Kapitel 27

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Madison


Mit einem gedämpften Stöhnen öffnete ich die Augen. Ich war mir bereits bewusst, dass ich ziemlich tief in der Scheiße saß, noch bevor ich mich in dem riesigen Raum umsah, in dem ich mich befand. Keine Ahnung, wo wir uns genau befanden oder ob wir überhaupt noch in Amerika waren. Doch ich konnte mit Sicherheit sagen, dass dies nicht der Tower war.

Verängstigt sah ich zu den monströsen Metallbalken hinauf, die das Gerüst des Lagerraums bildeten. Selbst von meinem Standpunkt aus konnte man den Rost erkennen, der sich allmählich durch den Stahl fraß. Ein Albtraum jeder Sicherheitsbehörde. Doch das war nicht das einzige Anzeichen dafür, dass hier schon sehr lange niemand mehr zur Arbeit erschien. Ein anderes waren die eingeschlagenen Fenster und die daraus resultierenden Glasscherben, die einen nahezu gleichmäßigen Teppich im Raum bildeten.

Ich atmete bei dem Anblick tief durch und erst da bemerkte ich, dass es mir ungewöhnlich schwer fiel. Doch der Grund war eigentlich nicht zu übersehen. Man hatte mich auf einem klapprigen Holzstuhl festgebunden, der sicherlich bereits die besseren Tage der Halle gesehen haben musste. Ich war nicht einmal wirklich beleidigt, dass man mir nicht zuzutrauen schien, ihn einfach kaputtzuschlagen, um mich zu befreien. Denn die Wahrheit war, dass ich nicht einmal wusste, wie ich das anstellen sollte, selbst wenn ich die notwenige Kraft würde aufbringen können.

Die Angst, die mir bereits tief in den Knochen saß, wandelte sich in schiere Verzweiflung, als ich dennoch versuchte meinen Körper in den Seilen zu bewegen, die mich umgaben. Ich registrierte kaum die Tränen, die begannen über meine Wangen zu laufen und von dem dicken Stoff aufgesogen wurden, der mich am Schreien hinderte.

Was ich jedoch hörte waren federleichte Schritte, die sich nur aufgrund der herumliegenden Glasscheiben verrieten. Ich erstarrte, als das Geräusch genau hinter mir zu verstummen schien.

»Wie schön, dass du endlich wach bist, Madison«, ertönte eine weibliche Stimme mit einem merkwürdigen Akzent, ehe sich eine feingliedrige Hand in mein Sichtfeld schob.

Ein wenig ruppig wurde mir der Stofffetzen aus dem Mund gerissen und baumelte nun an meinem Hals herunter. Ich wollte mich bereits umdrehen, soweit es die Fesseln zuließen, doch das war gar nicht mehr nötig. Meine augenscheinliche Entführerin nahm mir dies ab, indem sie an mir vorbei ging und direkt vor mir stehen blieb.

Ich unterdrückte ein Stirnrunzeln, als ich ihre Erscheinung in mir aufnahm. Weder trug sie irgendeine Kampfmontur, noch ersichtliche Waffen, die auf eine Verbindung zu Hydra hinweisen würden. Nicht so, wie die Männer, die in den Tower eingedrungen waren und mich schließlich mitnahmen. Stattdessen war ihr dunkles Haar hochgesteckt und ihr Outfit erinnerte mich an die einer gehoben gekleideten Sekretärin. Als ich jedoch ihr Gesicht betrachtete, wurde mir klar, dass sie wahrscheinlich asiatischer Abstammung war. Das erklärte sicherlich auch ihren Akzent.

»Wer sind Sie? Und was wollen Sie von mir?«, fragte ich, auch wenn ich mir sicher war, dass sie mir meine Fragen wohl kaum beantworten würde.

Die Fremde lächelte nur, während sie sich zu einem klapprigen Tisch begab, der sich unweit neben mir befand.

»Wenn Sie denken, dass Sie den Avengers mit mir eine Falle stellen können, dann kann ich Ihnen sagen...«

Ein leises Lachen ihrerseits unterbrach mich, ehe sie sagte: »Eine Falle stellen? Oh bitte, haben wir die letzten Tage nicht alles getan, um unsere Spur weit weg von hier zu lenken? Dich wird niemand finden, Liebes. Nicht einmal wenn sie dich wirklich suchen sollten, was ich jedoch stark bezweifle.«

Madi schluckte. »Warum das alles?«

Einen Augenblick lang schielte sie zu mir hinüber, ehe sie genervt aufstöhnte. »Du hast ziemlich viel Aufmerksamkeit erregt. Du und die liebe Helen Cho. Ein Jammer, dass wir sie zurücklassen mussten.«

Silly Broken Soul *Bucky FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt