Kapitel 9

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Ich folgte Bill in den Hausflur des mehrgeschossigen Gebäudes. Und verzog sogleich angewidert das Gesicht, als mir der stechende Geruch von Urin und einem Hauch Erbrochenem in die Nase stieg. Ich gab mir wirklich alle Mühe, mein Frühstück bei mir zu behalten, das ich auf dem Flug hierher zu mir genommen hatte.

Wir mussten stehts konzentriert bleiben, denn bereits der kleinste Fehler konnte uns das Leben kosten. Das wusste ich. Also verpasste ich mir einen gedanklichen Tritt in den Hintern und setzte ohne Zögern meinen Weg fort.

Leise und mit größter Vorsicht, schlichen wir die Treppe hinauf. Doch ich wunderte mich schon ein wenig, dass es keine Spur von unserem restlichen Team gab. Normalerweise sicherte immer jemand den Gang. In Fällen wie heute, wo sich das Ziel im zweiten Stock befand, sollten es sogar zwei Leute sein. Bill schien es ebenfalls aufzufallen, denn er warf mir einen irritierten Blick über die Schulter zu.

Ich machte eine kleine Bewegung mit dem Finger, um ihm zu verdeutlichen, dass er weitergehen sollte. Zwar hatte jeder von uns einen Kopfhörer im Ohr, mit dem wir im Notfall kommunizieren konnten, doch war das Risiko zu groß, dass man dadurch auf uns aufmerksam werden würde.

Wir gelangten gerade in den ersten Stock, als wir einen Schuss hörten, der in der Etage über uns abgefeuert wurde. Und dann kamen die Schreie. Von oben und auch aus den Hörern in unserem Ohr. Bill und ich tauschten einen schnellen Blick, ehe wir so schnell es ging die Treppe nach oben eilten. Doch wir hatten kaum die letzte Stufe erklommen, da wurde es beängstigend still.

Vor uns erstreckte sich ein Flur mit vier Türen. Ich wusste, dass sich unser Ziel eigentlich hinter der letzten auf der linken Seite befinden sollte. Aber wer wusste schon, ob das jetzt noch der Fall war.

Von unserem Team fehlte weiterhin jede Spur und wenn die abgegebenen Schüsse nicht schon dafür gesorgt hatten, dass ich unruhig wurde, dann war spätestens jetzt der Punkt erreicht. Aufmerksam behielt ich unsere Umgebung im Auge, während wir uns der hinteren Tür näherten.

»Da«, hörte ich Bill plötzlich murmeln und folgte seinem Finger, mit dem er auf irgendwas zeigte.

Das flaue Gefühl in meinem Magen nahm zu, als ich tiefrote Flecken auf dem alten Betonboden entdeckte. Und dann fiel mein Blick auf die lediglich angelehnte Tür, die sich direkt vor uns befand. Es waren keine Schrammen oder ähnliches zu erkennen, durch die man auf den Kampf schließen konnte, den wir definitiv mit angehört hatten. Auch wenn er erschreckend kurz gewesen sein musste.

Mein Gehirn verarbeitete die Informationen, die ich hatte und schließlich fällte ich eine Entscheidung, wie es nun weitergehen würde. Auch wenn sich jeder von uns der Gefahren bewusst war, die wir bei jedem Einsatz eingingen, so war für mich jedoch die Sicherheit meines Teams am Wichtigsten.

»Ich gehe vor«, raunte Bill mir kaum hörbar zu, nachdem er vermutlich meinen Blick interpretiert hatte. Wir waren ein verdammt gutes Team und manchmal war es erschreckend, dass er mich so leicht lesen konnte.

Ich nickte knapp und nach einem kurzen Check meiner Waffe, trat ich neben die Tür. Das alte Holz schliff über den versifften Teppichboden im Inneren der Wohnung, als ich sie mit einer Hand langsam aufdrückte.

Der Schuss, der daraufhin durch den Korridor hallte, hätte mein Herz beinahe zum Stillstand gebracht.



Schlagartig öffnete ich meine Augen und fühlte mich wie gerädert. Missmutig grummelte ich und drehte mich auf die Seite. Mein Blick für auf die winzige Digitaluhr, die auf den Nachttisch neben dem Bett stand. Es dauerte einen Moment, ehe ich zwei Dinge realisierte.

Silly Broken Soul *Bucky FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt