Breathe - Atme wenn du kannst - Teil 30

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Kapitel 30 - Janey

Nachdem Lisa den Tisch verlassen hatte und ich mich endlich entspannen konnte, war der restliche Abend noch sehr nett gewesen. Ich hatte mich wirklich gefreut, Max Familie kennenzulernen und fand sie alle sehr freundlich. Ich fühlte mich genau wie in Filiz Haus schnell wohl. Sie alle strahlten eine Ruhe und Wärme, aus, die ich bisher nur von Max gewohnt war. Selbst nach den anfänglichen Missverständnissen, zu denen es gekommen war, fühlte ich mich keine Minute unwillkommen, ganz im Gegenteil. Gloria hatte mich, während Gustav sich mit Max unterhalten hatte, eingeladen, den Junggesellinnenabschied am morgigen Abend mit ihnen zu verbringen. Ich hatte zugestimmt und hatte den ganzen Abend ebenfalls bemerkt, dass Gloria nicht so recht von mir ablassen konnte. Sie hatte mich immer in Unterhaltungen verwickelt oder hatte meine Hand gedrückt, hatte mir nachgeschenkt, wenn ich nichts zu trinken mehr hatte und hatte mich hin und wieder über mein Leben ausgequetscht. Dennoch wirkte sie keinesfalls aufdringlich, ganz im Gegenteil, sie wirkte unheimlich interessiert. Nachdem uns das hauseigene Mädchen ein vorzügliches Abendessen bereitet hatte, dauerte es nicht lange bis alle zu Bett gingen.

Max tauchte im Spiegel hinter mir auf, während ich mir die Zähne putzte. Seine eisblauen Augen musterten mich, mit langsamen eleganten Schritten kam er auf mich zu und stellte sich direkt hinter mich.

»Hat es dir heute Abend gefallen, Janey?« Ich nickte und spuckte die Zahnpasta aus. »Ja, es war schön!«

Ich lehnte mich etwas nach vorne, um mir den Mund auszuspülen. Außer den Teil mit Lisa, der mich geärgert hatte, doch das sagte ich ihm nicht. Die Frage, ob er mit ihr geschlafen hatte, schwirrte vor allem seitdem sie die Terrasse verlassen hatte in meinem Kopf herum. Ich verspürte einen unheimlichen Druck in der Brust, wenn ich nur daran dachte. Verflixt, wenn ich meine Gefühle recht deutete, würde ich sagen, dass ich mich in Max verliebt hatte.

Schnell nahm ich mir ein Handtuch und trocknete meinen Mund, dabei spürte ich, dass Max eine Hand an meine Taille legte. Mit der anderen Hand strich er mein Haar, das mir über die Schulter hing, nach hinten und gab mir einen sanften Kuss auf die für ihn freiliegende Stelle. Kaum hatten seine Lippen meine Haut berührt, durchfuhr mich eine Gänsehaut. »Gut«, raunte er.

Ich schluckte trocken, weil ich den heiseren Ton, der in seiner Stimme mitschwang, hörte. Ich hing das Handtuch wieder an den Haken. »Gibt es etwas, dass dich beschäftigt?«, fragte er weiter.

Das gab es allerdings. Es war eine unzählige Liste an Fragen, die meinen Kopf zerhackten. Die Sache mit Lisa, die mir auf der Seele brannte. Die Schuldgefühle, dass ich beinahe seinen falschen Namen gesagt hätte. Und die Frage, was er seiner Mutter und Gustav erzählt hatte, welchen Beruf er ausübte. Ich hatte so ganz nebenbei mitgekriegt, dass er ihnen erzählt hatte, dass er im Verkauf tätig war. Ich als seine Freundin mit Gänsefüßchen sollte schon wissen, was mein Freund beruflich machte. Es gab so viele Sachen, die ich ihn fragen wollte, doch die Tatsache, dass er so dicht hinter mir stand, mit seiner sexy Stimme redete und mir innerhalb von Sekunden eine Gänsehaut verschaffte, übermannte mich. Hinzukam auch noch das ich unsicher war. Er hatte mir, in Filiz Haus, nachdem ich sein Gespräch mit Alex belauscht hatte, gesagt dass ich ihn alles fragen könnte. Dennoch wollte ich nicht wie eine Verrückte wirken, die jede Gelegenheit dazu ausnutzte. Also sagte ich knapp. »Nein alles gut!«

Ich merkte selbst, wie bescheuert ich klang. Seine Augen blitzten stechend im Spiegel auf. Ganz dicht an meinem Ohr raunte er. »Dir ist schon klar, dass ich sehe, wenn du lügst!«

Ich fühlte mich weder ertappt noch verlegen, ganz im Gegenteil, selbst ich hatte ja gemerkt, dass ich schlecht gelogen hatte. Ich fühlte mich irgendwie ... erregt. Wie in Trance nickte ich ihm entgegen, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Meine Kehle war noch trockener als zuvor. Er verzog seinen Mund zu einem Lächeln.

Atme, wenn du kannstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt