💮 11 • Vollmond 💮

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So köstlich das gut zubereitete Fleisch auch schmeckte, es war nicht fähig, Shumizu zu sättigen. Der Ewige Hunger fraß sich bis zu seiner Seele durch, machte ihn verrückt. Stumm hockte er vor dem schwach flackernden Feuer, versuchte, dieses unerträgliche Verlangen zu unterdrücken.

Jede Bewegung fühlte sich schwer an, es war plötzlich so kalt um ihn herum. Selbst wenn er nur geradeaus laufen wollte, brachen seine Beine unter ihm zusammen. Sein Körper brauchte Energie und das so schnell wie möglich. Doch das würde bedeuten, dass er Hogoshas - Menschen mit göttlichen Kräften - und Ryenas - Menschen ohne göttliche Kräfte - töten müsste. Und das hatte er sich selbst verboten.

Mei war gegen Anbruch der Dunkelheit tatsächlich mit wohltuenden Kräutern zurückgekehrt. An ihrem Rücken zog sich noch immer eine schmerzvoll aussehende Wunde entlang. Dafür waren die Kräuter, die bekannt für die Beschleunigung des Heilungsprozesses waren, besonders gut.

Glücklicherweise heilten Hogoshas im Gegensatz zu normalen Menschen im Allgemeinen recht schnell. Nur deswegen lag Mei nicht flach und konnte sich noch frei bewegen.

»Was ist es, was du über mich herausfinden willst?«, hatte Shumizu die Wächterin gefragt, als sie dabei war, das Abendessen zuzubereiten.

Im Moment lagen alle drei in einem tiefen Schlaf. Nur Shumizu konnte nicht schlafen, brauchte er eigentlich auch nicht. Schlafen würde bedeuten, sich der Dunkelheit hinzugeben und vor der dieser fürchtete er sich genauso sehr wie vor seinem unbekannten Schicksal.

»Ich weiß es nicht ... Aber irgendetwas sagt mir, dass ich dich nicht töten darf. Oder kann«, hatte Mei geantwortet und dabei das provisorisch zusammengebastelte Messer sinken lassen.
»Eines ist jedoch offensichtlich: Du bist nicht einfach nur ein Yingzi.«

Shumizu wollte einfach nicht klar werden, wieso Mei sich plötzlich dagegen entschieden hatte, ihn zu töten. Nicht, dass er es bedauerte - schließlich hatte er nun eine Sorge weniger - aber er wollte die irdischen Wesen verstehen. Er wollte verstehen, wieso die anderen Götter eine solch schöne Schöpfung kreieren konnten, während Shumizu nur Schande über die Welt gebracht hatte.

War die Neugierde wirklich Grund genug, um einen Yingzi wie ihn am Leben zu lassen?

Shumizu war klar, dass nicht alle Yingzis boshaft waren. Auch der Nachtdrache war harmlos, selbst wenn Shumizu spürte, dass es dem kleinen Wesen ebenfalls an Lebensenergie mangelte. Dadurch hätte Dai doch längst schon verrückt nach dem Töten sein müssen.

Hätten die Götter ihnen diesen Fluch nicht auferlegt, dann hätten all seine Schattenwesen nicht leiden müssen ... Nur wusste die Welt nichts von der Wahrheit. Für sie waren Yingzis blutrünstige Mörder, die nach Macht lechzten.

Ein schmerzhafter Stich fuhr plötzlich durch Shumizus gesamten Körper, ließ ihn krümmen. Stöhnend hielt er sich den Kopf - dort, wo der Schmerz am größten war.

Lebensenergie ... Ich brauche Lebensenergie ... Wo?!

Der Yingzi schaute zu der schlafenden Mei herüber - die einzige Quelle, von der er im Moment am schnellsten Energie bekommen konnte. Aber er konnte doch nicht ...

Mit einem Schlag übermannte ihn der Ewige Hunger und raubte ihm jeglichen logischen Gedanken. Auf zittrigen Beinen rappelte sich der Schatten automatisch auf und schlurfte auf die Wächterin zu, als hätte er keine Kontrolle über seine Handlungen und seinen geschwächten Körper mehr.

Lebensenergie ... Töten ... Lebensenergie ...

Nichts anderes war in Shumizus Kopf präsent, nur die sich immer wiederholenden Floskeln, die nach Erlösung schrien. Seine Sicht war verschwommen, das Verlangen groß. Er war am Verhungern und brauchte dringend die Energie.
Noch wenige Schritte, bis er bei ihr war. Sein Körper kribbelte vor Vorfreude, wollte ihre Lebensenergie bis auf den letzten Tropfen aussaugen, wollte Kraft, wollte Macht.

Der Blutgeruch ihrer Wunde war so unwiderstehlich und verlockend. So lange hatte er keine Seele mehr absorbieren können. Es war endlich wieder Zeit, um neu aufzusteigen und stärker zu werden. Wie hatte er all die Jahre nur darauf verzichten können?

Seine Hände wandelten sich zu langen scharfen Krallen, dazu bereit, ihr die Kehle aufzuschlitzen. Im Schein des Vollmondes holte der Yingzi nach dem finalen Schlag aus, als er jedoch hinter sich ein leises Fiepen vernahm.

Augenblicklich hielt der Schatten inne, starrte auf die friedlich schlafende Wächterin, die von alldem nichts mitzubekommen schien. Der Nebel, der sich über seine Sinne gelegt hatte, lichtete sich langsam, sein Blick wurde schärfer.

Langsam realisierte Shumizu, was er da beinahe getan hätte. Sein Körper zitterte nur noch mehr. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel, tropfte stumm auf die Wiese. Er hätte sie beinahe getötet ...

Dai schmiegte sich fest gegen Shumizus Bein, fiepte kläglich, als wollte er den Yingzi aus seinem Rausch holen und ihn wieder zur Besinnung bringen. Und es hatte durchaus funktioniert.

Wie hatte Shumizu sich dem Ewigen Hunger hingeben können? Beinahe hätte er sein eigenes Versprechen gebrochen ... und einen Menschen für seine eigenen Bedürfnisse getötet. Langsam ließ er die Hand wieder sinken, die nach und nach wieder ihr menschliches Aussehen annahm. Shumizu stand still vor Mei. Er hätte sich das niemals verziehen, wenn er ihre Lebensenergie geraubt hätte.

Schritt für Schritt ging er rückwärts, entfernte sich von ihr, um nicht erneut in Versuchung zu geraten.
So etwas durfte nie wieder passieren.

Bei einem weiteren Schritt blieb Shumizu jedoch im Grund hängen und fiel rücklings auf den Boden. Erde wurde aufgewirbelt, flog ins Feuer, das daraufhin empört aufzischte. Von den Geräuschen geweckt, öffnete Mei verschlafen ihre Augen.

»Hm? Shumizu? Alles gut?«, fragte sie mit rauer Stimme, als sie ihn auf dem Boden hocken sah. Der Yingzi starrte die Wächterin nur aus seinen großen, saphirblauen Augen an, fühlte sich wie gelähmt. Er zitterte am ganzen Körper, konnte keinen Ton über seine Lippen bringen. Mei wurde besorgt, wirklich besorgt. Wo war ihr Hass hin?

»Shumizu? Was ist los? Du weinst ja ...«

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𝐎𝐟 𝐆𝐨𝐝𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐃𝐫𝐚𝐠𝐨𝐧𝐬 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt