Familienbande

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Es war mittlerweile Ende Januar und das gewohnte, regnerische Wetter hatte London fest in seinem Bann. Jenny hasste die dicken grauen Wolken die sich eigentlich den ganzen Winter über starr über der Stadt hielten und nur selten einmal Platz für vereinzelte Sonnenstrahlen ließen. Umso glücklicher war sie, über die kleinen Hoffnungsstreifen, wenn sich einmal mehr die Sonne durch das triste Grau kämpfen konnte. Meistens, wenn sie nicht gerade im Lyceum hockte, was durchaus keine Seltenheit war, schnappte sie sich dann Bobby und nutzte die kleinen trockenen Fenster, um zumindest etwas Vitamin D und frische Luft zu tanken indem sie mit dem aktiven Field Spaniel eine Runde zu gehen. Auch Tom ließ sich normalerweise eine solche Chance nicht entgehen, leider war er an diesem Morgen jedoch bereits sehr früh aus dem Haus gegangen. Es ging um die Planung von nötig gewordenen Nachdrehs für die zweite Staffel der Marvel Serie für die er nicht nur als Hauptdarsteller vor der Kamera, sondern auch als ausführender Produzent hinter der Kulissen stand. Ebenso musste geklärt werden, wie die Werbetrommel für die kommende Staffel gerührt werden sollte und das würde Zeit in Anspruch nehmen.

Nach einem kurzen lauf durch die Straßen von Belsize Park war Jenny dann endlich im Regents Park angekommen und genoss die kalte, aber ausnahmsweise trockene Luft. Bobby schien allerdings was den Mangel an Regen anging anderer Ansicht zu sein als Jenny und nutzte die erstbeste Möglichkeit sich genüsslich in der ersten großen Matschpfütze zu wälzen die er im Park finden konnte. "Bobby nicht!", rief Jenny noch aus, doch es war schon zu spät. Mit hocherhobenem Schwanz kam Bobby zu ihr gerannt und sie konnte nur das schlimmste verhindern indem sie hinter einen der Bäume sprang als sich der Spaniel genau vor ihr schütteln wollte. "Wie soll ich dich denn wieder sauber bekommen?", fragte sie in verzweifeltem Ton, drehte sich jedoch verwundert um, als sie hinter sich ein leises kichern hörte. "Ich würde sagen, da muss jemand dringend in die Badewanne.", kommentierte eine Jenny keinesfalls unbekannte Stimme amüsiert. Es war Tom's jüngere Schwester Emma, die anscheinend gerade selbst die Regenpause genutzt hatte, um etwas Sonne zu tanken. Bobby, der die Schwester seines Herrchens natürlich sofort erkannte zog heftig an der Leine die Jenny ihm mittlerweile wieder angelegt hatte und riss Jenny einen Schritt hinter sich her. Glücklicherweise konnte Jenny jedoch durch einen kurzen Ruck schlimmeres verhindern, sodass Emmas Roter Mantel zumindest vor einer Matschladung verschont blieb, die Bobby sonst sicherlich darauf hinterlassen hätte. "Ihr beide, scheint noch ein paar Kommunikationsprobleme zu haben.", stellte Emma lachend fest, während sie sich leicht zu Bobby hinunter beugte, um den aufgeweckten Vierbeiner gebührend zu begrüßen. "Ich gebe zu, dass wir noch nicht richtig geklärt haben, wer der Chef ist, wenn Tom nicht dabei ist." Auch Jenny musste leicht lachen als Bobby sich nun wie ein Stein auf den Boden fallen ließ und Emma seinen mit Matsch bedeckten Bauch entblößte und diese sich strickt weigerte das dreckige Fell anzufassen, egal wie der junge Hund sich vor ihr wand. Da Emma an diesem Vormittag nichts weiter vorhatte, bot sie Jenny dankenswerter Weise an ihr bei der Säuberung des sich bewegenden Matschklumpens zu helfen und die beiden Frauen machten sich auf den Weg zurück zu dem Doppelhaus im Belsize Park.

"War beim Ultraschall alles in Ordnung?", fragte Emma dann nach einiger Zeit in der die beiden Frauen sich noch weiter über Bobby und seine schien unendliche Energie unterhalten hatten. Jenny war verwundert über die Frage, hatte sie doch angenommen, dass Tom seine Familie was die Schwangerschaft anging auf dem laufenden hielt. Emma gab jedoch zu bedenken, dass Tom bei all dem Charme den er ohne Frage besaß auch nur ein Mann war und der Informationsfluss von seiner Seite her doch eher rar war. "Es ist ein pures Wunder, dass ich weiß, wo ihr wohnt.", witzelte Emma leicht und erklärte Jenny, dass Tom oft nur nach Nachfrage mit Informationen herausrückte. Sie war sich allerdings sicher, dass er das keineswegs aus böser Absicht tat, sondern einfach nur, weil er nicht daran dachte. "Also, wie geht es meinen Nichten oder Neffen?", kam Emma dann wieder auf die eigentliche Frage zurück, nachdem die beiden sich den ganzen Weg zurück weiter darüber unterhalten hatten, dass Männer generell ziemlich schwerfällig in der Kommunikation waren. "Es geht den beiden soweit ganz gut. Laut der Ärztin sind beide gut entwickelt. Die Herzen schlagen stark und alles scheint normal zu laufen." Natürlich wollte Emma auch wissen, ob es schon einen Tipp bezüglich der Geschlechter der Zwillinge gab, aber auch wenn es Theoretisch möglich gewesen wäre, etwas zu sehen, hatte keines der beiden Kinder sich während dem Ultraschall gut präsentiert. "Sie vermutet, dass wir beim nächsten Ultraschalltermin genaues wissen, dann wollte sie auch einen 3D Scan machen." Dann machten die beiden Frauen sich daran sich um den vollkommen verschmutzten Hund zu kümmern. Sobald sie vor der Haustüre angekommen waren besorgte Jenny erst einmal ein Handtuch aus der Wäsche in das sie Bobby so gut es ging einwickelte und ihn dann gemeinsam mit Emma nach oben ins große Badezimmer trug. Dann war sie einmal mehr dankbar für ihre wunderbare begehbare Dusche. Auch wenn sie sicherlich danach erst einmal das ganze Badezimmer schrubben musste, war es ihr deutlich lieber den Hund einfach hinter die Glaswand zu stellen und das Wasser anzustellen, anstatt ihn zuerst in eine Wanne hieven zu müssen. Emma, die noch ziemlich überwältigt davon war, wie sich das Haus seit ihrem letzten Besuch verändert hatte, hätte ihr zwar helfen können, aber so war es wesentlich einfacher. Mit der Regendusche konnte sie zumindest schon einmal den gröbsten Dreck vom Fell des Vierbeiners entfernen, bevor sie sich selbst das Shampoo schnappte und den Spaniel gründlich einseifte bevor Emma dann alles mit dem Duschkopf wieder abspülte. Natürlich blieben die beiden Frauen nicht gerade trocken bei dieser Aktion und Jenny musste zugeben, dass sie sich selten so sehr darüber amüsiert hatte, wenn sie mit Matsch in Berührung kam. "Ich denke jetzt können wir duschen.", meinte Jenny seufzend als Bobby wieder sauber war, sie aber an sich herunter Blickte und einfach alles an ihr mit großen und kleinen Matschflecken bedeckt war.

When words fail, music speaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt