Neue Herausforderung

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Als Jenny abends nach Hause kam, hatte sie beschlossen, Tom noch eine Nachricht zu schreiben, in der sie sich dafür bedankte, dass er sie und ihre Nichte in den Zoo begleitet hatte, aber dann war sie ziemlich schnell eingeschlafen, denn der Besuch im Zoo und die Aufregung vorher wegen Tandele hatten sie doch ziemlich mitgenommen.


Nachdem sie ihrer Mitbewohnerin Kopfschmerzen vorgetäuscht hatte, hatte sie es sich einfach mit ihrem Tablet auf ihrem Bett gemütlich gemacht und wollte etwas lesen, aber sie hatte noch nicht einmal einen Absatz gelesen, da fielen ihr auch schon die Augen zu und sie wachte erst wieder auf, als Donna ins Zimmer kam und ihr vorsichtig das Tablet abnehmen wollte. Verschlafen legte sie das Tablet zur Seite und schlief sofort wieder ein. Sie wachte erst am Morgen auf, als ihr Wecker klingelte.


Als sie schlaftrunken nach ihrem Smartphone griff, um den Wecker auszuschalten, sah sie sofort, dass sie am Abend zuvor anscheinend etwas verpasst hatte, denn es wurde ein Anruf in Abwesenheit angezeigt, und zwar von Tom. Sie fragte sich, warum er nach ihrer kurzen Nachricht versucht hatte, sie zu erreichen, beschloss aber, ihn vorerst nicht zurückzurufen. Schließlich hatte er am Abend zuvor einen Auftritt gehabt und schlief wahrscheinlich noch.


Aber sie musste zugeben, dass sein Name auf ihrem Smartphone ihr ein leichtes Lächeln ins Gesicht zauberte und ihr den Morgen eindeutig versüßte. Sie war sogar so gut gelaunt, dass sie zum ersten Mal seit langem wieder das kleine Radio im Badezimmer einschaltete und unter der Dusche lauthals mitsang.


„Du hast heute gute Laune, aber ich fürchte, die wird dir bald vergehen", sagte Reece, und es klang nicht so, als ob er scherzte. Verwirrt sah sie ihn an und ihre Mundwinkel senkten sich langsam, während sie sich im Zimmer vergewisserte, dass mit ihren Mitbewohnern alles in Ordnung war. Nach dem gestrigen Schock mit Tandele hatte sie wirklich keine Lust auf weitere Hiobsbotschaften, aber anscheinend würde es ihr nicht erspart bleiben.


Leider schien Tandele nicht der einzige zu sein, der am Vortag die Notaufnahme eines Krankenhauses von innen gesehen hatte. Anscheinend war Janique von einem Rollerfahrer angefahren worden und lag nun einige Tage im Krankenhaus und würde wahrscheinlich für mindestens 3-4 Wochen ausfallen. Es musste also jemand gefunden werden, der ihren Platz einnehmen konnte.


Natürlich gab es dafür die sogenannten Standby's, aber Moya, Janiques Standby, hatte sich am Samstag eine leichte Erkältung eingefangen, die dazu führte, dass sie einen Teil ihrer Stimme eingebüßt hatte und deshalb heute auf keinen Fall einspringen konnte. Für Jenny bedeutete das, dass sie eine der anderen Damen des Ensembles darauf vorbereiten musste, in die Rolle der Nala zu springen, während sie sich den Text notfalls über ein In-Ear-Stück einflüstern ließ. Für einen kurzen Moment überlegte sie sogar, ihre Kollegin Paula anzurufen, die für die Vocals der UK & Ireland Tour des Musicals verantwortlich war, aber leider waren diese gerade in Schottland und daher nicht einfach abrufbar. Also musste jemand aus dem Stamm-Ensemble einspringen, und das war für Jenny ein echtes Problem. Auf der einen Seite musste sie die beste Wahl für das Musical treffen, auf der anderen Seite wollte sie ihre Freunde nicht bevorzugen oder ihnen auf die Füße treten.


Alles in allem war es wahrscheinlich egal, wen sie wählte, es war immer die falsche Wahl. So oder so. Das einzig Gute an der Sache war, dass ihre Mitbewohner nicht in Frage kamen. Reece aus offensichtlichen Gründen, da Nala eine Löwin war und Donna und Tramaine kamen nicht in Frage, weil es auf ihrer Position keinen Ersatz gab. Ihr schwirrten 2-3 Namen im Kopf herum, aber sie war sich nicht wirklich sicher.

When words fail, music speaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt