Winter in Aldeburgh

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Nach der Premiere war Jenny froh, dass sie diese Feuerprobe bestanden hatte und auch die Presse redete positiv über die Premiere und auf den Bildern, die von ihr und Tom geschossen worden waren, sah man weder, dass sie Schwanger war, noch sah sie in irgendeiner Weise seltsam aus. Auch Tom war zufrieden damit gewesen, wie die erste Veranstaltung gemeinsam mit Jenny gelaufen war. Er war stolz auf sie, wie sie die für sie sicherlich stressige und überfordernde Situation gemeistert hatte. Sie waren beide durchaus erfreut darüber, dass nach diesem Auftritt und einigen gut platzierten Informationen an die Presse, diese die beiden zumindest die meiste Zeit in Ruhe ließen. Sie konnten gemeinsam mit Bobby spazieren gehen, und an den von den beiden am meisten Besuchten Orten stand niemand mehr bereit, um sie abzulichten. Natürlich liefen sie ab und zu dem ein oder anderen Paparazzo über den Weg, aber die meisten Fotos kamen nicht in die Presse. Es hatte in den Wochen bis Heiligabend andere Themen gegeben. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Qatar war beendet und die englische Nationalmannschaft war nach dem viertel Finale gegen Frankreich nach Hause gefahren. Seitdem waren heimgekehrten Spieler von der Presse bis aufs kleinste durchleuchtet worden. Das gab Jenny und Tom etwas Luft zum Atmen und die Möglichkeit sich auf die Feiertage vorzubereiten. Jenny war noch etwas nervös wegen den Tagen, die sie mit Tom bei seiner Mutter verbringen würde. Dementsprechend angespannt war sie auch, während sie gemeinsam mit Tom auf dem Weg nach Aldeburgh war. Die Fahrt von London an den Küstenort dauerte ungefähr 2 1/2 Stunden und war größtenteils entspannt.

"Ich habe uns ein Zimmer in einem Hotel direkt an der Küste reserviert.", sagte Tom mit einem breiten Grinsen. Jenny war darüber jedoch ziemlich verwundert, denn immerhin war sie davon ausgegangen, dass sie bei Toms Mutter schlafen würden. "Nein, das hatte ich nicht vor. Aus dem Alter wo es gut ist bei seiner Mutter im Haus zu schlafen, wenn man Besuch hat, bin ich lange raus.", sagte er zwinkernd. "Außerdem schlafen Sarah und ihre Familie schon bei Mom, ich denke das reicht." wahrscheinlich hatte er mit allem noch nicht einmal so unrecht. Auch Emma und ihr Mann würden nicht bei ihrer Mutter wohnen. Allerdings war der Grund dafür eher, dass Emma immer die rebellische der drei Geschwister gewesen war und das Verhältnis zu ihrer Mutter nicht ganz so eng gewesen war. "Ich kann mir vorstellen, wie es für sie gewesen sein muss.", bemerkte Jenny und sie wunderte sich nicht über Toms Blick. Er als das mittlere Kind, der einzige Sohn, konnte es gar nicht wissen. Mütter und ihre Söhne verband immer ein weitaus stärkeres Band als es bei Müttern und Töchtern der Fall war und wenn man dann auch noch das jüngste von drei Kindern war, war das noch einmal eine ganz andere Nummer. Bei dem, was Jenny über Emma wusste, hatte sie sich wahrscheinlich ihr Leben lang ihren älteren Geschwistern gegenüber benachteiligt gefühlt. Hatte sich von Sarahs perfektem Kleinstadtleben und Toms einmaliger Karriere in den Schatten gestellt gefühlt und hatte sich aus Angst vor Zurückweisung ihren Eltern gegenüber immer mehr distanziert. Sie hatte das Bedürfnis sich klarer abzugrenzen, obwohl sie auch die tiefe Verbundenheit zu ihren Geschwistern verspürte. "Hast du schon einmal darüber nachgedacht Psychologie zu studieren?", fragte Tom scherzhaft, aber er konnte nicht verleugnen, dass eine gewisse Wahrheit in ihren Worten steckte. Er war tatsächlich derjenige mit dem besten Verhältnis zu seiner Mutter, wobei sich Sarah auch wunderbar mit ihrer Mutter verstand, weil sie ihre Ideale und Ansichten teilte.

"Der weiße Löwe.", las Jenny überrascht vor als Tom das Auto in einen Hinterhof eines kleinen, dörfischen Hotels fuhr und anhielt. Tom hatte ihr erzählt das der Ort, an dem seine Mutter wohnte, weniger als 3000 Einwohner zählte, aber sie war überrascht, wie altmodisch dieses Hotel doch von außen aussah. Selbst die weiße Fassade konnte bei diesem ersten Eindruck nicht weiterhelfen. "Ist der Name ein Zufall oder hast du es dir deswegen ausgesucht?", fragte sie ihn erstaunt. Er zuckte unschuldig mit den Schultern und eröffnete ihr, dass es noch drei weitere Optionen gab, er aber einerseits den Namen sehr passend fand, und andererseits mindestens eines von ihnen wegen schlechter Erinnerungen ausfiel. Jenny konnte sich nur zu gut vorstellen, dass Tom den kurzen Tripp mit Taylor zu seiner Mutter am liebsten aus seinem Gedächtnis gelöscht hätte. "Willkommen im White Lion, Mr. Hiddleston. Es ist mir eine Ehre, dass sie sich für unser Hotel entschieden haben." Begrüßte sie dann eine ältere Dame sichtlich nervös. Wahrscheinlich war Tom der erste berühmte Gast, der dieses Hotel besuchte. Tom lächelte sie freundlich an und sie wurden durch das Hotel geführt. Es war ein kleines, familiäres Hotel, deswegen aber umso schöner. Die Einrichtung war neu, man hatte jedoch darauf geachtet, dass der Vintage Style vollkommen im Einklang mit dem eher älteren Gesamteindruck harmonierte. Man sah dem Gebäude deutlich an, dass es zu einer Zeit erbaut worden war, wo konkrete Bauvorschriften und gerade Wände und Böden noch nicht von Bedeutung gewesen waren, aber es gab dem Hotel einen wunderbar romantischen Charme. Die Zimmer waren ebenfalls modern aber dennoch zurückhaltend eingerichtet. Das Badezimmer war groß und besaß sowohl eine begehbare Dusche als auch eine große Eckbadewanne. "Die Hochzeitssuite ist das größte Zimmer, das wir zu bieten haben.", erklärte die ältere Dame und es klang beinahe, dass sie sich schämte ihm nichts Besseres anbieten zu können. Auch Tom schien das gemerkt zu haben und er drehte sich zu der Frau um, beugte sich etwas zu ihr herunter und nahm ihre Hände in seine. "Das Zimmer ist wundervoll, Madam. Ich bin mir sicher wir werden unseren Aufenthalt hier sehr genießen.", sagte er und Jenny konnte förmlich sehen, wie die Hoteleigentümerin weiche Beine bekam. "Er weiß, was er tut, oder?", fragte die leicht rot gewordene Frau an Jenny gewandt. Jenny musste kurz glucksen, zuckte dann jedoch mit den Schultern. "Ich bin mir nicht sicher, ob er das ganze Ausmaß erkennen kann." Jenny sagte dies Scherzhaft, aber es war auch etwas Wahres daran. Sie wusste tatsächlich nicht, ob Tom wirklich bewusst merkte, dass er nur mit seinem Lächeln eine Frau vollkommen entwaffnen konnte. "Eine Frau in meinem Alter mit einem schwächeren Herz läge wahrscheinlich jetzt auf dem Boden.", lachte sie als Tom die beiden Frauen verwundert ansah. Das verstand er dann und rieb sich verlegen den Nacken, was die Sache sicherlich nicht einfacher machte. "Wenn sie irgendetwas brauchen, es ist immer jemand an der Rezeption erreichbar.", verabschiedete sie sich dann und ließ die beiden in ihrem Zimmer zurück.

When words fail, music speaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt