Einsam und verlassen

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- Emma -

Seit 20 Minuten fahren wir nun immer tiefer in einen dicht bewachsenen Wald. Es dringt kaum noch Licht auf den Boden und ein leichter Nebel hat eingesetzt, was dies den perfekten Ort für eine Halloweenparty macht, würde ich nicht gerade von zwei völlig fremden Männern entführt werden.

„Könnt ihr mir nun endlich sagen, was ihr von mir wollt?" sage ich verzweifelt. „Geduld", spricht nun der zweite nicht ganz so attraktive Mann mit seinen dunklen Haaren, seinem dunklen Bart und dem braunen Mantel. „Das sagt sich so leicht. Ihr werdet ja nicht gerade von zwei Männern in einen dunklen Wald entführt.", gebe ich empört zurück.

Was mich allerdings schockiert ist nicht die Entführung selbst, sondern, dass ich in einer so prekären Lage unglaublich ruhig bin. Zu ruhig. In Filmen drehen die Opfer immer komplett durch, stehen kurz vor einem Nervenzusammenbruch und was mach ich, spreche mit meinen Entführern und lasse mich ohne großen Widerstand irgendwohin kutschieren.

Und da kommt es mir. Tiffany. Ich hatte sie in dem ganzen Wirbel komplett vergessen. Wenn ich nicht fünf Minuten zu früh zu unserem Treffen erscheine, wenn ich überhaupt nicht komme, wird sie sich unfassbare Sorgen machen und die Polizei rufen. Dann habe ich zumindest jemanden der nach mir sucht. Dass sie mich in dieser verlassenen Gegend finden werden, ist eine andere Sache. Aber es ist ein Anfang.

Auf einmal lichtet sich der Wald und wir befinden uns wieder auf einer ganz normalen Straße, die wie eine riesengroße Zufahrt aussieht. Vielleicht ist es ja eine kleine Stadt, keimt Hoffnung in mir auf. Doch Fehlanzeige vor mir erstreckt sich ein gigantisches Anwesen, fast wie ein Schloss nur viel moderner und irgendwie einladend.

Als hätten die Besitzer Wert darauf gelegt es gemütlich und heimisch aussehen zu lassen. Wir halten vor einer großen Treppe, die zu einer noch größeren Eingangstür führt. In dem Moment, in dem der Wagen hält öffnet sich die Tür und zwei weitere Männer treten heraus. An mangelndem Testosteron wird es mir wohl nicht fehlen.

Beide tragen schwarze glattgebügelte Anzüge und haben einen sehr ernsten Blick. Meine Entführer steigen aus. Der im Anzug öffnet mir die Tür und deutet mir an auszusteigen. Na wenigstens haben sie Manieren. Das erhöht meine Chancen aus dem Ganzen hier wieder lebend rauszukommen.

„Vielen Dank" antworte ich überschwänglich. „Es war eine anstrengende Fahrt könnten Sie bitte ein Bad einlassen und mir einen Tee servieren. Ich begebe mich so lange auf mein Zimmer und ruhe mich aus." „Haha, Temperament hat deine Kleine auch noch Ares."

Aha der Anzugträger heißt also Ares. Würde ich mich nicht in dieser misslingen Lage befinden, fände ich den Namen durchaus ansprechend. Mal eine Abwechslung zu den üblichen Namen die man ansonsten immer hört. Etwas Eigenes, das nur ihm gehört.

„Ihr habt die Lady gehört." entgegnet Ares. „Essen ist in einer halben Stunde fertig. Sei bitte pünktlich." Sagte er an mich gewandt. Mit dem Wissen wohl keine Antworten auf meine Fragen zu bekommen, folge ich den Männern schließlich in das Innere des Haues.

Es ist riesig. Die Wände reichen meterlang in die Höhe. Hier und da sind einzelne Vasen und Skulpturen aufgestellt und es ist angenehm warm. Einer der Männer führt mich die Treppen hoch, durch einen langen Gang bis ganz nach hinten. Er öffnet eine Tür und lässt mich eintreten.

Im Inneren steht ein riesiges Bett mit zahlreichen Kissen. Dahinter befindet sich eine Glasfront, die fast das gesamte Zimmer umfasst und wodurch man einen großartigen Blick auf die Landschaft draußen hat. Würde man hier einen Sessel hinstellen, könnte ich lesen und stundenlang in die Ferne blicken. Nicht das ich jemals hier wohnen würde, aber es ist ein schöner Gedanke.

Auf der anderen Seite entdecke ich eine weitere Tür. Also öffne ich sie neugierig und erblicke ein ebenfalls modern eingerichtetes Badezimmer. Sogar eine freistehende Badewanne wurde hier eingebaut. Daran grenzt ein kleineres aber mindestens genauso schönes Ankleidezimmer.

Ich male mir aus, all das würde mir gehören. Ich hätte genügend Platz jedem einzelnen meiner Kleidungsstücke den nötigen Raum zum Strahlen zu bieten. Zudem würde ich vereinzelt Blumen, Taschen oder Bücher in die Regale stellen, indirekte Lichter anbringen und immer für einen angenehmen Duft sorgen. An einem der Kleiderbügel hängt ein schlichtes, bodenlanges Kleid mit einem Zettel. Darauf steht in geschwungener Schrift. „Trag mich."

Wenn ich hier schon nicht weg kann, was durch die viele Security unmöglich erscheint, kann ich das Ganze zumindest auch genießen. Es kann ja sein, dass ich morgen schon gar nicht mehr lebe. Dann wäre es eine wirkliche Verschwendung meinen letzten Tag auf dieser Erde in Angst und Schrecken zu verbringen.

Der Mann, der mich hochgeführt hat, ist mittlerweile verschwunden. Also beschließe ich mir ein heißes Bad einzulassen und die nächste halbe Stunde darin zu entspannen. Auf einem Brett, seitlich der Badewanne erkenne ich eine Reihe von Badeprodukten. Instinktiv greife ich nach einem. Vanille und Sandelholz steht auf der Verpackung.

Ich überlege nicht lange und kippe den gesamten Inhalt in die Wanne, entledige mich meiner Kleider und lasse mich vorsichtig in das mittlerweile schäumende Bad sinken. Es ist großartig. Ich habe schon so lange nicht mehr gebadet, da in meiner kleinen Wohnung einfach nicht genügend Platz für eine Badewanne ist. Umso mehr genieße ich das hier.

Nach ca 20 Minuten verlasse ich die angenehme Wärme, trockne mich ab und ziehe das schwarze Kleid an, das ich vorher mit ins Bad genommen habe. Vorne befindet sich eine kleine Schleife und die Träger sind mit Perlen bestickt. Vorsichtig schlüpfe ich in den weichen Stoff und schließe den Reisverschluss. Es sitzt perfekt.

Die nächsten 5 Minuten verbringe ich damit sämtliche Schubladen und Türen zu öffnen und festzustellen, dass sie alle befüllt sind. Sogar Lippenstife und Make Up befindet sich darin.

Da ich noch kurz Zeit habe, schnappe ich mir eine Haarbürste und kämme mein Haar, damit es seidig an meinem Gesicht entlang fällt, lege ein leichtes Make Up auf und betone meine Augen. Zufrieden betrachte ich mein Werk. Im gleichen Moment klopft es an der Tür. „Sind Sie bereit für das Abendessen?"

Mafia PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt