Perfect

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Die Sonne war gerade untergegangen als die vier Briten zusammen mit Eileen und Charles in die Taxis stiegen und sich zu der Adresse fahren ließen, die Natalie von ihrer Cousine Genet bekommen hatte. Es war keine besonders lange Fahrt, doch das Haus lag eindeutig in einer eher ruhigen Gegend der Stadt. Jenny merkte gar nicht wie nervös sie doch war, erst als Tom beruhigend seine Hand über ihre legte und sie festhielt damit sie ihre Hände nicht mehr kneten konnte bemerkte sie die innere Unruhe, die sie gepackt hatte, als sie in das Taxi gestiegen waren. "Das wird sicherlich ein wundervoller Abend werden, Liebes.", sagte Tom zu ihr und führte ihre Hand zu seinen Lippen, um einen kurzen Kuss darauf zu hauchen. Insgeheim liebte er es, wenn sie unsicher war, denn dann konnte er ihr halt geben und ihr zeigen, dass er sie zu jeder Zeit an ihrer Seite stand und sie immer beschützen würde. Jenny nickte nur unsicher und schluckte einmal als das Taxi dann tatsächlich vor einem großen rostig aussehenden Metalltor stand. Allerdings war ihr schon beim ersten Blick klar, dass das mindestens zweieinhalb Meter hohe und mindestens doppelt so lange Tor nicht rostete, sondern einfach nur so aussah, denn für wirklichen Rost war der Rest des Hauses einfach zu gepflegt. Die weiße Steinmauer, in die das Tor eingefasst war, sah aus wie frisch gestrichen und auch der Boden direkt vor dem Tor war in einem wunderschönen lockeren Stil gepflastert. Das Tor an sich war mit wunderschönen Fräsarbeiten die mit braunem, zum rost-ton passenden Glas abgesetzt waren, um ein Hindurchsehen zu verhindern.

Jenny's Nervosität stieg noch, als sie aus dem Taxi ausstieg und man deutlich etliche Stimmen hinter dem Zaun und der Steinmauer vernehmen konnte. Anscheinend gab es dahinter einen Innenhof, auf dem sich tatsächlich viele Leute versammelt hatten.

"Alles wird gut.", flüsterte Tom ihr ins Ohr als Natalie eine kleine Klingel auf der weißen Steinmauer gedrückt hatte und die Stimmen hinter dem Tor plötzlich verstummten. Dann öffnete sich eine kleinere Tür, die in das Tor eingelassen war und ein dunkelhäutiger Mann in einer weißen Tunika öffnete ihnen mit einem breiten Lächeln die Tür. "Kommt, rein. Kommt, rein.", sagte er mit einem weiten Grinsen und winkte seine Besucher hinein. Tom musste Jenny einen leichten Schubs geben, damit sie es schaffte den ersten Schritt durch das Tor zu gehen doch als sie hindurchtrat, war sie überwältigt.

Mindestens 30 Personen standen in dem gepflasterten und mit Pflanzen und Glühbirnen geschmückten Innenhof und fingen auf einmal an zu Jubeln und mit ihren Fingern und Zungen zu schnalzen als die Besucher eintraten. Jenny's Augen flogen von einer Person zur nächsten und sie konnte ein nervöses Lachen nicht unterdrücken. So viele Augenpaare die auf sie und die anderen gerichtet waren.

"yebētesebi āsitedadarī inidemehonē, bet'ami benafek'uti bētesebiwo mekakeli inikwani dehina met'achihu.", sagte dann Onkel Dejen und breitete seine Arme demonstrativ weit aus, um alle Neuankömmlinge einzuschließen. Eileen und Charles hatten sich mit ihren Kameras etwas weiter nach hinten gestellt, denn auch wenn dieser Abend keinesfalls in dem Bericht der UNICEF erscheinen würde, würde es sicherlich ein Erinnerungswürdiger Abend werden und den hielt man am besten fest.

Natalie erklärte Jenny und den anderen kurz, dass Onkel Dejen sie nach alter Tradition in der Familie willkommen geheißen hatte und bedankte sich dann auf Traditionelle Weise, ebenfalls in Amharisch, was die anwesenden Verwandten natürlich über alle Maßen freute. Dann wechselte sie allerdings in ihre Muttersprache, da ihr Amharisch zwar besser war als das ihrer Schwester, es aber nicht für eine ausführliche Vorstellung reichte. Natürlich waren alle begeistert von der Vorstellung eine bekannte Persönlichkeit unter sich zu haben und einige von Ihnen schienen Tom sogar tatsächlich von der Leinwand zu kennen, immerhin gab es auch hier in Addis ein Kino, in dem die Marvel Filme gezeigt wurden. Die größere 'Attraktion' waren jedoch ohne Zweifel die beiden Schwestern, die so herzlich begrüßt wurden, dass Jenny nach dem festen aneinander drücken mehrerer Köpfe einen deutlich dunkleren Kreis auf ihrer Stirn hatte. Die älteren von ihnen wollten natürlich einfach alles über Jenny und Natalies Mutter wissen, wie es ihr in England ergangen war und eine ihrer Tanten wollte sogar wissen, warum Ayana Jones nach ihrer Hochzeit mit Jennys Vater niemals zurück zu ihrer Familie gekommen war, doch das konnte keine der beiden jungen Frauen beantworten.

When words fail, music speaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt