Kapitel 32

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Ein wenig umständlich zog ich mir meine Schuhe aus und ließ sie nach unten fallen, bevor ich mich der Länge nach auf die dünne Matratze fallen ließ. Gedankenverloren strich ich mit den Fingerspitzen über die Schusswunde an meinem Bein. Es war erstaunlich, was Madisons kleines Heilmittel angestellt hatte. Der ganze Bereich war nur noch etwas druckempfindlich, aber kaum noch der Rede wert.

Ich legte einen Arm unter meinen Kopf und starrte an die Zimmerdecke. Auch wenn meine Kraftreserven aufgebraucht waren und ich während der Fahrt beinahe eingeschlafen war, so fühlte ich mich im Moment viel zu aufgedreht. Unzählige Gedanken schossen mir durch den Kopf. Die Ereignisse der letzten Stunden nahmen dabei nur einen geringen Teil ein, wenn ich ehrlich war.

Ein leises Rascheln unter mir zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Bucky schien es nicht anders zu gehen, schloss ich daraus.

Ich gab mir einen Ruck und sprach aus, was mir auf der Zunge lag.

»Ich habe fast ein halbes Jahr versucht, gegen Hydras Manipulation anzukämpfen«, sprach ich und das Rascheln hörte auf. Keine Ahnung, ob er vielleicht eingeschlafen war oder nicht, doch ich konnte die Worte einfach nicht mehr aufhalten. »Ich weiß nicht, wann genau der Punkt erreicht war, an dem ich mir einfach nur wünschte, dass es aufhörte. Mir war es gleich, ob ich lebte oder starb und letztendlich habe ich es einfach zugelassen.«

Ich schluckte hart bei der Erinnerung an das Gefühl. Wie es war, wenn einem selbst das letzte bisschen Lebenswillen genommen wurde.

»Monatelang habe ich in ihrem Auftrag Menschen, bedroht, erpresst, verletzt. Zur Not auch getötet. Es machte für mich kaum einen Unterschied, um wen es sich dabei handelte. Noch heute kann ich das Blut an meinen Händen spüren, auch wenn es schon lange nicht mehr da ist. Und manchmal habe ich Angst, dass dieses Gefühl nie verschwinden wird.«

Kurz räusperte ich mich nutzte die Zeit und darüber nachzudenken, ob es wirklich eine gute Idee war, ausgerechnet mit ihm über meine Vergangenheit zu sprechen. Doch... vielleicht war er genau der Richtige dafür. Immerhin konnte er der Einzige sein, der nachvollziehen konnte, was ich hinter mir hatte.

»Es dauerte nicht lange, bis man mir das erste Mal eine Variante des Supersoldatenserums verabreichte. Es schien keinerlei Wirkung zu zeigen. Ob es nun Glück oder Pech war, keine Ahnung. Doch sie fingen an, Gefallen daran zu finden, mich als ihr persönliches Versuchskaninchen zu benutzen.«

»Wie oft?«, fragte Bucky ganz leise. Ich stützte für einen Moment, als ich den merkwürdigen Unterton in seiner Stimme registrierte.

»Siebzehn Mal«, erwiderte ich schließlich, »bevor sie mir eine neue Dosis gaben, die all ihre Arbeit zunichte gemacht hatte.«

Ein leises, metallisches Klacken erklang und ich fragte mich, ob dieses Geräusch von seinem Arm kam oder ob es einen anderen Ursprung hatte. Schnell schob ich den Gedanken jedoch beiseite. Lieber fuhr ich mit meiner Geschichte fort, ehe mich der Mut dazu verließ. Ich starrte weiter an die Decke, versuchte mich zu sammeln.

»Sie mussten irgendwas an der Formel verändert haben. Kaum hatten sie mir die Spritze gesetzt, hatte ich das Gefühl zu sterben. Mein Kopf war kurz davor zu platzen und mein Körper schien innerlich in Flammen zu stehen. Es dauerte mehrere Tage, bis es mir wieder halbwegs besser ging. Niemand, nicht mal ich selbst, wusste was sich geändert hatte. Bis ich den ersten Auftrag seit Monaten bekam.«

Meine Kehle schnürte sich zu. »Es gab einen Wissenschaftler auf Malta, der sich von Hydra abgewandt und dort versteckt hatte. Für mich gab es keinen Anlass, an meinem Befehl zu zweifeln. Bis ich vor ihm stand und er um sein Leben bettelte«, sagte ich und merkte selbst, wie ich immer leiser wurde. Die Erinnerung trieb mir die Tränen in die Augen. Eilig wischte ich sie fort. »Ich konnte es nicht. Er kniete vor mir, flehte mich an, ihn zu verschonen und ich konnte meinem Finger einfach nicht dazu bringen, den Abzug zu betätigen.« Freudlos lachte ich auf. »Nicht, dass meine Weigerung viel gebracht hätte. Man hatte mir ein Team hinterher geschickt, das meine Unfähigkeit schnell wieder gut machte. Für meine Vorgesetzten war jedoch klar, dass irgendwas mit mir nicht mehr zu stimmen schien. Auch mir wurde es bewusst. Ich fing an zu rebellieren und tötete einige der Männer, als ich zurück in die Basis kam.«

Silly Broken Soul *Bucky FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt