POV ALEXANDER
Wenn ich ihr sage das sie hübsch aussieht in ihrer sogenannten Kampfkleidung bin ich mir sicher das sie sich aufregen wird.
Um der schwarzen, kurzen Short trägt sie einen schwarzen Ledergürtel welcher auch als Schwertscheide dient und mehrere Taschen aufweist. Unter den Shorts trägt sie eine schwarze Strumpfhose. Ein weißes, kurzärmliges Hemd ziert ihren Oberkörper unter einem schwarzen Gele.
Ich kann nicht aufhören sie zu beobachten während sie ihren schwarzen Lederrucksack packt. Sie scheint zu bemerken das ich sie beobachte und fischt einen schwarzen Umgang mit einer Kapuze aus dem Karton und wirft ihn sich über. Ich sage zwar Umhang aber ich weiß ehrlich gesagt nicht wie man das nennt.
"Gehen wir bevor dir die Augen rausfallen."
Auch ich werfe mir einen Mantel über und nehme meine Tasche. Ich gehe zum Fenster und öffne es.
"Durchs Fester?", wundert sie sich.
"Wäre dämlich so angezogen durch die Flure zu laufen.", gebe ich frech zurück.
Sie rollt mit den Augen und versucht krampfhaft mich nicht anzuschreien.
Irgendwie süß.
Sie stellt sich zum Fenster und blickt herunter.
"Springen oder fliegen?"
"Weiße Flügel fallen auf. Ich könnte fliegen."
Ich schaue sie an um zu sehen ob sie einen Plan hat und bemerke das sie leicht rot wird.
"Ich fliege nicht mit dir.", gibt sie schließlich zurück.
Jetzt verstehe ich.
Wenn man mit einer Person fliegt muss man ganz nah beieinander sein.
Ich schmunzle und zucke mit den Achseln.
Plötzlich kommen unten zwei Wachen vorbei.
Gelassen nimmt sie ihren Bogen und spannt ihn.
"Spinnst du?"
"Keine Sorge, sie schlafen nur."
Was?
Sie taucht die Spitze der Pfeile in eine kleine, schwarze Box mit einem dunkelgrüne Deckel bevor sie den Bogen spannt.
Sie fokussiert und schießt.
Noch bevor einer getroffen ist schießt sie den zweiten Pfeil.
Beide treffen jeweils die Schulter.
"Was war das?"
"Nervengift. In geringer Konzentration lähmt es seinen Angreifer für kurze Zeit. Jeder wird denken sie haben geschlafen wenn wir die Pfeile rausziehen."
"Beeindruckend."
Sie grinst siegessicher und schon fallen die zwei zu Boden.
Ich kontrolliere nocheinmal ob jemand in der Nähe ist und trete aus dem Fenster um meine Flügel auszubreiten.POV HELEN
Tiefschwarze, breite Flügel tragen Alexander in der Luft.
Er reicht mir lächelnd die Hand. Zögernd nehme ich sie und trete ebenfalls aus dem Fenster.
Er zieht mich dicht an sich und hält mich an der Taille fest während ich meine Arme um seinen Hals schlage.
Ich bin schon oft geflogen, sehr oft, aber immer alleine.
Ich mag das Gefühl nicht. Das Gefühl der Abhängigkeit. Das eigene Leben liegt in den Händen eines anderen. Auch wenn wir nicht sehr hoch fliegen.
Zwei Minuten später sind wir fast beim Tor. Nur nocheinmal um die Ecke fliegen.
Alexander landet jedoch ohne mich loszulassen.
"Am Tor stehen Wachen.", wispert er in mein Ohr.
"Wie viele?"
"Insgesamt 5."
Zu viele. Sobald ich einen Pfeil abschieße wissen sie was los ist.
Ich blicke ihn fragend an doch auch er scheint überfragt.
Na toll.
Er lässt einen Arm von mir ab und beginnt an seinen Nägeln zu kauen.
Ernsthaft?
"Wir können nicht fliegen aber wir können durch den Untergrund. Es gibt sicher einen Geheimtunnel oder etwas in diese Richtung."
Ich überlege. Haben wir so etwas?
Ja!
"Wir müssten nicht weit gehen aber wir würden nass werden."
Er schaut mir fragend in die Augen doch ich ziehe ihn am Arm die Wand entlang. Wir gehen knapp zwei Minuten bis wir endlich am Brunnen angekommen sind.
"Im Brunnen gibt es eine Tür. Diese Tür führt aus dem Palast."
Leise gehen wir zum Springbrunnen und steigen so leise es geht hinein.
Der Brunnen ansich ist keinen halben Meter tief.
Ich beuge mich hinunter und öffne eine kleine Tür die schwer zu erkennen ist. Sofort fließt das Wasser hinein. Ich gehe hinein und Alexander kommt mir nach. Die Tür schließt er wieder sodass es stockdunkel wird.
Nur das Rauschen des Wassers ist zu hören und unsere Schritte. Manchmal fällt ein Wassertropfen auf den Boden.
Mein Herz schlägt schneller.
Etwas zieht meinen Arm.
"Schhhh. Ich bin es.", flüstert Alexander.
Ich ziehe meinen Arm weg und gehe weiter.
Ich habe das Gefühl er kann meinen schnellen Herzschlag hören.
"Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte fragen ob du Licht brauchst."
Licht wäre gut. Aber ich will es nicht von ihm.
Von hinten wird es plötzlich heller. Alexander hat ein brenndende Kerze in der Hand.
"Ich habe gesagt..."
"Ich weiß aber mir persönlich ist es zu dunkel.", erwidert er lächelnd.
In diesem gedimmten Kerzenlicht sehen seinen roten Augen bedrohlich aus doch trotzdem fühle ich mich sicher.
Er stellt sich neben mich und ich kann endlich erkennen wohin ich gehe.
Nämlich in die falsche Richtung.
Wortlos drehe ich um.
Ich kann sein Grinsen spüren ohne mich umzudrehen.
Nach einiger Zeit sehe ich eine Tür.
Ich blase die Kerze aus bevor ich so leise wie möglich die Leiter hoch klettere um die Türe zu öffnen.
Leise verlasse ich den Untergrund des Brunnens und muss feststellen das wir genau hinter dem Tor mit den Wachen stehen.
Sobald Alexander draußen ist versuche ich ihm wortlos zu erklären er soll die Flügel ausbreiten da wir so schneller weg sind.
Erst nach ein paar misslungenen Scharade versuchen breitet er die Flügel aus und packt mich etwas grob um nah am Boden zu fliegen.
Auch 20 Meter vom Palast entfernt trauen wir uns nicht zu reden. Erst als die Stadt in Sichtweite ist landet er und lässt mich hinunter.
Er atmet erleichtert aus.
Wir gehen wortlos nebeneinander durch die Straßen der erhellten Stadt.
"Wo hast du meine Schwester hingebracht."
"Zu dem Menschen den sie liebt."
Was? Woher soll er wissen wen meine Schwester liebt. Nicht einmal ich, ihre Schwester, weiß es.
"Woher willst du wissen wenn sie liebt."
Etwas verwundert dreht er den Kopf zu mir. "Na den Sohn von Schneider.", erwidert er als wäre das eine Selbstverständlichkeit.
Wortlos schaue ich ihn wütend an.
"Jeder wusste das. Sie gab Kleidung zurück nur um ihn zu sehen.", erzählt er.
Ich senke den Kopf. Woher soll ich das auch wissen. Ich bin mit mir selbst und meinem Training beschäftigt.
"Autsch."
"Was ist los?", frage ich verwundert.
Nichts ist auf der Straße zu sehen.
"Etwas...hat mich getreten...", er beugt sich hinüber um sein Bein zu betrachten da kippt er nach vorne um.
Ich nehme eine Box aus meinem Gürtel und werfe das Puder in ihr in die Luft. Während ich die Box einfach fallen lasse verteile ich mit beiden Händen das Puder um uns herum jedoch ohne es zu berühren. Somit wird jeder unsichtbare Geist sichtbar wenn er durch das Puder geht.
Ich muss unwillkürlich lächeln.
Noch mehr als ich unseren Feind sehe.
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Rache
FantasyDer König wird seiner Krone, seiner Ehefrau, seiner Kinder und seines Lebens geraubt. Seine Frau trägt das Kind des Mörders aus, welcher eisern das Volk regiert. Die Söhne liegen neben dem Vater und seine Töchter liegen neben seinen Soldaten. Bis a...