Breathe - Atme wenn du kannst - Teil 10

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Kapitel 10 - Janey 

Mein pochender Kopf ließ mich erwachen. Der entsetzliche Schmerz erinnerte mich sofort an die Geschehnisse des gestrigen Abends. Die Bilder, wie ich mein Zimmer betreten hatte und ein Schuss gefallen war. Die Erkenntnis dass er der halbnackte Fremde dahinter steckte. Das Gespräch mit ihm, der Besuch meiner Mutter. Der Mord. Meine Gedanken kreisten. Die Erinnerungen suchten sich ihren Weg und erlegten mich in Sekunden. Wie von einer Biene gestochen, setzte ich mich auf. Dabei ließ mich der Schmerz in meinem Kopf wissen, dass Max mich sediert hatte. Ich fühlte mich immer noch benommen und mein Herz hämmerte hart gegen meinen Brustkorb.

Ich sah mich um, konnte ihn aber nirgends ausmachen, also schlug ich die Bettdecke weg und robbte rüber zum Bettrand. Wo auch immer Max war, ich musste so schnell wie möglich raus aus dem Bett, um Hilfe zu holen. Max hatte mir zwar mehrmals versichert, dass er mich nicht töten würde, doch der Gedanke und die Angst ließen mich wissen, dass er dazu in der Lage war. Auch wenn er, wie er sagte mich in ein paar Tagen gehen ließe, wüsste ich nicht, wie ich das mit mir vereinbaren könnte, dass in dem Appartement gegenüber eine Leiche lag. Er war ein Killer und ich konnte nicht abschätzen, inwieweit ich ihm trauen konnte. Ich erhob mich und fiel unmittelbar wieder zurück ins Bett, meine Beine verließen mich. Das durfte doch nicht wahr sein. Ich schloss die Augen und atmete ein paarmal tief ein und aus, bevor ich erneut versuchte aufzustehen. Diesmal blieb ich stehen, auch wenn ich schwankte. Was für ein Zeug hatte er mir verabreicht und warum?

Aus Filmen wusste ich, dass man Leute nur sedierte, um ihnen schreckliche Dinge anzutun. Ich sah an mir herunter und bemerkte, dass ich immer noch das blaue Abendkleid anhatte. Selbst meinen Slip trug ich noch, auch wenn mir der Gedanke widerstrebte, musste ich mich damit auseinandersetzten. Doch zu meiner Erleichterung war ich vollständig angezogen. Also ... Warum hatte er mich sediert? Um mich gefügig zu machen, mir dann einzutrichtern, dass ich ihn nicht verraten sollte. Augenblicklich stellte sich mir die Frage, ob er es wieder tun würde. Ich musste so schnell wie möglich weg.

Mit langsamen schwankenden Bewegungen lief ich zur Tür und als ich den Türknauf drehte, öffnete sie sich sogar. Ich stieß sie vorsichtig auf und trat hinaus, blieb aber erstmal im Türrahmen stehen, um das Wohnzimmer nach ihm abzusuchen. Wie zuvor, war er auch hier nicht zu sehen. Meine Handtasche, die auf der Couch lag, fiel mir ins Auge, mit langsamen bedachten Schritten ging ich hinüber und musste feststellen, dass mein Portmonee und mein Handy fehlten. Die Erkenntnis, dass Max mich auch noch beklaut hatte, ließ mich nervös werden. Ich schmiss die Tasche zurück auf die Couch und starrte Richtung Tür. Sie war so nah, doch meine Beine wollten sich einfach nicht bewegen.

Komm schon Janey du musst hier raus bevor er zurückkommt. Ich stand da und starrte wie eine Idiotin die Tür an. Es verstrichen Sekunden, wenn nicht sogar Minuten, wertvolle Minuten, die mir das Leben retten konnten. Dann endlich, setzten sich meine Beine in Bewegung. Ich griff, nach dem Knauf, öffnete die Tür und lief Max direkt in die Arme. Ich prallte mehr oder weniger gegen ihn. Während er mit zwei Kaffeebecher in der Hand fragend eine Augenbraue hob, wich ich langsam vor ihm zurück.

»Hoppla, wo wollten Sie denn hin, Janey?« Seine Stimme klang rau und irgendwie dunkel, dennoch war sie mit einem spielerischen Unterton belegt.

Ich schluckte laut und begann zu zittern. Er drängte sich zur Tür herein und schloss sie hinter sich. »Ich...ich wollte zu meiner Mutter.«

Sein Blick, der fragend, aber gleichzeitig auch gefährlich aussah, machte mir Angst. Selbst schützend wich ich weitere Schritte zurück. Der Abstand zwischen uns schien ihm nicht zu gefallen, er trat auf mich zu.

»Ihre Mutter ist nicht da«, erklärte er.

Wie meine Mutter war nicht da, was meinte er damit? »Was ... was haben Sie mit ihr gemacht?«

Atme, wenn du kannstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt