Breathe - Atme wenn du kannst - Teil 38

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Achtung dieses Kapitel enthält Szenen von Gewaltdarstellung 


Kapitel 40 - Max

Das Desaster von der Hochzeit verfolgte mich während des zehnstündigen Fluges in die Staaten. Ich hatte Janey nicht mehr gesehen, seitdem sie die Tanzfläche verlassen hatte. Während ich mit meiner Mutter tanzte, konnte ich gerade noch sehen, dass Filiz ihr nachgelaufen war. Es beruhigte mich, dass Filiz sich um sie kümmerte. Meiner Mutter, der natürlich nicht verborgen geblieben war, dass mit Janey etwas nicht stimmte, hatte ich erzählt, dass ihr die Nacht noch in den Knochen hing. Sie hatte sich zwar gewundert, dass ich vorzeitig und ohne Janey abreisen würde, aber sie hatte es verstanden. Nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich einen riesigen Deal an Land gezogen hätte und der Kunde sich sofort mit mir treffen wollte. Ich hatte bis nach dem Feuerwerk gewartet, das ich für Isa und Thomas als Überraschung vorbereiten hatte lassen, um mich von allen zu verabschieden. In der Zeit hatte ich gehofft nochmal auf Janey zu treffen, doch sie war genau, wie Filiz vom Erdboden verschluckt.

Kurz bevor ich das Haus verlassen hatte, kam Mark nochmal auf mich zu. Mein Vorhaben hatte die Runde gemacht. Mark gab mir eine Adresse, von einem Typen, der sich Isaac nannte. Er meinte, dass er mir helfen könnte, das war das Problem. In meiner gesamten Laufbahn als Killer war ich nie auf fremde Hilfe angewiesen gewesen. Doch der Besuch, den ich bei Jerry vorhatte, den konnte ich nicht alleine durchziehen. Jerry würde sich nach meiner Drohung verschanzen und sich jede Hilfe holen, die er kriegen konnte.

Ich stand vor einem Haus, das eher schlecht als recht aussah und ich hatte keine Ahnung, was Isaac für ein Typ war. Ein Killer? Ein Irrer? Ich wusste es nicht!

Das Wichtigste bei so einer Nummer war immer die Oberhand zu behalten, also blieb ich erstmal in dem gemieteten Auto sitzen und hoffte das Isaac aus dem Haus kam. Nach ungefähr einer Stunde, während ich das Haus beobachtet hatte, kam ein Mann heraus, der mir nicht fremd war. Zu ihm gab es eine interessante Geschichte, von der Mark vermutlich nichts wusste. Der Kerl, den Mark, als Isaac kannte, kannten wir in unseren Kreisen als Six.

Six war genau wie ich ein Killer, der an jedem seiner Opfer sechs Messerstiche als sein Markenzeichen hinterließ. Alex und er kannten einander. Sie hatten mal etwas miteinander gehabt und genau hier lag das Problem. Er hatte sich schnell für Alex interessiert, was mich nie schwer wunderte. Alex hatte eine Begabung dafür, Männern den Kopf zu verdrehen. Er hatte Sympathie für sie entwickelt, aber sie nicht für ihn, was sie ihm damals sehr deutlich klargemacht hatte, indem sie mit einem anderen Typen vor seinen Augen herumgemacht hatte. Seitdem hatten wir ihn nie wieder gesehen, was zugleich gut aber auch schlecht sein konnte. Gut, weil ich wusste, dass er nicht für Jerry arbeitete. Schlecht, weil er wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit immer noch angepisst sein könnte. Ich entschied mich, es zu riskieren und fuhr ihm hinterher.

Sein Auto hielt vor einer Bar namens „Talon." Ich machte mir nicht mal mehr die Mühe unauffällig zu sein, vermutlich hatte er schon bemerkt, dass ihm jemand auf den Fersen war. Als ich die Bar, in der es übel nach Whiskey roch betrat, sah ich Six auf einem Hocker sitzen. Neben ihm ein Mann, der nicht ins Bild passte. Niemand konnte sehen, was zwischen den beiden abging, doch ich sah es. Ich hatte sowas in der Art schon tausend Mal gemacht, an einem neutralen Ort einen Mord absprechen. Ich wartete, bis der Typ nervös die Bar verließ und setzte mich direkt neben Six. Den Umschlag, den der nervöse Typ ihm gegeben hatte, hatte er schon längst in seiner Hose verstaut. Ohne den Blick von seinen Erdnüssen zu nehmen, sagte er:

»Ich dachte schon, dicke Hornbrille hat uns beide angeheuert, seinen Boss zu töten.«

Seine Stimme klang rau, so als würde er jeden Tag Whiskey trinken, doch ich wusste von Alex, dass er nichts trank. Genauso wie ich wusste, dass er noch relativ jung war, obwohl er durch seinen beachtlich breiten Oberkörper und seinen Tattoos, die beide Arme komplett bedeckten, viel älter aussah. Ich meinte, Alex hätte mal erwähnt, dass er zweiundzwanzig sei, war mir aber nicht ganz sicher. Ich winkte die Barkeeperin zu uns und bestellte mir genau wie er ein Wasser. Weder reagierte ich auf seine Bemerkung, noch sagte ich etwas dazu. Das ihn anscheinend zu weiteren Worten trieb.

Atme, wenn du kannstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt