𝗔𝗯𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝗹𝗼𝘀𝘀𝗲𝗻 | 𝗙𝗮𝗻𝘁𝗮𝘀𝘆 | 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵
Von den Göttern und Drachen verstoßen, irrt Shumizu Jahrtausende lang unter den Irdischen umher - auf der Suche nach einem Weg, den auferlegten Fluch von sich und seiner Schöpfung zu nehme...
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»Was für ein Geschenk ist es, was du mir machen möchtest?«, fragte Mei, während sie auf dem Weg zur großen Schlucht waren. Die Welt war wieder so klein unter ihnen. Die kühle Brise hier oben war erfrischend und gleichzeitig ließ sie für einen kurzen Moment alle Sorgen verfliegen.
Shumizu hatte lange überlegt, wusste er nicht, wie er auf Meis Frage antworten konnte. »Solltest du jemals einen innigen Wunsch haben, der in Erfüllung gehen soll, so werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um dir diesen zu erfüllen.«
»Wenn ich mir also wünschen würde, dass die Welt untergehen soll, dann würdest du mir diesen Wunsch gewähren?«, hakte Mei spaßeshalber nach, woraufhin Shumizu nur leise lachte. Sein Blick ruhte warm auf Meis Augen, hatte sie sich beim Gespräch zu Shumizu umgedreht. Es war das Mindeste, was er tun konnte, um seine begangenen Sünden irgendwie wiedergutzumachen. Er hatte sein eigenes Versprechen gebrochen und dabei Mei verletzt und sicherlich traumatisiert.
»Wie ich erwähnte: Ich hätte alles getan, um dir diesen Wunsch zu erfüllen, auch wenn es anfangs unmöglich zu sein scheint. Selbst für einen ehemaligen Gott, der erst langsam wieder seine ursprünglichen Kräfte zurückbekommt.«
Das sanfte Lächeln der Wächterin würde Shumizu sicherlich nie wieder vergessen. Es war unvorstellbar, wie sie anfangs noch versucht hatte, ihm mit ihrer Klinge den Hals aufzuschlitzen. Doch nun war sie so ruhig und warm wie eine Sonnenblume auf der Frühlingswiese, auch wenn sie knapp davor war, zu verwelken.
Je näher sie der Schlucht kamen, desto schwerer wurde die Luft, die Atmosphäre um sie herum - beinahe mit der Aura aus dem Schattenwald gleichzusetzen. Zhongxi fiel es immer schwerer, sich in der Luft zu halten, und schon bald war er gezwungen zu landen. Dabei waren sie noch recht weit von der Schlucht entfernt.
»Den restlichen Weg werden wir wohl zu Fuß beschreiten müssen.« Einwände gab es keine. Selbst wenn es für Mei und ihren Baohu immer anstrengender wurde, dem Pfad zu folgen; ihre Entschlossenheit war noch immer vorhanden. Nur dass sie diesmal keinen Schatten töten wollten. Nein, sie wollten Antworten finden. Antworten und einen Weg, um die Yingzis von ihrem Fluch erlösen zu können.
»Hast du dich eigentlich jemals gefragt, warum Zhongxi blau ist, obwohl er das Feuer beherrscht?«, fragte Shumizu an die Wächterin gerichtet. Diese schüttelte jedoch nur ahnungslos den Kopf. »Ich hatte erwartet, dass du als ehemalige Gottheit eine plausible Erklärung zu diesem Phänomen hättest«, entgegnete Mei verwundert, was Shumizu nur mehr irritierte.
»Ungewöhnlich. Mir würde dazu ebenfalls keine passende Antwort einfallen. Da muss ich zugeben, dass die ehemalige Gottheit ebenfalls überfragt ist.« Ob das Zufall war? Oder hatte da Hoyan ihre Finger im Spiel gehabt?
Die Sonne neigte sich so langsam dem Horizont entgegen, so lange waren sie unterwegs gewesen. Sie waren dem Schwarzen Auge deutlich näher gekommen. Die Aura lag schwer auf Mei und Zhongxi, schränkte ihre Bewegungen stark ein. Aufgrund dessen waren sie gezwungen, regelmäßige Pausen einzunehmen, bis sich Shumizu dazu entschied, ein Lager für die Nacht aufzuschlagen. Mei jedoch - so stur wie sie eben war - wollte lieber weiter, um endlich ans Ziel zu kommen.
»Wir sind der Antwort so nahe. Der Weg ist zwar anstrengend, doch ich kann noch immer laufen!« Shumizu schüttelte auf Meis Protest nur den Kopf. »Denk auch an Zhongxi, selbst wenn er ein göttlicher Vasall ist, braucht er ebenso Pausen und muss Energie tanken.«
Das Feuer brannte und funkte, nachdem Shumizu es entfacht hatte, und dennoch wirkte ihre Umgebung viel zu dunkel. Als würde das Licht der Flammen von der Schwärze verschluckt werden. Es war kalt und ungemütlich, ausgelöst von der Schlucht in ihrer Nähe.
»Wieso wird in den Legenden erzählt, dass die Schatten einst aus dem Abgrund gekommen sind, um die Welt zu erobern? Sind diese Legenden überhaupt wahr?« , fragte Mei mit einem leisen Murmeln, ließ Shumizu beim Zubereiten des Abendessens innehalten. Heute gab es leider kein Fleisch. Selten verliefen sich Tiere hierher, zu sehr waren sie von der dunklen Aura abgeschreckt. Dabei waren hier kaum Yingzis unterwegs. Und dafür gab es eine gute Erklärung.
»Die Legenden sind nur zum Teil wahr. Die Schlucht hat tatsächlich Yamhei erschaffen. Doch entgegen seinen Erwartungen war sie mit Dunkelheit gefüllt. Manche sagen, es sei der uralte Hass der Götter, die fernab unserer Welten herrschen. Yamhei hat nie verstanden, wie dies zustande kommen konnte und keiner der anderen Götter hatte die Macht, sich gegen seine Schöpfungen zu stellen. Nicht gegen das Schwarze Auge und auch nicht gegen die Yingzis, die eines Tages aus dem Abgrund gekrochen kamen. Doch der Punkt mit der Unterwerfung ist eine Lüge. Sie wurde nur deswegen hinzugefügt, um die Yingzis als Verkörperung des Bösen darzustellen, während die Hogoshas die Helden in der Geschichte spielen.«
Shumizu machte eine kurze Pause, starrte mit Mei für eine Weile ins Feuer. »Ich kann mir bis heute nicht erklären, wieso die Yingzis mit Dunkelheit und Hass gefüllt sind. Hat Yamhei etwas falsch gemacht, als er seine Wesen erschuf? Was taten die anderen Götter anders, was er nicht getan hatte?« Frustriert senkte Shumizu den Kopf, drehte gedankenverloren ein Kräuterstück in seiner Hand hin und her.
»Was auch immer geschehen ist - es liegt in der Vergangenheit«, durchbrach die sanfte Stimme der Wächterin die nächtliche Stille. Der Schatten sah leicht auf. Erneut war da dieses warme Lächeln auf Meis Lippen, erwärmte auch irgendwo Shumizus Herz.
»Wir können nur das Beste aus der Gegenwart holen. Und wie ich dir versprochen hatte: Ich werde dir helfen, eine Lösung gegen den Fluch zu finden. Kein Lebewesen verdient es, so zu leiden. Auch kein Yingzi, selbst wenn sie wie Monster wirken sollten.«
Meis Lächeln war ansteckend. Shumizu hatte nicht einmal gemerkt, dass er das von Mei erwidert hatte. Für einen Moment waren die Sorgen wieder vergessen, sein Blick auf die Zukunft, auf sein Schicksal, wirkte wieder so zuversichtlich und klar.
»Mei ... darf ich ... dich einmal umarmen?«, fragte Shumizu zögerlich, wusste er selbst nicht genau, wieso er das plötzlich tat, wo sie doch eben noch über die Aufhebung des Fluchs gesprochen hatten. Aber er wollte wissen, wie sich die Nähe zu anderen Wesen anfühlen würde. Schließlich hatte er jahrhundertelang niemanden gehabt, hatte seine Zeit in kühler Einsamkeit verbracht. Und da war noch immer die Frage, ob es für ihn möglich war, sich in einen Menschen zu verlieben.
Mei, die überrascht von der Frage schien, nickte dennoch zustimmend, wenn auch langsam mit dem Kopf. Sie stand auf und kam zu Shumizu herüber, blieb jedoch kurz vor ihm stehen. Nur eine Klinge hätte noch zwischen ihr und dem Schatten gepasst. Feuer flammte, Wasser rauschte. Erneut verbanden sich zwei gegensätzliche Elemente tief miteinander.
Und ehe Shumizu sich versah, hatte Mei ihn auch schon in die Arme genommen. Um sein Herz wurde es noch wärmer und für einen Moment fühlte er sich plötzlich so leicht, so frei, so ... menschlich.