𝗔𝗯𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝗹𝗼𝘀𝘀𝗲𝗻 | 𝗙𝗮𝗻𝘁𝗮𝘀𝘆 | 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵
Von den Göttern und Drachen verstoßen, irrt Shumizu Jahrtausende lang unter den Irdischen umher - auf der Suche nach einem Weg, den auferlegten Fluch von sich und seiner Schöpfung zu nehme...
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»Deine Kraft ist allmächtig und kennt keine Grenzen, Yamhei, und doch hast du dich dagegen entschieden, das Wasser zu bevölkern. Dabei ist doch genau das dein Element. Sag mir, wie kamst du zu dieser Entscheidung?«
Die Gottheit schaute still auf das Meer hinaus, beantwortete die Frage der jungen Frau nicht, die ihn an diesem Strandaufgefunden hatte. Sie hatte sofort gewusst, wer dieser Mann war, der da vor ihr stand. EinegöttlicheAura war unverwechselbar.
»All die anderen Gottheiten haben ihre Wesen im Ozeanverteilt. Nur du hast die Finger davon gelassen. Dabei ist deine Kreationdoch die Mächtigste von allen.«
Yamhei warf der Frau einen kurzen Seitenblick zu, widmeteseine Aufmerksamkeit jedoch gleich wieder dem Meer. Blaue Wellen schlugen am Ufer auf, eine frische Brise streifte Yamheis Haut. Die langen, dunklen Haare wehten sanft im Takt des Windes.
»Sie ist so wunderbar! Wahrlich göttlich!«, seufzte sie bewundernd. »Wenn doch nur eine Schöpfung von dir das Meer erobern könnte, wie sie das Land erobert hat!«
»Schweig still!«, knurrte die Gottheit dunkel. Er hatte langsam genug von ihren Worten. Die Frau hielt augenblicklich inne und senkte unterwürfig den Kopf. Als er sich zu ihr umdrehte, funkelten seine saphirblauen Augen erzürnt. »Lobe meine Sünden nicht in den Himmel. Diese Schöpfung ist eine göttliche Schande. Und du bist ein Teil von ihr!«
Wärme umfing Shumizu. Es fiel ihm schwer, die Augen zu öffnen, so hell war die Umgebung um ihn herum. Er spürte die einzelnen Sonnenstrahlen, die auf seinen Körper trafen. Nur langsam kamen die Gefühle in seine Gliedmaßen zurück. Ein Finger zuckte, gleich darauf fühlte er eine Hand auf seiner Brust.
Ein Vogel flog über den klaren, blauen Himmel. Vereinzelt zogen weiße Wolken vorbei, erinnerten ihn an kleine Schäfchen auf den Weiden. Dem Anschein nach lag er im hohen Gras auf einer Wiese, ohne Erinnerungen daran, was zuvor geschehen war. Aus dem Augenwinkel konnte er verschwommen eine Gestalt wahrnehmen. Sie schien mit ihm zu sprechen, doch ihre Worte erreichten nur gedämpft seine Ohren. Langsam kehrte Shumizu in die Realität zurück.
Je mehr Gefühl in seine Gliedmaßen kam und die Sinne wieder schärfte, desto größer wurde jedoch sein Verlangen nach Lebensenergie. Wie viel hatte er verbraucht? Shumizu versuchte sich zu erinnern.
»Hier, trink etwas, wenn du schon wach bist.« Meis Stimme war nun deutlich zu hören. Nur war Shumizus Koordination noch nicht vollständig vorhanden. Mit einer ungeschickten Handbewegung schlug er der Wächterin versehentlich die Schale mit der klaren Flüssigkeit zu Boden.
Der Yingzi konnte Mei daraufhin leise fluchen hören und etwas, was sich nach »Okay, dann eben kein Wasser für dich, undankbares Monster« anhörte. Kurz darauf entfernte sich ihre Präsenz. Dafür schob sich nun eine andere Gestalt in Shumizus Sichtfeld.
Zwei leuchtend grüne Knopfaugen starrten auf den Yingzi herab. Shumizu spürte etwas Schweres auf der Brust. Stimmt, langsam konnte er sich wieder erinnern: der Wald mit den hohen Yingzis. Und da war noch der kleine Nachtdrache, den Mei so unbedingt beschützen wollte. Er sah Zhongxi zum Verwechseln ähnlich, nur kleiner und dunkler.
Was war nur danach geschehen? Shumizu kniff die Augen zusammen, um seinen Erinnerungen ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Er hatte seine göttlichen Kräfte eingesetzt und die Schöpfung rückgängig gemacht, war es nicht so? Nur so hatte er die hohen Yingzis besiegen können. Fühlte er sich deswegen so schwach und ausgelaugt? Weil ihn der Einsatz viel zu viel Kraft gekostet hatte? Und dann war da noch diese Vision ... Ein Strand, eine junge Frau - war das eine Erinnerung? Sicherlich. Shumizu kam das Geschehen bekannt vor.
Es fiepte leise auf seiner Brust. Der Nachtdrache schleckte Shumizu einmal quer über das Gesicht, bevor er von dem Yingzi stieg und zurück zu Mei tappte. Diese war soeben dabei, Holz zu stapeln, um sich für die bevorstehende Nacht vorzubereiten. Beim näheren Hinschauen musste Shumizu jedoch feststellen, dass hier schon einmal ein Lagerfeuer gebrannt hatte. War jemand vor ihnen an diesem Ort gewesen? Oder ...
Stöhnend setzte Shumizu sich auf, hielt sich mit schmerzverzerrter Miene den Kopf. Die Welt schien sich um ihn herum zu drehen. Die Dunkelheit war wieder nahe. Nur ungern wollte Shumizu sich ihr erneut hingeben.
»Du hättest mich die ganze Zeit über töten können ...«, sprach Shumizu mit kratziger Stimme. Mei schaute verwundert auf, zog jedoch im selben Moment grimmig ihre Augenbrauen zusammen. »Sei doch lieber froh, dass ich dich nicht getötet habe«, grummelte sie kleinlaut. Musste Shumizu sie verstehen? Vor einigen Tagen wollte Mei ihn noch tot sehen. Jetzt hatte sie die Chance gehabt und sie nutzte sie nicht?
Es polterte leise, als Zhongxi einen ganzen Haufen Holz zu Boden warf. Shumizu merkte erst jetzt, dass der Bann, der auf dem Drachen gelegen hatte, aufgehoben war. Womöglich reichte seine Energie dafür nicht mehr, um den Bann weiter aufrechtzuerhalten. Das war doch nur ein weiterer Grund für Mei, um den Yingzi zu töten und von hier zu verschwinden. Dennoch hatte Mei und sogar ihr Baohu ihn verschont. »Wie lange war ich weg?«
»Zwei ganze Tage.«
Damit hätte Shumizu rechnen sollen. Das ausgebrannte Lagerfeuer sprach Bände. »Du hattest zwei Tage Zeit gehabt, mich zu töten und von hier zu verschwinden. Und doch bist du geblieben und hast mich auch noch am Leben gelassen.«
»Wünschst du dir etwa so sehr zu sterben? Ich kann das immer noch ändern. Da die hohen Yingzis tot sind, kann ich wieder ganz nach meinem Willen mein Feuer nutzen«, säuselte Mei grimmig, drohte Shumizu mit einer kleinen Flamme unter seiner Nase. Dieser ließ sich jedoch weniger davon beeindrucken.
»Hätte ich meinen Tod gewollt, dann hätte ich mich an jenem Tag komplett opfern können. Aber anscheinend lebe ich ja noch«, gab Shumizu nachdenklich zurück und stand mit einem Ächzen auf. Sein ganzer Körper schmerzte, fühlte sich schwer an. Und dann war da noch dieser Hunger, das Verlangen nach Lebensenergie. Wenn er sich für einen Moment nicht konzentrierte, sah er in der Wächterin ganz kurz eine Energiequelle. So verlockend ... Schnell schlug er sich diese Gedanken aus dem Kopf. Er durfte sein eigenes Versprechen nicht brechen.
Mei stand mit dem Rücken zu Shumizu gewandt und hielt inne. Sie schien etwas sagen zu wollen, schüttelte daraufhin jedoch ihren Schopf und stieg auf Zhongxi.
»Ich kann dich nicht töten. Noch nicht. Da gibt es etwas, was ich über dich herausfinden muss.« Mei sah zum Himmel hinauf. In ihren rubinroten Augen war kein Funken Spott oder Abscheu mehr zu sehen. Stattdessen wirkte sie ... gedankenverloren und gleichzeitig besorgt.
»Pass auf Dai, den Drachen-Yingzi, auf. Nicht, dass er uns das Fleisch auffrisst, das wir vorhin so mühevoll gejagt haben. Zhongxi und ich gehen Kräuter sammeln.« Noch bevor Shumizu etwas erwidern konnte, hatte Mei sich mit ihrem Drachen bereits in die Lüfte erhoben und flog von dannen.
Für einen kurzen Moment hatte Shumizu tatsächlich die Sorge, dass Mei endgültig geflohen war. Doch als er an sich herabblickte, musste er feststellen, dass Mei ihr äußeres Gewand an ihn abgegeben hatte. Shumizus Kleidung war zum Teil komplett zerfetzt und hätte ohne Meis Kleidung einen Großteil seines Körper offenbart.
Ein Wächter würde solch einen seltenen und wertvollen Stoff niemals zurücklassen.