Völlig kaputt legte ich das Tablett auf den Tresen und pustete dabei die Luft aus. Es war vorbei. Mein erster Arbeitstag war zu Ende. Bisher wusste ich jedoch noch nicht, ob ich diesen Tag als positiv oder eher negativ ansehen sollte. Der Job machte mir wirklich Spaß, außer, wenn mir überaus freundliche Kunden versuchten den Tag zu vermiesen. Ich denke, ich brauchte keinen genauen Namen zu nennen, von wem ich hier sprach.Eilig holte ich meine Tasche aus dem Aufenthaltsraum, um allmählich den Weg nach Hause ansteuern zu können.
Das Wetter hatte sich natürlich über den Tag hin drastisch verschlechtert. Heute morgen war es so schön warm, die Sonne strahlte einem in das Gesicht und versüßte somit einem den Tag, doch mittlerweile zogen graue Wolken über die Straßen New Yorks, die langsam aber sicher bald Depressionen bei mir auslösten.
Aber das war man nun mal gewohnt von dieser Stadt. Ich war der festen Überzeugung, dass man New York bald, wenn nicht sogar jetzt schon, umbenennen sollte in Das größte Regenloch der Welt.
„Von euch hat zufällig niemand einen Regenschirm dabei?" Ich schaute hoffnungsvoll zu Jade und Ricky herüber, die leider zu meinem Pech beide den Kopf synchron schüttelten. „Ich denke nicht, dass es gleich regnen wird. Es sieht zwar schwer danach aus, aber ich denke, der Wettergott drückt dir ein Auge zu, weil heute dein erster Arbeitstag war und du immerhin gut gelaunt nach Hause kommen sollst - trocken." sagte Ricky aufmunternd und ich nickte positiv überzeugt den Kopf.
Auch wenn ich nicht wirklich immer Glück hatte in meinem Leben, meinte es der Wettergott heute vielleicht mal gut mit mir. Und somit verabschiedete ich mich von meinen Kolleginnen und ging durch die Ladentür nach draußen. Auch wenn es schon Herbst war, hatten sich die Temperaturen um einiges abgekühlt. Meine Strickjacke, die ich mir heute morgen noch schnell übergezogen hatte, half da leider auch nicht mehr viel.
Ich legte beide Arme wärmend und mich und stolzierte los. Bis zur zweiten Kreuzung verlief alles nach meinen Wünschen, doch dann meinte es das Wetter anscheinend wirklich nicht gut mit mir. Als ich den ersten Tropfen auf dem Bordstein sah, konnte ich mir ein genervtes Stöhnen nicht unterdrücken. In meinen Gedanken malte ich mir jetzt schon ein Bild aus, wie ich später wie ein nasser Pudel die Wohnung betrat und von Niki ausgelacht wurde.
Ich legte einen Gang zu und versuchte so schnell wie möglich zu Hause anzukommen - und das trocken.
Doch dann fielen und fielen die Regentropfen vom Himmel und von jetzt auf gleich hatte ich das Gefühl, Gott kippte da oben direkt einen ganzen Eimer aus. Zumindest fühlte es sich so an.
Schnell zog ich mir meine Kapuze von der Strickjacke über den Kopf und hoffte, dass wenigstens meine Haare trocken blieben. Doch was erwartete man schon bei einer Strickjacke? Natürlich weichte diese innerhalb von ein paar Minuten komplett durch.
Mit einer Laune, wie zehn Jahre Regenwetter, lief ich auf dem Bürgersteig die letzten Meter zu unserer Wohnung entlang. Auch wenn ich mit meinen Nerven völlig am Ende war, freute ich mich dennoch auf ein schönes, warmes Bad zu Hause.
Als ich kurz vor unserem Eingangstürchen stand, versuchte ich meine Freudensprünge zu
unterdrücken.Gerade als ich den Griff des Türchens herunterdrücken wollte, schreckte ich durch eine laute Hupe eines Autos zusammen. Und bevor ich mich auch nur umdrehen konnte, merkte ich nur, wie mir eine große Menge Wasser ins Gesicht spritzte.
Mit den Ärmeln meiner Jacke wischte ich mir schnell die Augen sauber und sah direkt an mir herunter. Ich hatte zwar nicht gesehen, was passiert war, aber ich wusste direkt, dass ich dieser unendlich schönen Pfütze vor dem Bordstein mein Glück zu verdanken hatte.
Bevor ich jedoch meinen Aggressionen freien Lauf lassen konnte, hörte ich eine Autotür zu knallen und mein Blick schweifte in diese Richtung. Ein jüngerer Mann kam auf mich zu gejoggt und bevor ich sein Gesicht erkennen konnte, fing dieser bereits schon an zu sprechen.
„Das tut mir so leid! Ich musste eben einem Auto aus dem Gegenverkehr ausweichen und musste deswegen ein wenig Richtung Bordsteinkante ausweichen. Wenn Sie möchten, bezahle ich Ihnen die Reini.." Er blickte zu mir hoch, als er mit mir auf einer Höhe war und sofort geriet er ins stoppen. „Sie?" Geschockt musterte ich sein Gesicht.
Ich brauchte einen kleinen Moment, um zu realisieren, wer dort vor mir stand. „Ich dachte wirklich, dass vorhin im Café war für heute erstmal die letzte Begegnung." „Ich freue mich auch Sie zu sehen, Mr. Hamilton." ironisch grinste ich, drehte mich um und lief auf unser Türchen zu, um reingehen zu können. „Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden."
Immer noch komplett durchnässt öffnete ich das Tor zu unserem Haus und bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, wurde ich von ihm aufgehalten. „Ich denke mal, dass Sie dann eine spezielle Reinigung Ihrer Kleidung nicht nötig haben. Außer natürlich, Sie tragen heute ausnahmsweise teure Sachen."
Fassungslos widmete ich mich ihm wieder und konnte kaum glauben, was dieser Kerl für Worte von sich gab. Ich wusste wie diese reichen, arroganten Schnösel tickten, aber selbst er war mir dann doch zu abgehoben von dieser Welt.
„Sparen Sie sich Ihre demütigenden Wörter und heben Sie sich diese für Ihre Mitarbeiter oder Betthäschen auf."
Somit ging ich ohne noch ein Wort zu sagen Richtung Haustür und hörte wenige Sekunden später nur eine Autotür, die aggressiv zugeknallt wurde.Gott, was war denn mit dem falsch?
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Addicted to Love
RomanceReich zu sein heißt manchmal nicht, dass man auch glücklich damit ist. Das bekommt auch Samantha am eigenen Leib zu spüren. Rausgeworfen von ihren eigenen Eltern in ihrer Heimat Denver, aber mit ganz neuen Zielen auf eigenen Füßen zu stehen, zieht...