💮 22 • Schwarzauge 💮

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Auf verdorbenem Grund konnte kein Leben entstehen. Kein Grün wuchs in ihrer Nähe. Der Boden war kahl, trocken und leblos. Schwarzer Ruß bedeckte den Weg, die Sonne wirkte wie ein schwach glimmendes Feuer, das verzweifelt versuchte, am Leben zu bleiben.

Der Ort hatte einen eigenartigen, nicht zu identifizierenden Geruch. Es war eine Mischung aus beißendem Schwefel und duftenden Kerzen. Shumizu selbst mochte diesen Ort nicht. Er konnte sich nicht mehr erinnern, aus welchem Grund er diesen Riss auf der Insel entstehen lassen hatte. War das Wut gewesen? Frust, Verzweiflung, Demütigung?

Shumizu kniff die Augen zu, als ein kurzer, aber schmerzlicher Stich durch seinen Kopf fuhr. Er versuchte, sich zu erinnern, doch die Vergangenheit schien wie hinter festen Ketten verschlossen zu sein. Nur ein Bild tauchte kurz auf.

Ein blitzähnliches Licht fuhr vom Himmel. Als das Leuchten verebbte, wurde unter den vielen aufgewirbelten Staubwolken ein schwarzer Riss offenbart.

Kein Zweifel, diese Erinnerungen waren von ihm; Yamhei selbst. Shumizu schüttelte den Kopf, als hoffte er darauf, auf diese Weise mehr Erinnerungen wachrütteln zu können. Doch in seinen Gedanken war nur Schwärze.

Was? Warum? Der Grund? Die Antworten ... so nah!

Die Schlucht schien ihn beinahe herzurufen. Sanft wehten die unbekannten Stimmen zu ihm herüber, kitzelten sein Herz, sein Bewusstsein.

So nah sind sie. Die Antworten! Hier liegen sie! Dein Schicksal!

»Shumizu?«

Die befremdlichen Stimmen verstummten. Besorgt hatte Mei ihre Hand auf Shumizus Schulter gelegt. Etwas Schmerzliches huschte über ihren Ausdruck, doch wurde dieser von sturer Entschlossenheit übertrumpft, gefolgt von leichter Besorgnis.

»Du schaust so sorgenvoll aus. Als wären deine Gedanken für einen Moment abgeschweift«, merkte die Wächterin vorsichtig an. Shumizu benötigte einen Moment, bevor er einen halbwegs vernünftigen Satz zustande bringen konnte.

»Ich ... habe nur nachgedacht ... Ein wenig Angst habe ich schon vor der Antwort. Außerdem ...« Shumizu wusste nicht ganz, wie er seine Gedanken in Worte fassen konnte. Er schaute zur Seite, bastelte sich die richtigen Sätze zusammen, nur um sie später wieder zu verwerfen. Doch Mei schien ungeduldig zu werden und tätschelte ihm nur das schwarze, lange Haar.

»Mach dir nicht allzu viele Gedanken darum. Wenn wir jetzt umkehren, war die gesamte Reise umsonst. Du wolltest deine Schöpfung retten. Ich bin mir sicher, dass uns das Schwarze Auge die Wahrheit hinter dieser Welt offenbaren kann«, sprach Mei zuversichtlich und klopfte Zhongxi dabei ordentlich auf den Hals. Ein Brummen entkam seiner Kehle.

»Wie willst du vom Schwarzen Auge gezielte Antworten bekommen?«, hakte Shumizu verwundert nach. Wie sollte er sich das vorstellen? Mei konnte die Stimmen, die der Schatten hörte, sicherlich nicht wahrnehmen und auch sonst war die Schlucht letztendlich nichts anderes als das: eine Schlucht.

Steine, die mit informativen Schriften versehen sein könnten, würde man sicherlich genauso wenig vorfinden. Hier hauste keine Gottheit, kein Yingzi, nicht einmal eine verlorene Seele. Dieser kleine Ort war der Tod höchstpersönlich und die Schlucht das Tor zur Unterwelt.

Doch selbst die Götter konnten sich unter einer Unterwelt nichts vorstellen. Sie war nicht mehr als ein Mythos. In dieser Welt gab es nur zwei Ebenen: Das irdische und das göttliche Reich. Die Unterwelt hingegen war nur ein Konzept der Menschen, um sie in der Kunst und Literatur als Zuhause der Schatten zu titulieren. Nur war sich Shumizu sicher, dass sich dieser Mythos so sehr in ihren Schriften verfestigt hat, dass die meisten Menschen tatsächlich an die Unterwelt glaubten.

»Ich frage das Schwarze Auge. Vielleicht treffen wir dort tatsächlich eine uns unbekannte Gottheit, die einige Antworten auf unsere Welt und das vorgegebene Schicksal kennt. Oder ...« Mei stoppte plötzlich, ihr Blick wurde nachdenklich.

»Oder was?«, hakte Shumizu irritiert nach, wurde jedoch unruhig, als er allmählich eine Vermutung bekam, was Mei womöglich in den Sinn gekommen war.
»Nein, nein, nein, du willst nicht ernsthaft in die Schlucht fliegen, oder?! Das kannst du nicht ernst meinen!« Shumizu wurde von Wort zu Wort immer lauter, immer panischer. Sein Herz begann schnell zu klopfen, als er an die bedrückende Dunkelheit denken musste. Zwar machte ihm diese Aura herzlich wenig aus, doch das Gefühl, das die Schlucht ausstrahlte, weckte Erinnerungen in ihm, die er alles andere als positiv wahrnahm.

»Wie sonst sollen wir nach Antworten suchen?«, widersprach Mei fast schon genervt stöhnend. Dass sie dabei noch mit den Augen rollte, wirkte beinahe herablassend und beruhigte Shumizu nicht wirklich.
»Du weißt, wie gefährlich diese dunkle Kraft ist! Und dass es bis heute noch kein Reiter bis zum Grund geschafft hat. Du willst dich nicht wirklich diesem Risiko aussetzen, nur um ein paar Antworten zu finden. Vergiss nicht den Aspekt, dass diese nicht einmal garantiert sind!«, versuchte Shumizu die Gefahr so deutlich wie möglich klarzustellen und schüttelte immer wieder vehement den Kopf. Niemals würde er Mei diesem Risiko aussetzen. Und er selbst würde es womöglich nicht einmal schaffen, die Schlucht zu betreten.

Die bloße Aura löste bei ihm schon unruhige Emotionen aus. Wie es sich erst anfühlen würde, wenn er im dunklen Nebel untertauchte?

Mei schien etwas auf Shumizus Worte erwidern zu wollen, entschied sich jedoch dazu, zu schweigen. Ihr war dem Anschein nicht nach einer Diskussion zumute.

»Wir sollten uns die Schlucht erstmal näher ansehen. Wie wir an die Antworten kommen, können wir später noch immer besprechen«, beschloss die Wächterin gefährlich ruhig und winkte Zhongxi und Dai mit sich. Auch wenn sie nicht aufgebracht wirkte, die Anspannung lag schwer in der Luft.
Shumizu konnte Mei nur seufzend hinterherschauen. Ob er zu harsch zu ihr gewesen war?

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𝐎𝐟 𝐆𝐨𝐝𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐃𝐫𝐚𝐠𝐨𝐧𝐬 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt