𝗔𝗯𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝗹𝗼𝘀𝘀𝗲𝗻 | 𝗙𝗮𝗻𝘁𝗮𝘀𝘆 | 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵
Von den Göttern und Drachen verstoßen, irrt Shumizu Jahrtausende lang unter den Irdischen umher - auf der Suche nach einem Weg, den auferlegten Fluch von sich und seiner Schöpfung zu nehme...
*╔═══❖•ೋ° °ೋ•❖═══╗* O F G O D S A N D D R A G O N S Spin-Off zu Asias Elements *╚═══❖•ೋ° °ೋ•❖═══╝*
那是一条生情的天路 That's a heavenly road to love. - Tiān Lù by Han Hong
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Züngelnd erhoben sich die roten Flammen, tanzten wild, knisterten fröhlich, durchbrachen die Stille der dunklen Nacht. Das eben noch frisch gesammelte Holz schwärzte sich, es roch nach Rauch und verbranntem Gras. Der gesamte Boden war in einem Umkreis von zehn Metern tot und verkohlt - ein Resultat von einem bitteren Kampf zwischen zwei fremden Kriegern.
Die knorrigen Äste erstreckten sich wie dicke Arme über die Köpfe der drei Wesen, die sich in dieser einen Nacht zusammengefunden hatten: eine Wächterin, ein Schattenwesen und ein Drache. Es war still, niemand sprach ein Wort. Nur das Feuer knackte und funkte.
Zwei rubinrote Augenpaare beobachteten das gezähmte Feuer. Die Wächterin blinzelte nicht, bewegte sich nicht, gab keinen Ton von sich. Mit Füßen und Händen war sie an einem Baum gefesselt. Sie atmete aus. Wie ein sanfter Windhauch streichelte ihr Atem das Feuer. Augenblicklich erstarb es. Zurück blieb die kühle Nacht und das leise Zirpen der Zikaden von den Wiesen.
»Wie lange willst du dieses Spiel noch spielen, Wächterin?«, fragte Shumizu geduldig. Es war nicht das erste Mal, dass sie das Feuer erstickt hatte. Der Gesichtsausdruck der Frau blieb unverändert. Nur ihre rubinroten Augen schienen ihn zu verspotten. »Bis du tot bist. Ohne Feuer wirst du in der kalten Nacht erfrieren.«
Shumizu schmunzelte, während er nach den zwei Feuersteinen griff, um die Licht- und Wärmequelle wieder zu entfachen. Er brauchte kein Feuer. Die Kälte machte einem Schattenwesen nichts aus und das sollte eine Wächterin wie sie sicherlich wissen. Aber die Frau könnte erfrieren, wieso also löschte sie das Feuer immer wieder?
»Dann werde ich mein geliebtes Lagerfeuer immer wieder neu aufleben lassen und wenn es die ganze Nacht so sein muss.«
Funken sprühten, als der Schatten die Steine gegeneinander schlug. Doch das Holz war nicht mehr brennbar, erschwerte Shumizu das Feuermachen. Vom Baum wehte ein leises Lachen her. Nur einen Augenblick später wurde Shumizu von Wärme und Licht begrüßt. Verwundert sah er zu der Wächterin herüber, wusste nicht, ob sie für ihn das Feuer wieder entfacht oder ob er es nach etlichen Versuchen wieder selbst geschafft hatte.
Sie sah ihm nicht in die Augen, hielt den Blick gesenkt. Im Schein des flackernden Lichtes konnte er die blitzroten Augen der Wächterin erkennen. Er schüttelte den Kopf. Menschen waren eigenartige Wesen, die er wahrscheinlich niemals verstehen würde.
Da das Feuer nun wieder lebte, konnte er entspannt den Hasen häuten, den er nach dem Kampf mit der Wächterin tot auf dem verkohlten Rasen gefunden hatte. Wenigstens ließ die Wächterin diesmal das Feuer in Ruhe. Dann spießte er das Fleisch an einem dicken Ast auf und briet es knusprig an. Shumizu tat es für sie, nicht für sich. Er brauchte weder Nahrung noch Schlaf. Doch er konnte die gefesselte Wächterin schließlich nicht verhungern lassen. Stunden hatte sie schon an diesem Baum sitzen müssen; tief im dunklen Wald, weit abgeschottet vom nächsten Dorf. Und er konnte sie unmöglich freilassen, wenn er wusste, dass es erneut in einem Kampf enden würde. Die Frau wollte ihn tot sehen. Ein Schatten war auf dieser heiligen Insel nicht willkommen.
Als das Fleisch gar war, nahm Shumizu es vom Ast und ging zur Wächterin, um ihr das Abendessen zu überreichen. »Hier, damit du bei Kräften bleibst.« Ungläubig starrte sie auf die aufgespießten Fleischbrocken, schien zu zögern, ob sie die Geste wirklich annehmen konnte oder nicht. Doch schließlich wandte sie sich mit einem dunklen Blick von ihm ab und kehrte ihm, soweit es die Fesseln zuließen, den Rücken.
»Von einem Yingzi wie dir nehme ich nichts an.« Das hatte Shumizu befürchtet. Menschen trauten einem Schattenwesen für gewöhnlich nicht und irgendwo konnte er die Ansicht nachvollziehen. Also ging er stattdessen zum Begleiter der Wächterin - ein Drache mit schimmernd blauen Schuppen wie die eines Karpfens und einem wuchtigen Kopf geziert mit einer mächtigen Mähne. Der Leib ähnelte dem einer Schlange. Zwei Flügel schützten den Drachen vor plötzlichen Angriffen und der tückischen Kälte der Nacht und gleichzeitig ermöglichten sie ihm das Fliegen.
Der Drache war ruhig, machte keine Anstalten, Shumizu anzugreifen, als er ihm das Hasenfleisch unter die Nase führte. Er schnupperte neugierig, sodass sein Bart wackelte. Als er sich sicher war, dass das Hasenfleisch tatsächlich nicht mehr als nur Hasenfleisch war, riss er dem Schatten das Essen aus der Hand und verschlang es mit einem Happen. Lobend tätschelte Shumizu die Schnauze des Wesens, ehe er sich zurück an das Feuer setzte. Ihm war bewusst, dass die Wächterin ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Ihr gefiel es nicht, wie zahm ihr Drache zu ihrem Feind war. Dieses Bild passte nicht zu ihrem Begleiter.
»Es wird dir sicherlich nichts ausmachen, wenn ich mir deinen Baohu ausleihe, um ein wenig schneller die Insel bereisen zu können.« Shumizu hörte ein entsetztes Husten und schließlich spürte er einen tödlichen Blick auf sich liegen.
»Halt dich von meinem Drachen fern, du Ausgeburt der Hölle!« Sie begann instinktiv an den Fesseln zu zerren, als hätte sie es nicht schon stundenlang versucht. Nur bestanden sie aus dem härtesten Material und waren zusätzlich noch feuerresistent. Das hielt sie dennoch nicht davon ab, erneut alles in Brand zu setzen, was nicht weiter als zehn Meter von ihr entfernt war. Die Lichtung, auf der sie die Nacht verbrachten, war längst schwarz verkohlt und ihre Kräfte am Ende. Sie war eine Feuerbändigerin, wusste, wie sie das Element einzusetzen hatte. Doch im Moment schienen Frust und Hass Überhand zu gewinnen, denn ihre Flammen züngelten unkontrolliert und schwächer als zuvor.
Es wurde immer heißer um den Yingzi herum. Er ließ sie machen, schloss die Augen und brannte die schmerzerfüllten Flammen tief in sein Gedächtnis ein. Doch sein Körper blieb wie auch zuvor unversehrt und das wunderte die Wächterin nicht, als sie sich endlich beruhigt hatte und feststellen musste, dass ihr Feuer wirkungslos gegen ihn war. Es wurde wieder dunkel um sie.
»Dämon! Kehr zurück in die Hölle, aus der du gekommen bist! Ich verspreche dir, ich werde dich bis ans Ende der Welt jagen und dich dann über die Kante stoßen!«
Aus irgendeinem Grund versetzten die Worte der Wächterin Shumizus Brust einen schmerzlichen Stich, genauso züngelnd heiß wie ihre Flammen. Von der Welt gehasst und verstoßen, verdammt ein Leben als Yingzi, ein Schattenwesen, zu führen, waren solch Worte zu erwarten. Doch er hatte es nicht anders verdient. Denn dies war die Strafe, die ihm zuteil wurde.
»Ich werde geduldig auf diesen Tag warten, Wächterin der Hogoshas.«
Ein warmes Lächeln bildete sich auf Shumizus Lippen, schmerzlich und traurig. Das schien auch die Wächterin zu erkennen, denn für eine Sekunde verblasste der abgrundtiefe Hass in ihren rubinroten Augen. Doch sie wollte kein Mitleid verspüren. Nicht für einen Yingzi. Und so schenkte sie ihm nur einen weiteren verächtlichen Blick.