Rache

23.

Silvia grinst mich stolz an während ich die Delle im Baum beobachte die meine Dunkelheit verursacht hat.
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und stehe auf.
"Das erste Mal ist immer schwer, jetzt wird es dir viel einfacher gelingen Dunkelheit einzusetzen."
Mein Herz rast.
Ich habe tatsächlich Dunkelheit eingesetzt.
"Wieso reicht es nicht Helen mit meinem Licht zu retten? Ich habe Jahre trainiert."
"Magier sind keine leichten Gegner, sie können alles verwenden was sie wollen, vorausgesetzt sie haben es gelernt. Sie können Licht, Dunkelheit, die vier Elemente, Flüche, Telekinese...einfach alles einsetzten."
"Kurz gesagt, wir sind am Arsch.", scherze ich.
Silva schlägt mir auf den Arm und schüttelt den Kopf.
"Die königliche Garde ist aufgeteilt in mehrere Sektoren, ich kenne mich da nicht so genau aus aber ich weis das jeder Sektor ein bestimmtes Gebiet perfektioniert hat. Der Eingangsbereich zum Beispiel ist gesichert durch Schwertkämpfer und Magiern die die Elemente einsetzten. Verstehst du?"
Ich nicke.
Für uns ist das gut. Denke ich.
"Wie auch immer, wir müssen jetzt schauen das du die Dunkelheit gut beherrschst damit wir zur Fussion übergehen."
"Fussion? Also Licht und Dunkelheit gemeinsam?", frage ich zögernd.
"Ja du Memme.", antwortet sie gelassen.
Memme?
Ich atme tief durch.
Alles wir wieder gut. Wir werden Helen retten.

Erschöpft falle ich zur Abenddämmerung zu Boden.
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und trockne das Blut an meiner Schläfe.
"Ich denke ich kanns.", gebe ich keuchend von mir.
Sie grinst hämisch.
"Ach.", ist alles was sie sagt.
Ich habe das Gefühl es wird zu schnell dunkel.
"Du kannst die Dunkelheit nicht nur zum Angriff benutzen. Für dich ist Dunkelheit die Abwesenheit von Licht. Du kannst Licht und Dunkelheit einsetzen. Weist du was das heißt?"
Ich stehe inmitten absoluter Dunkelheit.
"Ich kann Dunkelheit nur hervorrufen wenn sie da ist. Du kannst einem sonnigen Tag in Dunkelheit verschlingen."
Ich atme tief durch und versuche meinen Herzschlag zu verlangsamen.
Immer wieder atme ich tief ein und aus.
Okay ich kann das.
Ich positioniere meine Hände senkrecht zum Boden und ziehe sie langsam zu mir. So ziehe ich die Dunkelheit zu mir sodass sich langsam die rötliche Atmosphäre der Abenddämmerung zeigt. Doch Silvia geht nicht sanft mir um. Sofort wird alles stockdunkel.
Mein Herz schlägt immer schneller.
Helen.
Helen ist mein Licht.
Ich schließe die Augen und ziehe erneut die Dunkelheit zu mir. Diesmal schneller und stärker. Ein ständiger Wechsel zwischen Dunkelheit und Abenddämmerung beginnt.
Jetzt reichst!
Ruckartig ziehe ich die ganze Dunkelheit zu mir sodass Silvia hörbar zu Boden fällt.
Schweratmend und verschwitzt knie ich mich zu ihr. Sie jedoch steht sofort wieder auf und schaut auf mich herunter.
"Für heute ist genug.", ist alles was sie sagt bevor sie geht.
Ich lasse mich aufs Grass fallen und schaue hinauf zu dem Sternen. Es ist dunkel doch die kleinen Sterne erhellen den dunkelblauen Nachthimmel.
Ich schließe meine Augen und atme zum ersten Mal seit langem, tief durch. Der frische Wind der durch mich hindurchströmt erinnert mich an Helen. Wie wir geflogen sind und der Wind ihre Haare getragen hat.
Es fällt mich immer noch schwer zu glauben das sie gekidnappt wurde. Doch noch unglaubwürdiger ist die Tatsache das ich Dunkelheit einsetzten kann. Es ist als hätte ich eine Verbindung zu meiner Mutter hergestellt. Jedes Mal wenn ich Dunkelheit einsetze stelle ich mir meine Mutter vor. Auch wenn meine Erinnerungen wage sind. Ich war erst 6 als er sie mir nahm.
Und wenn ich nichts mache wird mir Helen auch genommen.
Ich stehe langsam auf und gehe in das Haus des alten Mannes wo mich Maya und Max schon erwarten.
"Aleeeex!", begrüßt mich Maya mit einer Umarmung.
"Und wie wars?", fragt Maya mit großen Augen.
"Ich kann dir sage wir es war.", wirft Max ein.
Ich grinse. "Anscheinend lief es bei dir auch gut."
"Ja Mann. Ich kann so viel lesen. Ich weis das du Helen vermisst und deine Liebe zu ihr gleich dem Hass zu deinem Vater ist.", erklärt er mir besorgter Stimme.
Ich atme tief durch und setzte mich auf das weinrote Sofa.
"Ich kann mit Dunkelheit kämpfen.", ich versuche das Thema zu ändern.
"Kann ich sehen.", Max strahlt.
"Oje das kann nervig werden."
Maya und ich beginnen zu lachen. Max tut so als wäre er wütend aber Maya braucht keine Legere zu sei um zu wissen das ihr Geliebter nur spielt.
Nachdem der alte Mann, ich meine Primus, Zuhause angekommen ist haben wir gegessen und sind sofort schlafen gegangen.
Seit Beginn meiner Reise habe ich noch nie so tief geschlafen wie heute. Aber noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so einen realistischen Albtraum gehabt. Nachdem ich gegen Zercko verloren habe und er mir Helen für immer nahm kam mein Vater auf mich zu während er meine Mutter hinter sich her schleift. Zercko und mein Vater nicken sich gegenseitig zu als mein Vater meiner Mutter einen Dolch ins Herz rammt und gleichzeitig ersticht Zercko Helen mit seinem Schwert.
Schweratmend und verschwitzt wache ich gegen Mittag auf.
"Es war nur ein Traum. Nur ein Traum.", sage ich mir immer wieder vor. Mein Herz rast wie verrückt und meine Hände zittern.
Es war nur ein Traum.
Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen.
Nur ein Traum.
Plötzlich kommt Max ins Zimmer hereingestürmt.
"Er ist wach!", ruft er zur Tür heraus bevor er besorgt auf mich zu kommt.
"Es war nur ein Traum.", sagt er mir.
"Danke. Ich kann es nicht leiden wenn du mich liest wie ein offenes Buch.", meckere ich.
Meine Hände zittern nicht mehr.
"Tja kann man nix dagegen tun, ne."
Er grinst mich an.
Erneut atme ich tief durch und bin wieder ruhig.
Heute haben Silvia und ich meine Dunkelheit verbessert. Zu sagen ich bin perfekt ist übertrieben aber den Umständen entsprechend bin ich ziemlich gut.
Nebenan trainiert Maya mit ihrem Elementarschwert und hätte mich beinahe gegrillt bei dem Versuch Feuer und Wind zu kombinieren. Die Elemente alleine kann sie perfekt einsetzten aber das kombinieren fällt ihr schwer.

Am dritten Tag bin auch ich mit kombinieren dran.
"Ich hoffe dir ist bewusst das du Licht und Dunkelheit auch durch dein Elementarschwert einsetzen kannst."
"Ja aber ich kann es nicht besonders gut."
"Kein Problem ich bitte Sammy dir morgen dabei zu helfen. Heute wirst du mit einer Hand Licht erzeugen und mit der anderen Hand Dunkelheit dann wirst du beide Hände zusammenführen und somit eine Energie erschaffen die doppelt so groß ist wie Licht und Dunkelheit getrennt.", gelassen erklärt sie mir meine Aufgabe.
Was einfach klingt ist in Wirklichkeit verdammt schwer. Immer wieder sind beide Hände Licht oder Dunkelheit.
"Schließe die Augen und hör auf zu denken. Du kannst nun Dunkelheit und Licht einsetzen und kontrollieren."
Ich atme ein und aus während ich meine Augen schließe.
Rechts Licht.
Links Dunkelheit.
Rechts Licht.
Links Dunkelheit.
Ich wiederhole mich immer und immer wieder.
Ich bin ganz ruhig und öffne langsam meine Augen. Ich versuche ruhig zu bleiben. Ich habe es geschafft.
Silvia sagt mein Wort und beobachtet jeden meiner Bewegungen. Langsam führe ich meine Hände zusammen doch ich spüre wie sie sich gegenseitig abstoßen. Kommt schon. Gegensätze ziehen sich an. Gegen jede Vernunft setzte ich meine ganze Kraft ein und schlage meine Hände brutal zusammen doch noch bevor ich meine Hände ganz zusammenführen kann explodiert das Licht rechts und die Dunkelheit links sodass ich nach hinten fliege.
Autsch.
Meine Hände werden von Brandspuren gekennzeichnet.
"Mein Junge das war dämlich. Diese Brandspuren hinterlassen Narben."
Wortlos verbindet sie meine Hände.
"Dieses Band ist eingerieben mit einer besonderen Tinktur sodass sie schneller heilen."
"Danke."
Na toll. Noch eine Niederlage.
Enttäuscht starre ich meine Hände an.
"Versuch ein noch einmal.", sagt Silvia während sie mich anlächelt.
Für Helen.
Diesmal kann ich leichter Licht und Dunkelheit gleichzeitig erscheinen lassen.
Für Helen.
Es muss funktionieren für Helen.
Mit höchster Konzentration führe ich meine Hände zusammen und kämpfe gegen den Widerstand an.
Plötzlich bleibe ich stehen. Ich bewege mich nicht. Ich kann nicht.
"Alex das ist simple Energie. Denk nicht an Licht und Dunkelheit. Denk an zwei Energiequellen."
Zwei Energiequelle.
Ich führe meine Hände zusammen und sehe mir an wie Licht und Dunkelheit miteinander verschmelzen und Energie freigeben. Ich nehme den mittelgroßen, hellen Energieball und schleudere ihn gegen einen Baum. In einer großen Explosion pulverisiert sich der Baum.
Wenige Zentimeter von mir entfernt schlägt ein Feuer-Wasser Blitz ein.
"Sorryyyy!", schreit Maya von weitem.
Ich beginne zu lachen.
"Ich kanns.", rufe ich in den Himmel.