Breathe - Atme wenn du kannst - Teil 42

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Kapitel 44 - Janey 

Ich schreckte hoch. Ein überlautes Hämmern in Verbindung mit einem Gebrüll ließ mich aus dem Bett springen. Mein Herz hämmerte hart in meiner Brust. Irgendwas stimmte nicht. Nicht nur, dass Max seit fast fünf Tagen weg war. Nein, irgendwas sagte mir, dass der Besuch, der unten vor der Tür stand, etwas mit ihm zu tun hatte. Ich eilte zur Tür, auf dem Flur kam Mark mir entgegen, dicht gefolgt von Filiz.

»Geht wieder ins Zimmer«, befahl Mark mit einer Stimme, die ich noch nie an ihm gehört hatte. Filiz hielt ihn am Arm fest. »Mark du gehst da nicht alleine runter wer weiß...«

»Geh mit Janey ins Zimmer«, unterbrach er und riss sich von ihrem Arm los. Dann hämmerte es so laut gegen die Tür, dass ich zusammen fuhr. Filiz blickte mich panisch an.

»Bitte mach die scheiß Tür auf«, schrie eine Frauenstimme. Filiz riss die Augen weit auf. »Alex«, flüsterte sie. Dann schrie sie schon fast. »Das ist Alex!«

Sie setzte sich unwillkürlich in Bewegung und bevor ich wusste, wie mir geschah, lief ich ihnen hinterher. Als ich am unteren Treppenabsatz ankam, blieb ich abrupt stehen. Die Tür war geöffnet und ich sah gerade noch wie Mark in die Dunkelheit hinaus ging. Alex redete panisch und fuchtelte wild mit den Händen vor Filiz herum. Ihr Shirt und ihre Hände waren blutverschmiert. Sie weinte und als ihr Blick den meinen traf, da wusste ich es Max. Sie war wegen Max hier.

Mein Körper verkrampfte sich bei dem Gedanken daran, dass Max tot sein könnte. Meine Ohren rauschten. Ich versuchte irgendetwas von dem zu verstehen, was sie sagte, doch ich verstand nichts. Ich hörte sie nicht, mein Herz hämmerte so laut, dass es unmöglich war. Angst packte mich und wie in Trance setzte ich mich in Bewegung auf die Tür zu. Ich spürte eine Hand, die mich fest packte und mich weg zerrte.

»Nicht, geh da nicht raus«, wies mich Filiz vertraute Stimme an. Und dann sah ich es. Ich sah ihn, zusammen mit Mark und einem anderen Typen. Sie stützten ihn.

Sein Gesicht war nicht wiederzuerkennen. Sein weißes T-Shirt war voller Blut. Es schien, als wäre er nicht ansprechbar. Ich beobachtete, wie sie ihn zur Couch schleppten. Filiz schrie und ließ meinen Arm los. »Er muss in ein Krankenhaus!«

Wie benommen stand ich da und wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Unfähig zu handeln, es passierte alles so schnell. Filiz schrie herum. Alex weinte. Mark und der andere Typ, den ich nicht kannte, mühten sich ab Max auf die Couch zu legen. Worte wurden lautstark miteinander gewechselt, doch ich verstand kein einziges davon. Ich stand da, unfähig mich zu bewegen, zu reden, zu handeln oder zu denken. Mein nutzloses Dasein stand mir im Weg. Das, was sich da direkt vor meinen Augen abspielte, konnte einfach nicht wahr sein. Wie in Zeitlupe drehte ich den Kopf und sah, dass Mark sich über ihn lehnte und ihm das Shirt hochzog, dann wandte er sich an Filiz, um ihr etwas zu sagen. Woraufhin sie sich eilig in Bewegung setzte und den Raum verließ. Wenige Sekunden später betrat sie den Raum und hatte einen Koffer bei sich. Die nächsten Minuten, die sich abspielten, kamen mir vor wie in einem schlechten Film. Es war nicht wirklich, es konnte nicht wirklich sein. So sehr ich mich bemühte mich zusammenzureißen, es gelang mir nicht. Ich konnte keinen einzigen Schritt tun. Der Gedanke, dass Max nicht mehr aufwachte, war so übermächtig, dass ich wie gelähmt war. Zu sehen, wie Mark seine Hände in Max blutender Wunde vergrub. Zu sehen, wie Filiz daneben stand und ihm assistierte, als wären sie in einem Operationsaal. Das alles konnte doch nicht real sein. Ich zwang mein Gehirn zu reagieren nach einem Arzt zu rufen, aber meine Beine waren unfähig sich zu bewegen.

Eine Hand schnippte vor mir herum. Es war der Typ, der Max zusammen mit Mark hineingetragen hatte. Mit bleischweren Augen blinzelte ich ihm entgegen und sah, dass er mit mir redete, doch ich hörte nicht, was er sagte. Ich verstand ihn einfach nicht. Gerade als ich das Gefühl hatte ohnmächtig zu werden, spürte ich einen harten Schlag, der mich zum Leben erweckte.

Atme, wenn du kannstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt