💮 6 • Wiesengrund💮

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Mei sog scharf die Luft ein, als sie ihre Wunden behutsam mit einem nassen Tuch abtupfte. Shumizu war diesmal so freundlich gewesen und hatte ihr die Fesseln abgenommen. Jedoch hatte er ihr davor noch damit gedroht, sie wieder an einen Baum zu ketten, sollte sie es erneut mit Weglaufen versuchen. In ihrem Zustand wäre sie so oder so nicht in der Lage gewesen zu fliehen, und wenn, dann wäre sie ohne ihren Drachen nicht weit gekommen.

Das warme Lagerfeuer erwärmte ihre beschmutzte Haut und schützte sie vor der dunklen Nacht. Nachdem die drei den Schattenwald aufgrund des Vorfalls wieder verlassen hatten, wurde ein Lager in der Nähe aufgeschlagen, damit sie die kühle Nacht überdauern konnten. Zhongxi verhielt sich wieder komplett brav und ruhig, schlief friedlich hinter Mei, die sich dieses ungewöhnliche Verhalten noch immer nicht erklären konnte. Kein Wunder, schließlich wusste sie nichts von Shumizus Kräften und schon gar nicht von einem Bann, der selbst göttliche Drachen unterwerfen konnte.

Shumizu war soeben mit mehr Holz zurückgekehrt. Ordentlich stapelte er die Äste und Stöcke, sodass das Feuer gut genährt blieb. Zwischen den einzelnen Flammen sah er den schweigenden Blick der Wächterin auf sich ruhen. Ihre gesamten Arme und Beine waren mit Kratzern übersät, an der Schulter klaffte eine schmerzhaft aussehende Bisswunde. Glücklicherweise war sie nicht allzu tief. Mei hatte sie nur provisorisch mit einem dünnen Tuch verbunden, doch Shumizu wusste, dass es nicht genügen würde. Wenn die Götter nicht gnädig mit ihr sein würden, könnte sie in der Wunde ernste Infektionen verursachen.

Nachdem das Feuer kräftig genug flammte, beschloss Shumizu sich dazu, Mei ein wenig Gesellschaft zu leisten. Natürlich rückte sie direkt von dem Yingzi weg, als sie ihn auf sich zukommen sah. Man sah ihr an, dass sie ihm noch immer misstraute.

»Ich möchte dir wirklich nichts antun, Mei«, versuchte er die Wächterin vom Gegenteil zu überzeugen. Im selben Moment, in dem sie unachtsam wurde, griff er nach dem Handgelenk ihres gesunden Arms. Die Berührung ließ sie angewidert hochfahren, doch da hatte sie nicht mit dem festen Griff von Shumizu gerechnet. Sogleich wurde sie wieder auf den Boden neben ihn gerissen.

Bevor Mei erneut einen Fluchtversuch starten konnte, legte Shumizu eine Hand auf die große Wunde und ließ diese augenblicklich verheilen. Mei staunte und gleichzeitig zeichnete sich Verwirrung auf ihren Gesichtszügen ab.

»Was ... Aber wie ...?«

Yingzis waren nicht dafür bekannt, andere Wesen heilen zu können. Sie konnten sich höchstens selbst regenerieren und auch dann kostete es viel Energie. Shumizu spürte den deutlichen Energieverlust während der Heilung und doch ließ er auch die anderen Wunden und Prellungen, die Mei sich beim Fall auf den Boden zugezogen hatte, verheilen.

Für einen Moment wurde dem Yingzi schwindelig, doch ließ er sich das nicht anmerken. Als er fertig war, tätschelte er Mei neckend den Kopf, als wären sie nur alte Freunde. Diese wich natürlich sofort aus und warf Shumizu vernichtende Blicke zu. Aus irgendeinem Grund konnte er daraufhin nur belustigt grinsen.

»Möchtest du heute gebratenen Truthahn haben? Ich habe ihn vor dem Schattenwald gefunden. Letztes Mal hast du meinen Hasen abgelehnt. Da dachte ich mir, dass du Hase vielleicht nicht so sehr magst. Keine Sorge, er ist auch frei von dunkler Magie oder sonstigen Flüchen.«

Mei starrte Shumizu an, als hätte er gerade einen schlechten Witz gerissen. Schien sie nicht zu verstehen, wieso ein Schatten wie er ihr half? Dabei wollte er wirklich nichts anderes, als die Wächterin ein wenig näher kennenzulernen. Doch sie war wohl zu sehr den Schatten gegenüber abgeneigt, wollte ihnen nicht vertrauen.

»Ist das irgendein Bestechungsversuch?«, begann die Wächterin leise, Spott schwang in ihrer Stimme mit.
»Damit ich dir traue und du mich vollstens für deine Ziele ausnutzen kannst? Was ist überhaupt dein Ziel? Wir sind zum Feuerspucker geflogen, um Hoyan anzubeten und am Ende zum Schattenwald, damit du mit deinen Kameraden spielen kannst. Für einen Moment ist Zhongxi wieder normal geworden, aber sobald ich mit ihm flüchten wollte, hat er sich wieder in das zahme Kätzchen für dich verwandelt.
Was in Urgottes Namen geht hier überhaupt vor sich?! Wer bist du und was willst du von uns?!«

Von Wort zu Wort war Mei immer lauter geworden. Ihre rubinroten Augen funkelten aufgeregt und gleichzeitig verwirrt, schrien regelrecht nach Antworten. Shumizu wartete mit einer Reaktion, wusste nicht, was er überhaupt sagen sollte. Dass er Yamhei war? Nein, sicherlich wussten die Wächter nicht einmal mehr, wer Yamhei überhaupt war. Für die Götter und auch die Wächter war Shumizu nicht mehr als ein gewöhnlicher - oder eher außergewöhnlicher - Yingzi.

»Ich weiß selber nicht, was mein Ziel ist«, gestand Shumizu seufzend und schnappte sich den getöteten Truthahn, um ihn von den Federn zu befreien und für das Feuer vorzubereiten.
»Man hat mir ein Schicksal erteilt, doch bis heute weiß ich nicht, was es ist. Ich ... fürchte mich.« Selten gab Shumizu seine persönlichen Gedanken zu und doch fühlte es sich bei Mei richtig an. So lange hatte er einsam auf der Welt herumwandern müssen. Dass er nun mit jemanden reden konnte, war Balsam für seine Seele.

Noch immer waren Meis Gesichtszüge angespannt. Sie schien misstrauisch und doch konnte Shumizu spüren, dass ein kleiner Funke Mitleid in dem Rot zu erkennen war. Dem Schatten war nicht entgangen, dass sie schon immer ein wenig Mitgefühl für den Yingzi verspürt hatte. Ihre Augen verrieten es.

»Für dich und all die anderen Menschen bin ich nicht mehr als ein Yingzi. Und mein Name ist Shumizu.«

»Das meinte ich nicht«, widersprach Mei kopfschüttelnd. »Du kannst kein Yingzi sein. Irgendetwas strahlst du aus und es ist viel mächtiger als bei gewöhnlichen Yingzis!«

Verwundert hielt Shumizu inne. Dass seine Aura doch anders war als die der anderen Yingzis, war ihm nie bewusst gewesen. Über die Jahre waren seine Kräfte so schwach geworden, dass sich seine Macht nicht groß von den höheren Yingzis unterschied. Und jetzt, da er eine Menge Energie verloren hatte, waren seine Kräfte noch viel schwächer geworden.

»Nein, das kann nicht sein. Ich bin nur ein Yi-«

»Ach ja? Und wieso ist Zhongxi so zahm zu dir? Warum greift er dich nicht an? Wieso betest du zu Hoyan, obwohl Yingzis keinen Gott anbeten? Wie konntest du mich mühelos heilen? Wieso kannst du mich im Kampf so einfach besiegen? Selbst die hohen Yingzis waren nie ein Problem für mich gewesen! Ich bin doch Mei! Kriegerin Mei! Die beste meiner Division des Wächterordens! Wieso also besiegst du mich immer wieder? Was sind das für Kräfte, die du hast?« Mei sprang aufgebracht auf, zeigte mit ihrem nackten Finger auf ihn.
»Du bist kein normaler Yingzi. Du kannst es nicht sein. Wie viele Wesen mussten wegen dir sterben, damit du solch eine Macht erhalten konntest?« Ihre ganze Körperhaltung strahlte mit einem Mal puren Hass aus, schlug wie eine Welle über Shumizu ein. Vollkommen verdattert blinzelte er mehrere Male.

Das stimmte nicht ... Er hatte schon lange niemanden mehr getötet, um Energie von ihnen zu absorbieren. Stattdessen hatte er sich dem Ewigen Hunger hingegeben - ein Fluch, der allen Yingzis von den Göttern auferlegt wurde, auch Shumizu. Durch den regelmäßigen Energieverlust waren Yingzis gezwungen, andere zu töten, um ihre Lebensenergie, ihre Seele, zu absorbieren. Nur so konnten sie überleben.

Shumizu bekam kein Wort über seine Lippen. Es war, als sei sein ganzer Körper von ihren Worten gelähmt.
»Ich verspreche dir, ich werde dich töten und alle Opfer rächen, denen du Unrecht getan hast. Vergiss meine Worte nicht, Dämon. Ich werde dich über den Rand der Welt stürzen«, fuhr Mei zischend fort.

Darauf antwortete Shumizu nicht. Seine ozeanblauen Augen blieben kühl, doch sein Herz schmerzte. Dabei war er solche Worte doch gewohnt ...

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𝐎𝐟 𝐆𝐨𝐝𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐃𝐫𝐚𝐠𝐨𝐧𝐬 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt