Kapitel 37 - Max
Die Worte, die ich ihr gerade gegenüber ausgesprochen hatte, verbesserten unsere angespannte Situation nicht, aber sie waren nötig, um meine Gedanken neu zu sortieren. Ich hatte Janey aufs Bett gesetzt, um sie zu betrachten. Es half mir dabei gedanklich durchzugehen, was sich zuvor in diesem Club abgespielt hatte. Sie war eine attraktive, begehrenswerte Frau, das war unübersehbar und in diesem Kleid war sie gerade zu anbetungswürdig. Die Situation war neu für mich gewesen. Ich hatte noch niemals zuvor wegen einer Frau aus reiner Eifersucht die Kontrolle verloren. Bei Alex war das was anderes und fast schon an der Tagesordnung. Ich, der Kerl, der sich im Hintergrund hielt. Sie, die temperamentvolle Blondine, die Unruhe stiftete und wenn sie das mal nicht tat, dann waren es Leute wie Buck, die dafür sorgten, dass wir auf unsere Kosten kamen. Doch mit Janey, war das anders und es war verdammt nochmal nicht berechtigt, dass ich so dachte. Zur Hölle, wie dachte ein Kerl sonst, wenn seine Freundin angebaggert wurde? Was würde ein Kerl tun, wenn er sah, dass seine Freundin tanzte und dabei angemacht wurde?
Hier kamen gleich zwei Sachen zusammen, die mich verwirrten. Das erste war mein Verhalten. Wie sollte, ich mich verhalten in so einer Situation? Das zweite waren meine Gedanken. Wie sollte ich darüber denken? Ich konnte sonst klar beide Welten, in denen ich lebte, trennen. Doch hier, bei ihr, mit Janey in dieser Situation, hatte ich es nicht geschafft und es stellte sich mir unwillkürlich die Frage, warum? War es die Tatsache, dass sie über mich Bescheid wusste? Hätte ich eine Frau als Kil kennengelernt, wäre es dann anders gewesen? Oder war es die Tatsache, dass sie hin und wieder Angst vor mir hatte und ich darauf reagierte, indem ich ihr demonstrierte, dass sie, sie nicht haben brauchte. All das verwirrte mich zutiefst und ich wusste nicht, wie ich meine Gedanken, sortieren konnte. Deshalb hatte ich Janey vor mir positioniert, um es mir leichter zu machen. Fakt war, dass ich diese beide Welten nicht mehr miteinander vermischen durfte, denn sonst könnte es ganz böse enden.
Ich betrachtete sie weiter. Ihr immer noch leicht gewelltes Haar, ihre geweiteten Augen, ihr leicht geöffneter Mund. Ihr Brustkorb, der langsam zur Ruhe gekommen war. Ich konzentrierte mich jetzt auf ihre leisen Atemzüge, während ich mir bewusst machte, dass die Angst in ihr langsam verschwand. Sie war perfekt und wie geschaffen für mich und es war ein Versprechen an mich selbst, dass ich es nie wieder zulassen würde, dass sie Angst vor mir haben musste. Nie wieder! Und genau das wollte ich ihr sagen. »Ich verspreche dir, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Du wirst keine Angst mehr vor mir haben müssen.«
Im gedimmten Licht sah ich, dass sie leicht lächelte, doch es war kein fröhliches Lächeln, eher ein gequältes. »Du denkst, dass ich Angst vor dir habe?«
Ich nickte. »Ich sehe es in deinen Augen.«
Ihr nicht vorhandener Protest bestätigte meine Aussage. Ganz leise, viel zu leise, sagte sie: »Es stimmt. Ich hatte Angst heute Nacht«, sie hielt kurz inne und zog scharf die Luft ein. »Du hast...«, setzte sie an und verstummte sofort. Ich merkte, dass sie was sagen wollte, es ihr aber ziemlich schwerfielen musste. »Was habe ich?«
Sie senkte den Blick, entzog mir ihre Augen und sagte: »Du hast Lisa getötet in meinem Traum, weil sie gemein zu mir war.«
Meine Bestürzung über das was sie sagte, konnte ich nur schwer zurückhalten. Es war kein Geheimnis, dass ich Lisa nicht sonderlich mochte und mir war natürlich nicht entgangen, dass sie es auf Janey abgesehen hatte, aber dass ich sie deswegen umbrachte, das war ein wenig überzogen. Selbst wenn ich, das mit dem Kerl im Club vorgehabt hatte, weil er Hand an sie gelegt hatte, schien mir die Vorstellung, mit Lisa zwar nett, aber nicht notwendig.
Ich lehnte mich vor und hob ihr Kinn an. So zwang ich sie, mir in die Augen zu sehen. »Du weißt, dass ich das nicht tun würde, oder?«
Und mit den Worten von ihr. »Aber natürlich« schien selbst ich mich zu entspannen. Ich nahm das sehr ernst und stellte mir die Frage, warum sie so etwas dachte, doch ehe ich sie fragen konnte, krabbelte sie auf meinen Schoß. Sie überrumpelte mich damit ein wenig. Sie positionierte sich rittlings, sodass sie ihre Arme um meine Schultern legte. Ihr Kleid rutschte ein klein wenig hoch, das blieb mir nicht unbemerkt. Sie strich mir sanft über den Nacken. Diese eine Berührung von ihr war alles. Sie blickte mir tief in die Augen und flüsterte: »Ich hatte Angst, aber solange du bei mir bist, ist alles gut.«
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Atme, wenn du kannst
Gizem / GerilimEigentlich sollte es für Janey ein entspannter Urlaub vor ihrer Hochzeit werden, aber eine Begegnung mit einem überaus attraktiven Mann, bringt sie in ungeahnte Schwierigkeiten. Schon bald muss sie sich entscheiden, will sie leben oder sterben? Jan...