Der Zusammenbruch

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- Emma -

Heute hatte mich Ares zum ersten Mal spüren lassen, wer er war. Das er nicht ein unschuldiger Banker war, der 80 Stunden seiner Woche im Büro verbrachte, hätte mir spätestens klar werden sollen, als er mit seiner Waffe vor meinem Gesicht herum gewedelt hatte, doch aus irgendeinem Grund wollte ich das nicht wahrhaben. Er ist gefährlich und nimmt sich immer das, was er will.

Ich bin nur eine weitere Schachfigur auf seinem Brett. Das ist mir im Auto als ich so gefesselt da saß mehr als nur bewusst geworden. In der Shopping-Mall angekommen ging ich dicht gefolgt von Ares und seinem Bodyguard in Richtung Abendkleider. Ich war noch nie auf einem Ball und wollte trotz der Umstände unglaublich aussehen. Immer wenn ich irgendwo hingehe, versuche ich mich etwas hübscher zu Kleiden als die anderen und heute Abend möchte ich das Ganze nochmals übertreffen.

Ich schnappte mir ein paar Varianten und Ares bot an sie zu halten. Doch ich lehnte ab. Ich darf ihn nicht zu nah an mich ranlassen. Er gab mir ein weiteres Kleid und meinte, dass es mir gut stehen würde. Es war golden mit einem weit ausgeschnittenen Rücken. Wirklich schön, doch das musste ich ihm nicht unter die Nase reiben.

Nach etwa 10 Minuten ging ich mit einer Auswahl an fünf Kleidern in die Umkleide. Ich bin nicht der Typ Frau, der beim Shoppen aufgeht und stundenlang in irgendwelchen Läden verbringen könnte. Ich mochte es schnell und effizient.

Die gesamte Umkleide war leer. Aus den Lautsprechern klang eine leise entspannte Melodie. Ich ging in die erstbeste Kabine. Als ich den Vorhang zuzog, sah ich noch wie sich Ares auf die Couch in der Mitte der Umkleiden nieder lies. Ich hängte die Kleider einzeln auf und sank danach an der Wand zu Boden.

Ich weiß nicht, ob es an der Situation mit Ares lag oder daran, dass ich zum ersten Mal, seit ich entführt worden war wieder klar denken konnte doch, ich konnte nicht anders, es musste raus. Zuerst waren es nur einzelne Tränen, dann schluchzte ich leise vor mich hin.

Alles war so verwirrend. Ich weiß nicht was hier passiert. Meine Gefühle sind ein reinstes durcheinander und ich bin, auch wenn ich es anfangs nicht zugeben wollte, mit der gesamten Situation überfordert. Wie wird es weiter gehen? Sollte ich mir doch Sorgen machen und einen weiteren Fluchtversuch wagen? Oder sollte ich auf Ares Entscheidung warten und hoffen er lässt mich einfach so wieder gehen. Aber will ich das überhaupt? Die Antwort war, ich wusste es nicht.

Was ich wusste, war dass ich mich hier drinnen nicht ewig verkriechen konnte, also fasste ich einen Entschluss. Ich würde mir keine weiteren unnötigen Gedanken machen. Deshalb wischte ich mir die Tränen von der Wange und schlüpfte in das erste Kleid. Immer wenn ich weine, geht es mir danach besser. Das war auch dieses Mal so.

Ares denkt sowieso, dass ich Stunden damit verbringen werde die Kleider zu probieren also sollte mein kleiner Ausrutscher nicht weiter auffallen. Mit flinken Handbewegungen zog ich ein Kleid nach dem anderen an. Das von Ares probierte ich erst gar nicht. Heute Abend wollte ich selbstbestimmt und unabhängig sein und das sollte auch meine Kleiderwahl widerspiegeln.

Beim Anprobieren hatte ich sofort einen Favoriten. Ein bodenlanges figurbetontes satt grünes Kleid. Zusammen mit einer Hochsteckfrisur und dem richtigen Schmuck würde es toll aussehen. Also überlegte ich nicht lange und entschied mich dafür. Schnell zog ich meine anderen Klamotten wieder an, überprüfte meine Augen und verließ die Umkleide.

„Das hier nehme ich." Ohne Wiederworte nahm er das Kleid und ging damit zur Kasse. Das es mehr als tausend Euro kostete schien ihn dabei in keinster Weise zu interessieren. Was machte dieser Mann nur beruflich? Anschließend kauften wir noch ein paar Schuhe und ich bestand darauf mir auch Unterwäsche aussuchen zu dürfen. Ich finde es schön, wenn man weiß, dass man auch unter einem Kleid fabelhaft aussieht.

Als ich in der Umkleide war verschwand er und kam kurz darauf mit einer kleinen Schachtel wieder. Ich fragte nicht nach. Mit voll gepackten Taschen verließen wir die Mall eine Stunde später wieder und fuhren zurück zum Anwesen.

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