Kapitel 13

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Bucky, kurz zuvor



Mit großen Schritten verringerte ich den Abstand zwischen mir und der Stelle, an der Lim gerade an einem Seil baumelte. Sie konnte vermutlich von Glück reden, dass es nicht gerissen oder von Hydra durchschossen wurden war. Ich spielte mit dem Gedanken, sie noch eine Weile herumhängen zu lassen für ihre seltendämliche Aktion, ehe ich mich ihrer erbarmte und sie am Seile nach oben ziehen würde.

Doch als ich über die Rampe nach unten sah, spannten sich meine Muskeln automatisch an und ich richtete den Lauf meines Gewehres auf sie. Beziehungsweise hinter sie. Denn an ihrem Rücken klebte der Soldat, den ich noch vor wenigen Augenblicken den Weg nach draußen gezeigt hatte. Wie eine Zecke hing er an ihr, umklammerte sie fest mit beiden Armen.

Die Augen der Schwarzhaarigen wurden groß und ihre Lippen formten sich zu einem Wort, dass ich jedoch selbst über den kleinen Hörer nicht verstehen konnte. Und auch wenn die Entfernung zu groß war, um die Worte von ihren Lippen zu lesen, konnte ich mir beinahe denken, was sie von mir wollte. Aber mein Finger wollte sich einfach nicht zum Abzug bewegen.

Schier endlose Sekunden vergingen. Dann sah ich mit wachsender Irritation dabei zu, wie sie begann, an ihrem Gürtel herumzufummeln. Ich wollte ihr bereits zurufen, dass sie diesen Mist lassen sollte, doch da war es schon zu spät. Während der Jet weiterflog, löste sich das Seil aus dem Karabiner und sie stürzten in die Tiefe.

Unbewusst drang ein wütendes Brüllen aus meiner Kehle und ich warf das Gewehr achtlos beiseite. Ohne nachzudenken oder Nat anzuweisen, sofort umzudrehen, machte ich einen Satz und sprang ihnen hinterher.

Es war eine intuitive Reaktion. Ich wusste nicht woher diese Entscheidung kam oder was ich mir davon erhoffte. Der Soldat war mir herzlich egal. Ebenso Lim. Kein normaler Mensch könnte einen Fall aus dieser Höhe überleben, das wusste ich, doch ich war bei weitem nicht mehr normal.

Die kalte Nachtluft rauchte an mir vorbei, als ich mich im freien Fall immer weiter den Boden näherte. Ich brüllte auf, während die ersten Bäume anfingen, meinen Sturz kaum merklich zu bremsen. Der Aufprall war heftig und sorgte dafür, dass ich ein erneutes Brüllen ausstieß. Ich rollte mehrere Meter über den Boden, ehe ich schließlich, alle viere von mir gestreckt, zum Liegen kam.

Ich nahm mir die Zeit, um ein paar Mal tief durchzuatmen. Langsam richtete ich mich schließlich auf und hatte, wie beinahe erwartet, außer ein paar Kratzern, nichts abbekommen. Zumindest dachte ich das, bis ein ungewöhnlicher Schmerz an meiner linken Schulter meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Resigniert betrachtete ich die Stelle meines Metallarmes, an der sich einige Platten gelöst hatten und die darunterliegenden Drähte und Verbindungen kleine Funken von sich gaben. Ich versuchte meine Finger zu bewegen, doch abgesehen von ein paar wenigen unkoordinierten Zuckungen regte sich nichts. Das hatte ich also davon, wenn ich unüberlegt aus einem Jet sprang.

Ich beschloss, es vorerst zu ignorieren, denn viel konnte ich hier, wo auch immer ich mich befand, sowieso nicht ausrichten. Auf der Suche nach irgendeiner Art Orientierung sah ich mich um.

Ich befand mich anscheinend in einem Waldstück, dessen Größe ich nur schätzen konnte. Doch ein kleiner Hoffnungsschimmer zeigte sich, als zwischen den Bäumen bereits das Licht eines neuen, anbrechenden Tages ausmachen konnte.

Gedanklich schätzte ich die Richtung ab, in der sich Lims nun sicherlich toter Körper befinden musste. Und setzte mich sogleich in Bewegung.



Ich verbrachte eine gefühlte Ewigkeit damit, mich durch das Unterholz zu kämpfen. Beinahe hätte ich die Suche sogar aufgegeben, da hörte ich etwas. Vermutlich nur wenige Meter von meinem Standpunkt entfernt erklang ein qualvolles Jammern. Im Eilschritt lief ich darauf zu und schob auf meinem Weg immer wieder störende Äste beiseite.

Silly Broken Soul *Bucky FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt