„Meinst du, du bist soweit?" Jenny drehte sich eher steif nach hinten um. Tom stand hinter ihr und sie hatte sich leicht an ihn gelehnt in der Hoffnung, dass deine Berührung sie etwas ablenken konnte. Sie war sich nicht mehr sicher, ob diese doch eher rabiate Idee ihrer Freunde wirklich das wahre für sie war. Aber sie hatte zugestimmt. Bisher hatte sie auch gedacht, dass es ihr helfen würde, wenn Tom und Natalie bei ihr waren. „Wir sind hier, Jen. Dir wird nichts passieren.", versicherte ihre Schwester sie und legte ihre Hand auf Jennys Schulter. In den letzten 1 ½ Wochen war Jenny weiterhin immer wieder im Grasbüschelkostüm hinter der Bühne gestanden und es war ihr deutlich schwergefallen, aber sie hatte es tatsächlich bis auf die Bühne geschafft und hatte nach einer Sekunde der leichten Panik, während sie langsam nach oben gefahren wurde, es tatsächlich geschafft auf die Bühne zu treten und das Stück mit ihren Freundinnen zu performen. Jenny war danach vor lauter Aufregung beinahe umgekippt, aber sie war stolz auf sich gewesen, dass sie es tatsächlich geschafft hatte. Und dann, waren Keitu, Ryesha und Donna auf diese unheimlich schlechte Idee mit der ‚Schocktherapie', wie sie es nannten. In ihrer Euphorie des ersten Erfolgs hatte Jenny zugestimmt, war dann aber doch unruhig geworden und sowohl Tom als auch Natalie hatten darauf bestanden für sie da zu sein. Jetzt stand sie hier, ohne Grasbüschel Kostüm, aber dennoch auf dem Weg auf die große Bühne des Lyceum auf die gerade ca. 2000 Leute im Auditorium blickte. Keitu und die anderen waren auf die Idee gekommen, dass es doch auch einmal Zeit war die Leute hinter der Bühne zu ehren und nicht immer nur das Ensemble und den Regisseur. Sie hatten geplant nach der Verabschiedung einmal jede Abteilung auf die Bühne zu rufen und ihnen denselben Applaus zukommen zu lassen den sie immer bekamen. Die meisten empfanden das sicherlich als nette Geste und hatten keinerlei Probleme damit raus auf die Bühne zu treten, aber Jenny brauchte dabei noch sichtlich Unterstützung. Tom hatte ihr sogar angeboten mit ihr auf die Bühne zu kommen, aber Jenny hatte nur abgewunken und erklärt, dass das doch ziemlich seltsam wirkte, wenn jemand mit auf die Bühne kam, der doch offensichtlich nichts mit der Produktion zu tun hatte. Außerdem hatte sich Celise bereiterklärt als Dance Supervisor zusammen mit Jenny auf die Bühne zu treten, daher würde sie nicht allein sein. Außerdem würden alle, die vor ihr auf die Bühne gerufen wurden auch schon dort stehen. Aber für einen kurzen Moment würde sie mehr im Fokus stehen als je zuvor und das bereitete ihr Probleme. „Ich muss so weit sein.", antwortete sie Tom nur wenig überzeugt. Bis zur Aufzeichnung des Finales waren es nur noch 6 Wochen und bis dahin durfte man vor allem in ihrer Stimme keine Anzeichen von Panik mehr hören. Sie musste ihre Angst zwar nicht vollkommen ablegen, sie musste allerdings so klein geworden sein, dass sie sie nicht mehr davon abhielt vor vollkommen Fremden zu singen. Dafür musste sie so oft wie möglich auf der Bühne die Erfahrung machen, dass niemand sie auslachte.
„Unsere Dance und Musical Supervisor Celise Hicks und Jennifer Jones!", rief Shaun auf der Bühne aus und Jenny konnte nicht mehr reagieren bevor Celise sie auch schon an der Hand griff und mit sich zog. Hinter sich hörte sie nur ein „Du schaffst das!" von Natalie die genauso aufgeregt schien wie ihre kleine Schwester. Jenny und Celise traten von der Seite auf die Bühne und die gleißenden Scheinwerferlichter ließen sie einen Moment erblinden. Als ihre Augen sich an das helle Licht gewöhnt hatten sah sie allerdings die Menge direkt vor ihr wie sie alle standen und klatschten. Sie waren sicherlich nicht für Jenny aufgestanden, aber es tat wirklich gut einmal zu sehen, wie einem eine Masse zujubelte und nicht auslachte. Durch das Licht im Innenraum des Auditoriums konnte sie auch in die Gesichter der ersten paar Reihen blicken und das bestärkte sie noch mehr in dem Wissen, dass diese Leute sie keineswegs auslachten, sondern sich freuten, ihr dankten, dass sie dieses Musical Tag für Tag am mit am Leben hielt. Dennoch merkte sie noch dieses nervöse Kribbeln in ihren Knochen das sie am liebsten hätte zur Flucht ansetzen lassen. „Und, um sie davon zu überzeugen, dass nicht nur wir aus dem Ensemble wissen, was wir tun, werden unsere beiden Supervisor jetzt etwas zum Besten geben." Jenny rutschte förmlich das Herz in die Hose. Alle coolness die sie bisher gehabt hatte, verging in einem einzigen Augenblick. Beinahe etwas panisch sah sie an die Seite wo Tom und Natalie standen, beide leicht geschockt, aber voller unterstützender Zuversicht. Zu Jennys großem Glück bemerkte Celise die plötzliche Anspannung in ihrer Kollegin und gab ein Zeichen, dass sie beginnen würde. Anscheinend hatte sie von der ganzen Sache durchaus gewusst, denn anderes konnte Jenny sich nicht erklären, dass sie direkt wusste, was sie tanzen sollte. Jenny hingegen war gar nicht richtig in der Lage sich etwas zu überlegen. Am liebsten wäre Jenny in diesem Moment von der Bühne gerannt und einfach nie wieder zurückgekommen, so sehr sie diese Arbeit am Musical auch liebte. Das konnte sie einfach nicht durchstehen.
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When words fail, music speaks
FanfictionJennifer Jones, Musical Supersvisor bei einem der beliebtesten Musicals in London, war darauf gefasst, dass ihr neuer Nebenjob bei einer ITV Produktion anstrengend und spannend werden würde. Sie hatte jedoch sicherlich nicht damit gerechnet, dass si...