Immer noch fassungslos schloss ich die Tür zu der Wohnung auf und atmete tief aus, als diese von innen ins Schloss fiel. Mein erster Weg ging erstmal direkt in mein Zimmer, wo ich die nassen Sachen auszog, zum Trocknen aufhängte und einen warmen, flauschigen Pyjama anzog.
Die Situation von eben ging mir dabei immer noch nicht aus dem Kopf. Konnte das wirklich so ein verdammter Zufall sein, dass ausgerechnet er an mir vorbeifuhr und dann mich natürlich, als wenn das Schicksal es gewollt hätte, von Kopf bis Fuß nass machte?
Bevor ich das alles überhaupt genauer noch überdenken konnte, wurde ich aus meinen tiefen Gedanken gerissen, als
meine überaus motivierte Mitbewohnerin und gleichzeitig beste Freundin auf mich zu kam, um mich zur Begrüßung zu drücken.„Und, wie war der erste Arbeitstag?" Niki grinste breit über das Gesicht und zog mich mit einem Nu einen Raum weiter in die Küche, wo bereits 2 dampfende, warme und zugleich überaus lecker Kakaos auf und warteten. „Ich möchte alles wissen!"
Ich setzte mich an den Tisch und begann an meinem Kakao zu schlürfen.„Naja, wie soll es gewesen sein." Ich rührte mit dem Löffel in der Tasse herum und stützte dabei mit meiner anderen Hand den Kopf ab. „Für den ersten Arbeitstag gar nicht so schlecht, es macht auch wirklich Spaß, aber dieser Vorfall mit diesem Stammkunden... argh."
„So schlimm, Sam? Was war passiert?" Niki zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte mich innig. Sie wusste direkt, wenn etwas nicht stimmte und ich mir darüber den Kopf zerbrach.
Und dann begann ich zu erzählen. Von meinem ganzen ersten Tag im Café, von dem
äußerst netten Mr. Hamilton bis zur Aktion vor dem Haus.Als ich die Geschichte zu Ende erzählte, sah ich dass Niki in sich hinein grinsen musste. Und ich ahnte schon genau, was in ihrem kleinen Köpfchen vor sich ging.
„Nein, das ist kein Zeichen, dass wir füreinander bestimmt sind!" Ich schnaufte und verschränkte meine Arme wie ein beleidigtes Kleinkind. Niki war einfach dieser Typ Mensch, der an das Schicksal, Bestimmungen und diesen ganzen Dreck glaubte. Ich war davon jedoch weniger überzeugt. Sowas kann und wird es nie geben, da war ich mir ziemlich sicher.
„Ihr werdet schon noch Freunde werden! Ich meine, deine Kolleginnen scheinen auch mit ihm zurecht zu kommen, oder nicht?"
Ja, irgendwo hatte sie recht. Aber er ist doch Stammgast in dem Café, da hätte es ihm doch klar sein müssen, dass ich ein neues Gesicht für ihn bin und noch nicht wirklich geübt sein kann in meiner Tätigkeit dort. Und vielleicht war das heute nur ein blöder Zufall, dass er an mir vorbeifuhr und mich versehentlich nassspritze.
Und seine schlechte Laune könnte immerhin auch nur aufgetreten sein, weil er einen blöden Tag hatte. Vielleicht war er einfach nur gereizt gewesen und brauchte einen Blitzableiter. Ja! So sah es aus und nicht anders!
Ich zuckte nachdenklich mit den Schultern.
„Ja, du hast recht. Vielleicht sieht morgen die Welt auch ganz anders aus. Also für ihn natürlich." Niki zwinkerte mir aufmuntert zu und nahm den letzten Schluck aus ihrer Tasse. Danach stellte sie diese in die Spüle und verschwand in Richtung ihres Zimmers.„Ach übrigens, Ben kommt nachher vorbei!" rief sie dabei und Sekunden später hörte man schon eine Zimmertür knallen.
Ben und sie waren seit kurzem ein Paar. Nun ja, wir nennen es Bekannte mit gewissen Vorzügen. Sie hatten sich vor zwei Monaten im Park kennengelernt und waren direkt auf Wolke 7. Aber nicht so, wie man das aus einem typisch klischeehaften Romantikfilm kannte, sondern, ich weiß nicht.
Es gab keine richtige Kennlernphase, sondern es wurden direkt Nägel mit Köpfen gemacht. Kaum kannten sie sich, fragte er sie nach einer Beziehung, dann ging es in die Kiste und mittlerweile habe ich das Gefühl, sie treffen sich nur, um ihre Gelüste gegenseitig zu stillen.
Das sollte jetzt nicht heißen, dass ich diese Beziehung in Frage stelle und schlecht über die beiden dachte, aber ich meine, persönlich zu Gesicht bekommen hatte ich diesen Ben noch nicht. Ich kannte ihn lediglich aus Erzählungen und von etwas lauteren, seltsamen Geräuschen aus dem Nachbarzimmer der WG.
„Ich wäre sehr erfreut, wenn ich ihn denn auch mal kennenlernen dürfte!" schrie ich und hoffte, dass sie es gehört hatte oder besser gesagt nicht überhören wollte.
Niki meinte, er wäre ein sehr beschäftigter Mann. So ein richtiger Karrieretyp mit einem Arsch voll Kohle, deswegen müssten sie momentan ihre Treffen ein wenig in den Hintergrund schieben. Aber wer's glaubt wird selig.
Also so wenig konnten sie sich immerhin nicht sehen, wenn ich diese seltsamen Geräusche fast jeden zweiten Tag zu hören bekam.
Ich trank meinen Kakao leer, stellte die Tasse beiseite und verschwand ebenfalls in meinem Zimmer.
Heute war der Tag gekommen, an dem ich mir den Weg zu Ben erkämpfen würde. Da war ich mir sicher.
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Addicted to Love
RomanceReich zu sein heißt manchmal nicht, dass man auch glücklich damit ist. Das bekommt auch Samantha am eigenen Leib zu spüren. Rausgeworfen von ihren eigenen Eltern in ihrer Heimat Denver, aber mit ganz neuen Zielen auf eigenen Füßen zu stehen, zieht...