Willkommen in der Familie

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Als am nächsten Morgen der Wecker ihres Smartphones klingelte, hätte Jenny es am liebsten an die Wand geworfen, aber da sie eher sparsam war und kein Vermögen für ein neues Smartphone ausgeben wollte, ignorierte sie den Drang und erstickte das Telefon lieber mit ihrem Kopfkissen. Natürlich nützte das nicht viel und die übermüdete Frau erhob sich nur 5 Minuten später aus ihrem Bett.


„Na, konntest du nicht schlafen?", fragte Donna, die schon vor einer halben Stunde aufgewacht war und nur noch ihre Sportkleidung aus dem Schrank holte, um mit Tramaine und Reece ins Fitnessstudio zu gehen. Ihre Frage war ziemlich überflüssig, denn sie hatte selbst gesehen, wie Jenny noch lange in ihrem Zimmer vor ihrem Tablet gesessen hatte.


Nachdem Jenny nach einer erfolgreichen Probe mit Tom und einem ereignislosen Einsingen mit ihrem Musicalteam nach Hause gekommen war, hatte sie sich direkt umgezogen und sich dann mit ihrem Tablet in ihr Zimmer zurückgezogen. Zuerst hatte sie sich die neuesten Videos von Dean angesehen, wie er mit den Teilnehmern die Choreographie für die Songs einstudierte. Sie war erleichtert gewesen, dass die Tanzschritte nicht allzu schwer waren und nur hier und da etwas kompliziertere Schrittfolgen kamen, meistens aber, wenn die Kandidaten nicht singen mussten.


Nachdem sie damit fertig war, hatte sie sich an die Vorbereitungen für die kommende Woche gemacht, da sie am Montag keine Zeit dafür hatte. Sobald ihre Mitbewohner nach einer erfolgreichen Vorstellung in die gemeinsame Wohnung zurückkehrten, hatte sie dann ihre heimliche Arbeit beendet und damit begonnen, sich weitere Werke von Tom anzusehen.


Da sie bereits alles gesehen hatte, was Marvel zu bieten hatte, und da sie auch die Serie "The Night Manager" gesehen hatte, für die er einen Emmy bekommen hatte, war sie froh, im Internet auf eine Aufzeichnung des Shakespeare-Stücks "Corolianus" gestoßen zu sein, das im Donmar Warehouse inszeniert wurde. Tom spielte darin die tragische Hauptfigur Caius Martius Corolianus und Jenny hatte während ihrer Recherchen über Tom nur Lob über dieses Stück gehört. Das Stück hatte sie letzten Endes bis kurz nach Mitternacht wach gehalten, bevor sie endlich eingeschlafen war.


Jenny wäre am liebsten mit ihren Freunden ins Studio gegangen, um wieder in ihren alten Trott zu kommen, aber im Moment war es wirklich schwer für sie und sie war froh, dass sie ein Typ war, der solche kleinen Rückschläge körperlich gut wegstecken konnte, ohne dass es gleich nach außen sichtbar wurde.


Da sie erst um halb eins im Theater sein musste, beschloss sie einfach, ihre Laufschuhe anzuziehen und ihre müden Glieder mit einer Joggingrunde aufzuwecken. Also schlüpfte sie in ihre Joggingsachen und verließ ihre Wohnung, bewaffnet mit ihrem Handy und Kopfhörern.


Sie rannte in Richtung Regent Park, lief einmal um den Outer Circle und kehrte dann nach Hause zurück, um zu duschen. Sie hatte Glück, dass es mittlerweile Anfang September war und die Temperaturen am Morgen wieder etwas moderater waren, denn sie merkte recht schnell, dass sie in den letzten 2 Monaten recht wenig für ihre Kondition getan hatte. Wäre jetzt noch die trockene Hitze von Juli oder Anfang August hinzugekommen, wäre sie wahrscheinlich mit der U-Bahn vom Park nach Hause gefahren.


So aber schaffte sie es, mit einigen Gehintervallen am Ende, ihre überambitionierte Runde zu beenden. Sie erinnerte sich an ihre Anfänge hier in London vor drei Jahren, als sie mit Dave und Shaun regelmäßig morgens eine Runde um den Outer Circle gelaufen waren, aber irgendwie war das nach der langen Schließungsphase vor zwei Jahren nicht wieder in Gang gekommen, weil jeder seine eigenen neuen Trainingswege gefunden hatte.

When words fail, music speaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt