𝗔𝗯𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝗹𝗼𝘀𝘀𝗲𝗻 | 𝗙𝗮𝗻𝘁𝗮𝘀𝘆 | 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵
Von den Göttern und Drachen verstoßen, irrt Shumizu Jahrtausende lang unter den Irdischen umher - auf der Suche nach einem Weg, den auferlegten Fluch von sich und seiner Schöpfung zu nehme...
*╔═══❖•ೋ° °ೋ•❖═══╗* N ACHT D R A C H E *╚═══❖•ೋ° °ೋ•❖═══╝*
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»Ich weiß ... Ich habe versucht, ihn vor den anderen Yingzis zu schützen.«
Shumizu hatte mit allem gerechnet, aber niemals mit solch einer Antwort. Ungläubig starrte er Mei an, vergaß für einen Moment sogar die Schatten. »Seit wann hilfst du einem Yingzi, wo du uns doch so abgrundtief hasst?«
Meis Wangen färbten sich verdächtig rot. Um Shumizus saphirblauen Augen zu entkommen, drehte sie ihren Kopf von ihm weg und sah zu Boden. Sie setzte zum Sprechen an, doch noch bevor sie etwas dazu sagen konnte, ertönte das wilde Gebrüll der Yingzis. Dem Anschein nach hatten sie lange genug gewartet und wollten endlich Blut sehen.
Das Fiepen des kleinen, drachenartigen Yingzis wurde immer panischer. In der Hoffnung, bei Mei Schutz zu finden, kletterte er auf ihre Schulter und versteckte sich unter ihren langen, schwarzen Haaren. Der Anblick war für Shumizu ungewohnt, hätte er doch mit einer eher abwertenden Reaktion dem Wesen gegenüber erwartet. Stattdessen ließ Mei den kleinen Yingzi machen und wehrte tapfer die harten Angriffe der fünf hohen Yingzis ab.
Shumizus Schwert schnitt durch die Luft, streifte nur mild die Schatten, die mit einem Mal plötzlich hinter ihm standen. Innerlich verfluchte er seine Schöpfung und gleichzeitig flammte auch die Wut gegenüber den anderen Göttern wieder auf. Nur sie waren Schuld daran, dass die Yingzis nun mal so waren, wie sie waren.
Shumizu ging langsam immer mehr die Kraft aus. Er verspürte auf einmal diesen unendlichen Drang, Blut zu lechzen, Lebensenergie zu kosten. Kopfschüttelnd versuchte er, sich diese Gedanken auszuschlagen und konzentrierte sich stattdessen auf das eigentliche Problem. Um den Ewigen Hunger konnte er sich später noch kümmern.
Von den Baumkronen fiel ein Feuerball von Zhongxi herab, erwischte gezielt einen Yingzi, der Mei ziemliche Probleme bereitet hatte. Schreiend ging der Schatten in Flammen auf, gab der Wächterin die Chance, von ihm wegzukommen.
»Wenn du mir mein Schwert nicht abgenommen und es in den nächsten See geworfen hättest, wäre ich dir in diesem Moment sicherlich eine bessere Hilfe gewesen!«, pampte sie Shumizu wütend an. Ihr Stock war zerbrochen und nun blieb ihr nichts anderes übrig, als mit den nackten Fäusten zu kämpfen. Auf ihre Elementarkräfte konnte sie auch wenig zählen.
»Verlasse lieber den Wald mit Zhongxi! Renn raus! Weiter hinten sind die Bäume weniger dicht. Dort kann dein Baohu dich und den kleinen Yingzi auf der Schulter in Sicherheit fliegen!«, forderte Shumizu, derweil er einem Yingzi auswich und ihm gleich darauf die Beine abschnitt. Zu seinem Schrecken musste er jedoch feststellen, dass sich der Schatten innerhalb weniger Augenblicke wieder vollkommen regeneriert hatte. Wie konnte das sein? Ihre Energiereserven schienen beinahe unendlich zu sein, aber für irdische Wesen war das doch unmöglich!
»Vergiss es! Ich bin zu einer Kriegerin ausgebildet worden. Was wäre ich denn, wenn ich vor Yingzis weglaufen würde?«, entgegnete Mei stur, wollte aufgrund ihres Stolzes nicht nachlassen.
»Keine Sorge, ich beschütze dich, kleiner Schattendrache«, hörte Shumizu die Wächterin leise zu dem kleinen Yingzi auf ihrer Schulter flüstern. Das konnte doch definitiv nicht die Mei sein, die er kennengelernt hatte. Wieso war sie überhaupt so nett zu dem kleinen Schattenwesen, aber zu ihm wurde sie pampig?
Mit voller Kraft trat er den Yingzi, der ihn von der Seite hatte angreifen wollen, gegen den nächsten Baum. Mit einem Stöhnen landete der Schatten auf dem Waldboden und verharrte dort erstmal. Doch Shumizu war klar, dass ihm nicht viel Zeit blieb, bis der Yingzi sich wieder regeneriert hatte. Mei hatte in der Zwischenzeit einen neuen Stock gefunden, kleiner und dünner als sein Vorgänger, aber es war noch immer besser als nichts.
Ihre Angriffe waren gezielt und gleichzeitig geschmeidig. Mei machte keine unnötigen Bewegungen, nutzte ihre Körperkraft mit Bedacht und Kontrolle. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte Shumizu ihr sicherlich gerne dabei zugesehen - wie ein Tanz, den sie vollführte und doch war er so gefährlich tödlich.
Ein Yingzi wurde von ihrem Stock aufgespießt, spuckte dunkles Blut auf Meis Kleidung. Erneut musste sie mit Händen und Füßen kämpfen, doch diesmal hatte sie keine Chance. Ein Yingzi erwischte sie unerwartet von hinten. Eine lange Schnittwunde zog sich über ihren gesamten Rücken, zwang sie auf die Knie.
»Mei!«, brüllte Shumizu geschockt und trat den sich aufrappelnden Yingzi, den er eben gegen den Baum geschleudert hatte, wieder zu Boden. Dann rannte er auf Mei zu und versuchte, ihr hochzuhelfen. »Alles gut ... Es ist nur ein kleiner Kratzer ...«, krächzte sie mit schmerzverzerrter Miene, versuchte, ihre Pein zu überspielen. Natürlich kaufte Shumizu ihr das nicht ab. Das Blut verriet eindeutig, wie schwer verletzt sie war.
Er musste den Kampf hier und jetzt beenden, wenn er Mei lebendig aus diesem Wald kriegen wollte. Der Nachtdrache stupste Mei besorgt an, als wollte er ihr helfen. Doch er war noch zu klein, zu schwach. Mei lächelte den Drachen-Yingzi nur beruhigend an.
Derweil beobachtete Shumizu nachdenklich die fünf Yingzis, die sich allesamt wieder regeneriert und die drei umzingelt hatten. Zhongxi stieß ein verzweifeltes Gebrüll aus, fühlte sich machtlos, da er ihnen im Kampf keine große Hilfe sein konnte.
Für Shumizu blieb eigentlich nur noch eine letzte Möglichkeit, um die Yingzis zu besiegen, doch es könnte Folgen für ihn haben. Noch nie hatte er es ausprobiert und er hatte es auch nie tun wollen. Doch wenn er es jetzt nicht tat, würden diese Schatten womöglich aus dem Wald herauskommen und eine Menge Menschen attackieren und töten. Und ob Mei es überhaupt lebend von hier fortschaffte, stand ebenfalls in den Sternen.
Diese Yingzis waren anders, abnormal, stellten eine ernste Gefahr dar. Shumizu konnte sie unmöglich frei herumwandern lassen. Nur wie sind diese fünf an solch eine Macht geraten?
Tief atmete Shumizu ein, schloss die Augen, um sich auf die Präsenzen der Gegner zu konzentrieren. Er tastete mit den Fühlern seines Unterbewusstseins nach den Yingzis, suchte nach ihren Seelen, die viel tiefer verborgen waren als bei herkömmlichen Yingzis. Da! Langsam atmete Shumizu aus, hob sein Schwert, riss die Augen auf.
»Schließ die Augen, Mei, und bewege dich nicht.«
Eine unendlich mächtige Kraft entfaltete sich, breitete sich im gesamten Wald aus. Es wurde hell um sie herum, ruhig, als würde die Zeit stillstehen. Und Shumizu fiel in endlose Dunkelheit. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war der panische Schrei der Wächterin und ihre warmen Hände an seiner Wange.