Der Rest ist Trinkgeld." Dann verschwand er schon durch die Türen nach draußen.
Perplex saß ich auf meinem Stuhl und sah ihn nur noch durch die Fensterscheibe über die Straße huschen. Ja danke, auch tschüss.
„Was war das denn bitte?"
Jade kam mit gerunzelter Stirn auf mich zu und schaute ebenfalls nur noch Taylor nach, wie er hinter der nächsten Straßenecke verschwand. Ich zuckte mit den Schultern und reichte ihr das Geld, welches er da gelassen hatte. Auch wenn nur ich mir eine Tasse Kakao bestellt hatte.„Schau mal, sogar Trinkgeld hat er dir da gelassen." grunzte ich und stupste sie zwinkert an. Sie rollte jedoch nur mit den Augen und steckte sich den Schein in ihre Kellnerbörse. „Wie gütig."
„Ich mach mich dann auch mal, wir sehen uns!" verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg nach Hause, um auch endlich mal das Gespräch mit Niki zu suchen.
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Addicted to Love
RomanceReich zu sein heißt manchmal nicht, dass man auch glücklich damit ist. Das bekommt auch Samantha am eigenen Leib zu spüren. Rausgeworfen von ihren eigenen Eltern in ihrer Heimat Denver, aber mit ganz neuen Zielen auf eigenen Füßen zu stehen, zieht...