Breathe - Atme wenn du kannst - Teil 8

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Kapitel 8

Ich konnte es kaum erwarten, ins Bett zu gehen. Der Abend war anstrengend genug und ich war länger bei der Auktion als mir lieb war. Mir hing auch noch die gestrige Nacht in den Knochen. Niemand, aber auch wirklich niemand kam mir auf dem Flur entgegen. Alle Leute des Hotels tummelten sich bei der Auktion. Na ja bis auf der halbnackte Fremde, er musste arbeiten. Ich fragte mich, was er arbeitete, wenn ich ihn das nächste Mal sah, würde ich ihn danach fragen, beschloss ich. Übermüdet öffnete ich meine Zimmertür. Mein Zimmer war dunkel, ohne den Lichtschalter zu betätigen, trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Bereit um in mein Schlafzimmer zu gehen, ließ mich jedoch ein Geräusch zusammen zucken. Ein Geräusch, das sich dumpf anhörte, das sich, nach was Ähnlichem wie einem Schuss anhörte. Als ich meinen Blick auf das hintere Zimmerfenster legte, erblickte ich eine Gestalt. Eine dunkle Silhouette, die sich aufrichtete und sich langsam in meine Richtung drehte. Ich brauchte nicht lange, um zu begreifen, was hier passierte. Wie in Trance wich ich zurück zur Tür, ohne den Blick von der Gestalt, die sich jetzt ganz zu mir gewandt hatte, zu nehmen, tastete ich nach dem Türgriff. Als ich ihn spürte, griff ich danach, drehte mich um und öffnete die Tür. Im Bruchteil einer Sekunde, die ich nicht mal mitbekam, weil mein Herz so schnell pochte, wurde die Tür wieder zugedrückt. Ein Arm schlang sich um meine Mitte und ruckartig wurde ich von der Tür weg gezogen. Aus einem Instinkt heraus schrie ich, doch mein Schrei wurde erstickt, indem sich mir eine Hand auf den Mund legte.

Aus und vorbei, aus und vorbei, mein Leben würde jetzt enden. Panisch fuchtelte ich mit den Händen herum. Ich versuchte zu schreien, zu atmen, mich zu wehren, doch die Hände waren stärker. Ich wurde quer durch mein Zimmer getragen. In meinem Schlafzimmer nahm die ruckartige Bewegung ein Ende. Das Geräusch der zugestoßenen Schlafzimmertür versetzte mich erneut in Panik und ich wehrte mich noch heftiger gegen die Hände, die mich noch enger umfassten und an sich hielten. Eine Stimme, die ich nur ganz nebenbei wahr nahm, hörte ich leise sagen. »Beruhigen Sie sich, Sie müssen sich beruhigen. Ich werde Ihnen nichts tun.«

Ich kannte die Stimme, ich hatte die Stimme schonmal gehört, da war ich mir ganz sicher. Doch hinsichtlich meiner Panik und meines Kampfes gegen die Hände konnte mein Gehirn die Stimme nicht zuordnen. Ich schrie und kämpfte mit allen Mittel, doch es war vergeblich. Die Hände waren mir überlegen, dicht an meinem Ohr spürte ich einen heftigen Atemstoß, der mir ein Schauer über den Rücken jagte. Tränen bahnten sich ihren Weg und liefen mir haltlos über die Wangen. Panik ließ mich immer und immer wieder erneut aufleben. Die Stimme drang zu mir durch und mit einem Mal wusste ich wer da hinter mir stand. Wer mich festhielt und mir seine Hand auf meinen Mund presste, damit ich nicht schreien konnte. Und wer seine Hand so fest um meinen Bauch umschlungen hatte, dass ich mich keinen Zentimeter weg von ihm bewegen konnte, weg von ihm...

Dem halbnackten Fremden.

»Janey ich werde Ihnen nichts tun, bitte beruhigen Sie sich, dann erkläre ich Ihnen, was Sie da eben gesehen haben.«

Seine Worte klangen sanft und ruhig, doch sie beruhigten mich keineswegs. Sie versetzten mich noch mehr als zuvor in Panik. Unter seiner Hand versuchte ich ein flehendes sowie schreiendes »Bitte« zustande zu bringen, doch der Versuch missglückte mir. Erneut drang seine Stimme zu mir durch. »Beruhigen Sie sich, dann werde ich die Hand wegnehmen.«

Doch ich dachte nicht daran. Ich kämpfte weiter und nach einer Weile war ich so erschöpft, dass mein Körper nur noch zuckte und er, der Mann, der halbnackte Fremde, stand seelenruhig hinter mir und war nicht einen Zentimeter abgewichen. Nicht seine Hände sowie sein Körper. Mein Herz klopfte rasend schnell, aber mein Körper war durch die Anstrengung erschöpfter als zu Beginn. Wieder spürte ich seinen Atem an meinem Ohr. Seine Lippen dicht daran, die flüsterten. »Ich werde meine Hand jetzt wegnehmen. Sie atmen tief ein und aus. Anstatt zu schreien, wenn Sie das verstanden haben, nicken Sie.«

Atme, wenn du kannstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt