25.

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POV ALEX
"Eleanor!", ruft Helene erleichtert.
Eleanor. Meine Schwester.
Sie trägt ein bodenlanges himmelblaues Spitzenkleid. Ihre schwarzen Haare sind glatt nach hinten gekämmt.
Ruhig kommt sie auf uns zu.
Sie hat sich verändert.
"Kannst du das Tor wirklich öffnen?", fragt Helen unsicher.
"Du hast mein Geschenk nicht eingesetzt?"
Verwirrt schaut Helen die Prinzessin an. Diese kichert und nickt schließlich.
"Ich bin die einzige die es überhaupt öffnen kann."
Sie hat sich verändert. Sie ist viel selbstsicherer.
Eleanor geht wortlos an uns vorbei und bleibt vor dem Tor stehen. Sie lässt schneeweiße, mittelgroße Flügel erscheinen. Ihre Flügel sind so weiß wie Helens aber kleiner als meine.
Ohne den Blick vom Tor abzuwenden fragt sie uns:"Seid ihr bereit? Was hinter dem Tor ist könnte euch...schockieren."
"Ja.", sofort antworte ich.
"Na gut.", gibt sie süßlich zurück.
Sie murmelt etwas auf Latein und schlägt mit ihren Flügeln genau drei Mal bevor sie die Arme ausbreitet und ihre Hände parallel zum Tor hält.
"Sie absorbiert die Energie de Tores.", flüstert Maya.
Langsam beginnt das Tor sich aufzulösen und die Energie geht in ihre Hände über.
Keine 10 Sekunde später atmet sie aus und senkt die Arme.
Sie dreht sich um und geht auf Helen zu. Sanft berührt sie mit ihren Fingern Helens Stirn und streift über ihre Wange.
"Du hast mich dazu gebraucht selbstsicherer zu sein. Ich danke dir."
Helen lächelt und berührt die Hand die auf ihrer Wange liegt.
"Nichts zu danken, Königin.", antwortet Helen mit einem Zwinkern.
"Es ist Zeit für meinen Thron zu besteigen.", mit diesem Worten verlässt Eleanor uns.
"Aber dein Vater!", ruft Helen ihr hinterher, doch sie stolziert den Flur entlang ohne sich umzudrehen.
Sofort lasse ich einen Lichtball erscheinen und zerstöre das Tor.
"Alex!", ruft Helen wütend, "das Tor hätten wir auch so aufbekommen."
Ohne ihr zu antworten gehe ich ins Königszimmer.
Ein widerlicher Gestank kommt uns entgegen.
Wir sehen uns um und bemerken das alles verstaubt ist.
"Es sieht so aus als hätte man hier Jahre nicht geputzt.", meint Max angewidert.
"Nein. Als hätte seit Jahren keiner hier gelebt.", erklärt Maya kalt.
Plötzlich kracht etwas zusammen. Sofort drehen wir uns um und sehen Helen die in den Boden gekracht ist.
"Die Dielen hier sind alt und -autsch- und brechen sehr leicht.", erklärt Helen während sie versucht ihr Bein aus den zerbrochenen Holzdielen zu ziehen.
Ich gehe auf sie zu und knie mich herunter. Sanft und langsam ziehe ich ihr Bein heraus.
Erleichtert atmet sie aus und wischt sich das Blut mit dem weißen Kleid das sie trägt ab.
"Wo ist der König.", frage ich schließlich.
"Ich tippe auf tot.", scherzt Max.
Aber ich befürchte das er Recht hat.
In einer Ecke finden wir den König schließlich.
Helen zieht scharf die Luft ein und rümpft ihre Nase.
"Der König ist tatsächlich tot.", flüstert Helen.
"Wie lange denkt ihr liegt er da?", fragt Maya.
Max dreht sich zu ihr:"Du denkst jetzt nicht das-"
"19 Jahre.", antwortet Helen während sie ihre Hand vor ihrem Mund hält.
"Er hat seine Frau geliebt doch nach ihrem Verrat hat er sie getötet.", beginnt Maya und May beendet die Erzählung, "aber er konnte nicht ohne sich und nahm sich kurz danach selbst das Leben."

POV HELEN
Wortlos verlässt Alex das Zimmer.
Ich kann es nicht glauben. 19 Jahre ist er tot. 19 Jahre lang hat keiner etwas gesagt. Ich gehe auf Maya und Max zu und deute ihnen mit einem Blick, das wir gehen sollten.
Alex geht wortlos vor uns.
"Die Prinzessin wusste Bescheid.", meint Maya.
"Ich denke die Prinzen wussten es auch. Die Frage ist, wieso hält man so etwas geheim.", gebe ich zurück.
Auf dem Hof kommen und viele Männer und Frauen dankend entgegen. Auch die Prinzessin ist unter ihnen.
Ein älterer Mann stellt sich vor Alex. Plötzlich zieht er ihn zu sich und umarmt ihn. Überrascht von der Situation erstarrt Alex doch kurz darauf erwidert er die Umarmung.
Mir wird warm ums Herz bei diesem Anblick.
Die Prinzessin stellt sich neben uns und beginnt laut zu sprechen.
"Mein Volk! Ich spreche zu euch, nicht als eure Königin sondern als eine Befreite! Wir alle wurden befreit von der Tyrannei meiner Familie doch ich bitte euch meinem Vater zu vergeben. Er war ein guter Mann. Ein Mann der vor 19 Jahren starb."
Das Volk wird unruhig doch Eleanor spricht weiter.
"Es waren meine Brüder die mich vergessen ließen wer ich bin und was ich kann! Doch diese vier hier haben mich erinnert. Die Prinzessin der Engel war es die mich daran erinnerte das ich keine Angst haben muss vor dem was andere mir antun könnten. Denn es gibt nichts schlimmeres als in ewiger Angst leben zu müssen. Ich entschuldige mich bei euch. Ich habe euch im Stich gelassen. Aber ich verspreche euch Besserung! Den das Königreich der Magier ist stark und mutig!"
"JAAA!", ruft das Volk wie aus einem Mund.
Eleanor dreht sich zu uns.
"Ich danke euch. Ganz besonders dir Helen. Das Bündnis mit dem Königreich der Engel gilt zwar noch aber nicht solange nicht ein Mitglied der Adelsfamilie auf dem Thron sitzt. Ihr könnt auf meine Unterstützung zählen."

"Ahhhh.", gemütlich strecke ich meine Beine im Auto aus. Dieses Mal fährt Max.
"Du scheinst während deiner Gefangenschaft deine innere Ruhe gefunden zu haben.", scherzt Max herum.
"Mmm...innere Erleuchtung...würde ich sagen.", antworte ich grinsend.
Alex sitzt ruhig und nachdenklich neben mir ohne auch nur einen mucks von sich zu geben.
Maya hält sich plötzlich lächelnd den Bauch. Sie grinst Max an welcher sie glücklich anlächelt.
"Erm...Maya?", frage ich mit einem breiten Grinsen.
Amüsiert dreht sie sich zurück und nickt.
"Herzlichen Glückwunsch! Seit wann?"
"Um ehrlich zu sein...schon seit einem Monat."
"Moment. Du bist mitgekommen obwohl du weist das du schwanger bist? Es ist gefährlich. Dem Baby hätte etwas passieren können."
"Was auch immer ihm hier passiert ist besser als das was ihm im Königreich der Dämonen bevorstünde.", ihre Stimme klingt verletzt.
Ich beschließe sie nicht weiter zu drängen und berühre ihre Schulter.
"Weist du schon ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?"
"Nein. Aber solange es gesund ist wollen wir nichts anderes."
Ich lehne mich zurück und atme tief durch.
"Also wie gehen wir vor? Hab es nicht ganz mitbekommen.", wundert sich Max nach einer Weile.
"1 Monat.", sagt Alex gerade heraus.
"Genau. In genau einem Monat werden wir alle angreifen. Um zum Königreich der Elementarmagier zu gelangen müssen wir das Königreich der Dämonen und die Volksrepublik Serina durchqueren. Während unserer Durchfahrt sprechen wir uns mit Serina und Danjel ab und erklären ihnen genau  wann, wo und wie wir angreifen werden.", erkläre ich da Alex still bleibt.
"Laut Eleanor haben wir nur ein kleines Problem.", fügt Max hinzu.
"Wir wurden entdeckt.", sagt Maya.
"Naja wir sind ja egal aber die Prinzessin und der Prinz sind interessant für den König der Engel und es ist offensichtlich das wir ins Königreich der Elementarmagier gehen.", meint Max während er vor einem Gasthaus parkt.
"Wir befinden uns noch im Königreich der Magier also sollte es kein Problem sein heute hier zu übernachten.", erklärt er weiters.
Doch Alex ist unzufrieden.
"Nein wir fahren weiter. Wir haben nur noch einen Monat. Allein der Weg dauert 5 Tage. Wenn wir noch Pausen einlegen sind wir erst in einer Woche oder noch später da."
"Ich kann nicht durchfahren. Und Maya muss sich auch ausruhen. Falls es dir entgangen ist, sie ist schwanger."
"Wir wechseln uns ab. Du und Maya schlafen hinten und ich fahre. Wir wissen nichts über die Elementarmagier und ihre Art. Es könnte dauern sie zu überzeugen uns zu unterstützen."
Das kann es nicht geben.
Was ist mit Alex passiert?
Früher war er derjenige der Pausen einlegen wollte. Wo kommt diese Eile her? Seit wir heute Mittag abgefahren sind hat er kein einziges mal gelächelt. Er hat ja nicht einmal einen ganzen Satz von sich gegeben bis jetzt.
Ich versuche ihn zu überzeugen aber er ist so stur. Normalerweise lässt er mit sich reden. Was soll das?
"Helen du solltest diejenigen sein die unbedingt weiterfahren will. Deine Mutter musste schon ihr Leben lassen weil wir so langsam sind und wenn wir uns nicht beeilen ist deine Schwester Elisabeth die Nächste. Mein Vater braucht einen Erben der das Adelsblut in sich trägt."
"Jetzt reicht es! Weist du was du da gerade sagst! Du gibst mir die Schuld für den Tod meiner Mutter! ALEX VERDAMMT NOCHMAl!", wütend stampfe ich auf den Boden und gehe nah an ihn heran bevor ich weiterrede. "Ich würde alles für meine Familie tun. Ich wurde von einem perversen Bastrad gekidnappt und gefangen gehalten. Ich habe ein Leben mit meinen eigenen Händen genommen. Ich erlaube dir nicht MIR die Schuld zu geben. Ich tue alles was in meiner Macht steht aber auch ich habe meine Grenzen. Genau wie du. Ein Monat. Meine Schwestern können sich verteidigen. Nicht so gut wie ich aber sie sind klug und ihnen fällt schon etwas ein. In genau einem Monat werde ich zurück im Königreich der Engel sein. Und ich werde zurückkehren als Königin. Ich weis nicht was mit dir in meiner Abwesenheit passiert ist...aber vergiss nicht weshalb wir all das getan haben."
"Um uns zu rächen.", gibt Alex kalt zurück während er mir emotionslos in die Augen starrt.
"Nein. Ich will meine Familie und mein Volk beschützen."
"Tz.", Alex lacht auf,"beschützen sagst du. Ich weis nicht was mit DIR in meiner Abwesenheit passiert ist aber das du deinen Racheplan so vergisst."
"Ich hatte nie einen Racheplan-"
"UND OB! Du wolltest meinen Vater eigenhändig töten. Du wolltest das er dasselbe fühlt wie dein Vater als er durch seine Hände starb. Du willst das er alles verliert. Seine Krone..."
"Stop."
"...sein Leben..."
"Stop.
"...seine Würde-"
"STOP!", ich schreie ihn wütend an.
Was ist mit ihm passiert?
Enttäuscht wende ich mich ab.
"Du weist ich habe recht. Kein Grund es zu leugnen.", flüstert er.
Der Wind pfeift in meine Ohren und bereitet mir eine Gänsehaut.
Rache macht blind. Ich war blind.
"Es war so. Aber ich habe gelernt das Rache nichts bringt. Ich will nur mein Volk und meine Schwestern retten."
"Das heißt du würdest meinen Vater am Leben lassen?"
Ich drehe mich um und streiche mir meine Haare aus meinem Gesicht.
"Ja. Er wird seine gerechte Strafe bekommen. Lebenslang eingesperrt. Für einen Vogel ist der Käfig das Schlimmste."
Alex grinst.
"Wie edel. Eure Majestät.", mit diesen Worten macht er einen Knicks und steigt wieder ins Auto.
Ich kann nicht glauben was mit ihm passiert ist.

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt