Breathe - Atme wenn du kannst - Teil 54

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Epilog

»Atemberaubend, du bist perfekt«, hörte ich ihn hinter mir sagen. Ich betrachtete mich lächelnd im Spiegel. Das Kleid saß fantastisch, dazu die in Pfirsich getönten Pumps. Mein Haar hatte ich zu einem eleganten, lockeren Seitenzopf gebunden, mit einer ähnlich getönten Blume im Haar. Mir verschlug es ebenso die Sprache, als ich Max sah. Er trug einen dunkelblauen Anzug, der perfekt auf ihn zugeschnitten war. Ich hatte ihn schon sehr oft in einem Anzug gesehen, aber nicht in so einem. Seine eisblauen Augen kamen dadurch richtig zur Geltung. Mit dem weißen Hemd, seinen nach hinten gegelten blonden Haaren und seinem leichten Grinsen, das Grinsen, das ich so liebte, hätte er auf einem Cover für eine Modezeitschrift posieren können. Er sah unglaublich sexy aus. Ich drehte mich zu ihm um.

»Du siehst heiß aus«, platzte es aus mir heraus und ich merkte, wie ich errötete. Ich war bei ihm immer sehr direkt, genau wie er bei mir. Er trat auf mich zu, griff nach meiner Taille und zog mich an seine Brust. »Das ist sehr anzüglich, Miss Reese.«

Ich reckte ihm das Kinn entgegen und schlang meine Arme um ihn.

»Ja, das ist es«, flüsterte ich und drückte meine Lippen auf seine. Ich merkte wie ich wilder wurde und stoppte mich selbst, denn ich wusste, er würde es nicht tun. Heute war der Tag, an dem mein Bruder Lucy heiratete und kurz vor der Trauung noch Sex mit Max zu haben würde, mich völlig aus der Bahn werfen.

»Wir müssen los«, raunte ich und löste mich widerwillig von ihm.

Als wir in der Kirche ankamen, war es schon sehr voll. Ich stellte mich an Lucys Seite und weinte, als sie sich das Jawort gaben. Es war eine schöne Zeremonie. Mein Bruder und ich umarmten einander, nachdem es vorbei war. Ich freute mich so sehr für die beiden, dass ich zweimal mein Make-up auffrischen musste. Es war ein Tag, der sehr emotional für alle Beteiligten war. Für meinen Bruder war es das, weil er die Frau heiratete, die er seit der Schule geliebt hatte. Für meine Mutter, dass ihr Sohn heiratete und sie das erste Mal wieder auf meinen Vater traf. Und für meinen Vater glaubte ich zu wissen, dass er ziemlich nervös war auf meine Mutter zu treffen. Für mich kamen gleich mehrere Gründe zusammen. Das Glück meines Bruders, die Annäherung zwischen meiner Mutter und meinen Vater und zu guter Letzt, mit dem Mann auf der Hochzeit zu sein, denn ich mittlerweile über alles liebte.

Ich betrachtete meinen Verlobungsring, nachdem Max mich hatte sitzen lassen, um uns etwas zu trinken zu holen. Der Ring, den ich an dem Morgen, nachdem Max ihn mir angesteckt hatte, abgelegt hatte, kurz bevor ich zu meiner Mutter gegangen war. Und ihn wieder angelegt hatte, als ich zurück zu meiner Wohnung gefahren war. Zurück zu ihm. Selbst die Tage danach, sobald ich mich mit meiner Mutter getroffen hatte, hatte ich den Ring abgenommen. Nicht weil ich mich schämte, sondern weil ich es noch überdenken musste, was Max an dem Morgen zu mir gesagt hatte. Ich wusste nicht, ob ich schon bereit dafür war mich erneut zu verloben, nachdem ich die Verlobung mit Julian gelöst hatte. Mit Max war alles so schnell passiert. Ich hatte mich so schnell in ihn verliebt, dass ich es damals nicht mal richtig mitbekommen hatte. Ich war mir nicht unsicher, mit Max, aber ich war noch nicht bereit gewesen, diesen Schritt zu tun. Doch während ich so da saß und immer noch den Ring anstarrte, wusste ich, dass ich keinen anderen Mann mehr wollte. Ich wusste nicht, wie unsere Zukunft aussehen würde. Wohin es uns verschlagen würde, aber ich wusste, dass Max und ich alles zusammen meistern würden.

Er riss mich aus meinen Gedanken, als er vor mir ein Glas Sekt auf den Tisch stellte. Es war absichtlich nur halbvoll und ich kannte den Grund dafür. »Denkst du allen Ernstes, ich würde mich auf der Hochzeit meines Bruders betrinken?«

Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, sicher ist sicher!«

Max zwinkerte und trank einen Schluck aus seinem Glas. Ich schüttelte lachend den Kopf und tat es ihm nach. Als er von seinem Glas abließ, bemerkte er: »Du trägst heute den Ring.«

Atme, wenn du kannstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt