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M O O S G E W Ä C H S
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Der Wald, aus dem der Schrei soeben noch zu hören gewesen war, war harmloser als der Schattenwald. Es kam selten vor, dass Yingzis sich außerhalb ihres schützenden Schleiers auf dieser Insel frei aufhielten, doch die Wahrscheinlichkeit war nicht gleich Null.
Der Schrei kam eindeutig von Mei. Für Shumizu war dieser unverkennbar gewesen. Ohne Probleme schlängelte sich Zhongxi zwischen den dicken Stämmen des Waldes entlang. Schwach trafen einzelne Sonnenstrahlen den Waldboden, zeigten den beiden den Weg durch das Labyrinth. Je tiefer sie jedoch in den Wald eindrangen, desto dichter wurden die Bäume. Irgendwann war Zhongxi gezwungen, weiter nach oben zu steigen.
Shumizu spürte, wie sie sich Meis Präsenz immer weiter näherten und das schien auch der Baohu zu merken. Doch da war noch eine andere Aura bei Mei. Dunkel, schwer, aber dennoch jung und frisch. Ein Yingzi? Die Ausstrahlung schien nicht sonderlich stark zu sein.
Shumizu schloss die Augen und konzentrierte sich auf Mei und die fremde Präsenz. Er hielt inne. Nein, da war noch jemand anderes - nicht jemand, es waren mehrere. Nur konnte er nicht einschätzen, welche Wesen sich noch in diesem Wald aufhielten. Waren es ebenfalls Yingzis? Schatten, die ihre eigene Aura verbergen konnten?
Es rumpelte, als Zhongxi auf einer Baumkrone landete und auf das Geschehen am Boden starrte. Die Bäume in diesem Bereich waren viel zu dicht, als dass der Baohu sicher landen konnte.
Inmitten der wuchtigen Stämme entdeckte Shumizu die Wächterin, mit einem Ast bewaffnet, vor einer Horde Yingzis stehen. Dunkelrot glühten die Augen der Schatten, signalisierten Gefahr. Mei schien verletzt, Blut klebte an ihrer hellen Haut, so rein und makellos, doch ihre Wunden schienen auf den ersten Blick nicht ernst zu sein.
Shumizu stutzte. Eigentlich hätte er Andeutungen auf einen Kampf mit Feuer erwartet, doch da war kein einziger Grashalm verkohlt. Hatte Mei ihre Elementarkräfte nicht eingesetzt?
Ein Schrei ertönte. Im nächsten Moment stürzte sich der erste Yingzi auf die Wächterin, die dem Gegner nur knapp ausweichen konnte. Die Schattenwesen waren kleiner als Menschen, dennoch größer als ein Hund. Und sie schienen flink und wendig zu sein, nutzten die Bäume, um sie besser von der Seite angreifen zu können.
Shumizu hatte Mei noch nie so verzweifelt erlebt, so stolz wie die Wächterin immer war. Doch ihre Augen logen nicht - Mei schien tatsächlich in die Enge gedrängt worden zu sein. Bevor die nächsten Yingzis angreifen konnten, stürzte Shumizu sich von der Baumkrone, beschwor sein Schwert und trennte zwei Yingzis den Kopf ab.
Polternd kullerten sie über den Waldboden, doch die anderen Yingzis ließen sich davon wenig einschüchtern. Shumizu zählte ganze dreizehn Schatten. Wie konnte es sein, dass sich gleich so viele von ihnen außerhalb des Schattenwaldes aufhielten? Das war nicht normal.
Mei hatte ihre Augen vor Erleichterung aufgerissen, als sie bemerkte, dass Shumizu ihr zur Hilfe geeilt war. So froh sie auch war, in der nächsten Sekunde lag wieder der finstere Blick auf ihrem Gesicht.
»Sag deinen blöden Schattenfreunden, sie sollen sich mal entspannen!«, beschwerte sie sich lautstark. Ihre Hände umfassten krampfhaft den langen Stock.
»Was machst du hier überhaupt im Wald?«, fragte Shumizu, anstatt auf ihre Forderung einzugehen. Ein gefallener Gott hatte wenig Kontrolle über seine Schöpfung. Und diese Yingzis waren außerdem anders. Es wirkte so, als würden sie die Kräfte ihrer jeweiligen Gegner unterdrücken können.
Diese Schatten waren genauso hässlich und bestialisch: lange scharfe Zähne, Speichel um den Maul herum, rotglühende Augen und ein deformierter Körper. Der Rang dieser Art Schatten war nicht einmal hoch und doch schienen sie gefährlich zu sein. Aber da war noch etwas anderes, eine andere Präsenz. Wieso konnte Shumizu diese nicht ausmachen?
»Na, was wohl?! Ich wollte weg von dir. Ein Versuch wäre es doch wert gewesen, auch wenn meine Chancen auf eine Flucht schlecht standen.« Mei knirschte mit den Zähnen. Ein Yingzi brüllte ohrenbetäubend laut und stürzte sich erneut auf Mei, ignorierte Shumizus darauffolgenden Befehl komplett. Doch noch bevor der Schatten sie erreichen konnte, wurde auch der halbiert und fiel mit einem schmatzenden Geräusch auf den moosbewachsenen Waldboden.
Nein, die Yingzis schienen nicht zu gehorchen. Shumizu hatte versucht, sie unter Kontrolle zu bekommen, doch sie ließen sich nicht unterwerfen. Und für einen weiteren Bann hatte er nicht mehr die nötige Energie. Also musste er körperlich gegen die Yingzis kämpfen. Mit einem Sprung stürzte Shumizu sich auf die übrig gebliebenen Yingzis und versuchte, sie alle einen nach dem anderen zu töten. Einige waren zu langsam und waren nach einem Wimpernschlag in zwei geteilt, andere jedoch konnten den Schwertangriffen ausweichen und attackierten Shumizu mit ihren Krallen und Zähnen.
Shumizu spürte, wie er immer mehr Energie verlor. Die letzten Tage waren für Körper und Geist kräftezehrend gewesen und es war noch immer nicht zu Ende.
Mei versuchte zu helfen, konnte allein mit dem Stock und ihren groben Faustschlägen jedoch höchstens Zeit schinden.
»Kannst du dein Feuer nicht anwenden?«, rief Shumizu fragend und stieß im selben Moment seine Klinge in die Eingeweide eines Angreifers. Mei schüttelte den Kopf.
»Irgendetwas blockiert meine Elementarkraft.« Wie Shumizu erwartet hatte. Diesmal schwang kein Ton des Spotts in ihrer Stimme mit. Die Situation schien ernst zu sein.
Etwas mehr als die Hälfte der Yingzis hatte Shumizu erledigen können, doch die restlichen fünf waren stärker als die anderen. Wenn man näher hinschaute, konnte man bei diesen Schatten sogar eine äußerliche Änderung erkennen. Denn ihre Augen schimmerten lila, ihre Körper waren weniger deformiert und glichen dem eines Menschen.
»Das sind Yingzis der höheren Ränge. Ich kann ihre Kraft nicht einschätzen. Sie verbergen ihre Aura«, stellte Shumizu frustriert fest und stellte sich an Meis Seite. Diese atmete schwer, wirkte unruhig.
»Das ist gar nicht gut ... So etwas habe ich noch nie erlebt«, murmelte sie. Da musste Shumizu ihr zustimmen. Doch da kitzelte ihn erneut eine fremde Aura - die gleiche, die er zuvor auf dem Weg zum Wald auch schon gespürt hatte. Es war nicht Mei und auch war es keiner der fünf Yingzis. Es war ein Schatten, das konnte Shumizu nun identifizieren, so nah war er.
Ein Piepsen ertönte hinter Shumizu und als er sich umdrehte, entdeckte er die Quelle der fremden Aura. Ängstlich versteckte sich das kleine Wesen hinter Meis Schuhen. Tatsächlich war es ein Yingzi, doch sah er aus wie ein kleiner schwarzer Drache.
»Mei ... Da ist ein Schatten hinter dir«, sprach Shumizu sie vorsichtig darauf an, fokussierte sich jedoch gleich wieder auf die Gegner ihnen gegenüber, die noch immer keine Anstalten machten, anzugreifen. Ruhig behielten sie die Eindringlinge im Auge, waren jedoch weiterhin kampfbereit.
Mei schien von der Anmerkung nicht wirklich überrascht zu sein. Gleich darauf lockerte sich ihr Griff um den Stock. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch zögerte sie damit. Schließlich rückte sie mit einem Seufzen mit der Sprache raus.
»Ich weiß ... Ich habe versucht, ihn vor den anderen Yingzis zu schützen.«
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𝐎𝐟 𝐆𝐨𝐝𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐃𝐫𝐚𝐠𝐨𝐧𝐬 ✓
Fantasía𝗔𝗯𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝗹𝗼𝘀𝘀𝗲𝗻 | 𝗙𝗮𝗻𝘁𝗮𝘀𝘆 | 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵 Von den Göttern und Drachen verstoßen, irrt Shumizu Jahrtausende lang unter den Irdischen umher - auf der Suche nach einem Weg, den auferlegten Fluch von sich und seiner Schöpfung zu nehme...
