💮 19 • Wassertanz 💮

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Die immergrünen Blätter wurden plötzlich ozeanblau, das Laub vom Rascheln zum Rauschen und die Sonnenstrahlen wässrig klar. Blasen stiegen auf und erfüllten die Luft mit ihrem durchsichtigen Glanz. Ein leicht salziger Geruch lag in der Luft, erinnerte an das endlose Meer. Eine uralte Macht war wieder erwacht, diesmal jedoch nicht, um zu zerstören, sondern um Leben mit sich zu bringen.

Shumizus ursprünglich schwarzen Haare schimmerten nun blau wie Wellen, die im Gewässer hin und her wogen, die Augen so tief wie der Ozean selbst  - so unergründlich ruhig strahlten sie.
Der Yingzi hob die Arme und begann mit leichten Schritten über den Boden zu tänzeln, sandte mit jeder Bewegung leichte Wogen der Energie durch den Wald, sodass sich die Luft um ihn herum sanft kräuselte und waberte wie das ruhige Gewässer bei Nacht.

Sein Rhythmus passte sich dem Takt der Natur an, verschmolz mit dem Element, als wäre Shumizu das Wasser selbst.
Die Bäume und Sträucher schwangen im Klang des Wassers hin und her, als würde der Tanz sie mit in die Tiefe des Ozeans ziehen. Eine unglaubliche Energie erfüllte den Wald, tauchte alles in ein unendliches Blau.
Für Shumizu existierte für diesen einen Moment nur er und das Wasser, ließ sich vollständig von der Melodie der Wellen mitreißen. Die Zeit schien stillzustehen.

Wärme umgab den Yingzi mit einem Mal. Rubinrot gesellte sich zu Ozeanblau. Meis Augen brannten leidenschaftlich, als sie sich in das dunkle Tief des Schattens fallen ließ.

Helle Flammen schlängelten sich zwischen den aufsteigenden Wassersäulen hervor, Funken ließen die glasklaren Wasserblasen wie kleine Glühwürmchen aufleuchten.

Inmitten des Waldes hatten sich zwei gegensätzliche Elemente zusammengefunden. Und doch harmonierten ihre Bewegungen im Einklang der stillen Melodie. Nur sie allein konnten sie hören.

Auch Mei hob ihre Arme. Ihre Bewegungen waren wilder, weniger sanft und ruhig als die von Shumizu und dennoch behielt sie die Anmut in ihren Bewegungen. Sinnlich war der Tanz, gehorsam war das Feuer, das wie in einem Ritual um sie herum flammte. Die Hitze umhüllte die Wächterin wie die Arme einer liebenden Mutter, ließ ihre Haut golden schimmern.

Shumizus Schritte passten sich denen von Mei immer mehr an. Sie pulsierten im Einklang der rhythmischen Töne des Feuers. Die Luft um sie herum vibrierte vor Macht und Energie der Elemente, die mit einer beeindruckenden Wucht aufeinandertrafen wie ein Tsunami auf das Land. Wasser und Feuer, so gegensätzlich und doch untrennbar miteinander verbunden, verschmolzen in einem Tanz der Harmonie und Dualität.

Mei und Shumizus Herzen wurden für diesen einen Augenblick eins. Sie ließen sich von ihren Elementen führen - ihre Bewegungen waren eine Symphonie aus Feuer und Wasser, die die Grenzen zwischen Magie und Realität verschwimmen ließ.

Dann verstummte die Melodie plötzlich. Wasser und Feuer beruhigten sich, das Grün kehrte in den Wald zurück. Und doch waren Rubinrot und Ozeanblau noch immer stark miteinander verbunden. Shumizu konnte den Blick nicht von der jungen Frau nehmen, die so tief in seinem gefangen war. Sie atmete schwer, angestrengt von dem Tanz, den sie eben miteinander ausgeführt hatten.

Ein Tanz der Elemente - normalerweise führte man nur dann einen auf, wenn die Götter gehuldigt werden sollten. Ein Gott, der für sich selbst einen Tanz ausführte und eine Wächterin, die sich ihm anschloss, wo sie bis vor kurzem noch nie etwas von einer Gottheit namens Yamhei gehört hatte. Sicherlich konnten selbst die Hohen Götter nicht einmal an solch eine irrsinnige Geschichte glauben.

»Du bist die verlorene Wassergottheit. Darin besteht kein Zweifel. Diese pulsierende Energie ... Ich habe sie förmlich gespürt«, hauchte Mei ehrfürchtig. Dann hielt sie jedoch inne, als würde sie plötzlich etwas realisieren. Der Blickkontakt wurde mit Shumizu abgebrochen und mit einem Mal kniete sie vor seinen Füßen.

»Meine Gottheit ...«, wisperte sie unterwürfig und wollte zu etwas ansetzen, als Shumizu jedoch vehement den Kopf schüttelte.
»Bei den Göttern, steh auf, Mei. Vor dir steht nur Shumizu, ein Yingzi. Yamhei ist längst gefallen. Ich bin schon lange kein Gott mehr«, versuchte er klarzustellen und zog Mei wieder auf die Beine.

Zitternd ließ die Wächterin sich hoch helfen. Ihre Miene war vor Verwirrung verzerrt. Es wunderte Shumizu nicht, so viele Erkenntnisse wie sie in den letzten Momenten erhalten hatte. Mei musste komplett überfordert sein.

Dai kreischte empört, hatte er sich unter Zhongxis Flügel versteckt. Richtig, die beiden waren ebenfalls noch da und hatten ihnen beiden sicherlich beim Feuer-Wasser-Tanz zugesehen. Der Baohu war nun deutlich ruhiger als zuvor, beobachtete Shumizu jedoch weiterhin mit scharfem Blick.

»Ich ... weiß ehrlich nicht, was ich über all das ganze denken soll, Shumizu«, sprach Mei stockend und hielt sich an seinen Armen fest, als könnte sie jederzeit zusammenbrechen. Vielleicht hätte Shumizu sie nicht direkt mit der Erkenntnis, dass er einst Yamhei gewesen war, erschlagen sollen.

Doch da holte Mei nur tief Luft und wider Erwarten griff sie von sich aus nach Shumizus Hand.
»Du hast nun mein vollstes Gehör. Erzähl mir alles über dich und deine Geschichte. Diese eine Chance gebe ich dir noch. Glaub aber bloß nicht, dass ich dir mit dem Töten meiner Kameraden verziehen habe. Darüber ... werde ich noch nachdenken müssen.«

Bei den letzten Worten schaffte die Wächterin es nicht, Shumizu ins Gesicht zu schauen. Selbstverständlich nahm das Geschehen sie noch immer mit. Und für einen kurzen Moment verspürte er wieder diese grässlichen Schuldgefühle in sich aufsteigen. Schnell schob er die negativen Gedanken in die hinterste Ecke. Über eine Wiedergutmachung - auch wenn Mord selbst nie wieder vollständig gutzumachen war - konnte er später noch nachdenken.

»Komm, setzen wir uns zu Zhongxi und Dai. Sie werden sicherlich auch meine Geschichte hören wollen.«

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𝐎𝐟 𝐆𝐨𝐝𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐃𝐫𝐚𝐠𝐨𝐧𝐬 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt