Für immer

habe mir das gut überlegt (Carlos)

Dieser Teil ist aus Sicht von Carlos geschrieben:

Die Winterpause war intensiv für mich. Die Zeit mit meinen Kindern war so wichtig! Nicht nur für mich, auch für die zwei. Gott ich liebe die beiden so. Emi kommt ohne Zweifel nach ihrer wunderbaren Mama, ohne die mein Leben keinen Sinn machen würde. Ihre bedingungslose Zuwendung, ihre lebensfrohe Art und die Kompromissbereitschaft sich immer hinter meinem Job zu stellen bewundere ich und macht mich andererseits auch ein wenig traurig.
Ich habe viele Momente verpasst, war nicht da, und das fange ich an zu bereuen.

Louisa versichert mir immer und immer wieder, dass alles ok ist. Das ich meinem Job - meiner Berufung - nachgehen und das alles nicht aufgeben soll. Doch wenn ich ehrlich sein soll, dieser Gedanke kommt mir in letzter Zeit immer öfter in den Sinn.

Warum gebe ich mich Rennen für Rennen in Gefahr? Wieso "spiele" ich mit meinem Leben, wenn ich doch lieber mit meinen Kindern spielen sollte. Wieso soll ich so viel Zeit in Hotels und in der Luft verbringen wenn ich doch ein Zuhause habe?

Ja, Motorsport und gerade Formel1 ist meine Passion, mein Leben und ich bin gut in dem was ich mache, aber es gibt so viel mehr auf der Welt. Ich habe Geld, so viel, dass ich niemals alles ausgeben kann, ich müsste rein theoretisch nicht mehr arbeiten. Allein von den laufenden Werbeeinnahmen ist mir, meinen Kindern, Louisa, meiner gesamten Familie ein sehr sehr gutes Leben gesichert.

"Carlos, ich verstehe nicht was du willst? Möchetst du dich gerade von mir trennen?"

Oh nein das kam ja total falsch rüber!

"Baby nein! Hör auf!" Ich springe vom Stuhl auf und gehe vor Lou in die Hocke. "Schatz du bist alles was ich brauche!" Sie schaut mich mit tränenden Augen an, ihr Blick verrät dass sie noch immer nicht versteht was ich ihr sagen möchte.

"Ich mache diese Saison noch, dann höre ich auf" sage ich und verschaffe ihr somit Klarheit. Sie drückt fest meine Hände und ihr Gesichtsausdruck wird sanfter. "Carlos..." fängt sie zögerlich an. Sie wird es mir nicht ausreden, dafür wünscht sie es sich zu sehr, aber sie wird es auch nicht einfach so hinnehmen. "Ich habe mir das gut überlegt, glaube mir." Sie nickt leicht und reist mich in eine dichte Umarmung.

Am nächsten Morgen habe ich Fred geschrieben und ihn um einen Termin gebeten. Ich werde am Nachmittag mich noch mit ihm treffen.

Ich richte meinen Hemdkragen als ich Louisa im Spiegel hinter mir im Türrahmen stehen sehe. "Ich hoffe du machst das für dich und nicht für mich" sagt sie und ich drehe mich zu ihr um. Ich sehe ihr an, dass sie schlecht geschlafen hat und sich auch irgendwie Vorwürfe macht. "Ich mache es, weil es sich für mich richtig anfühlt" erwidere ich und sie fängt leicht an zu lächeln.