Kapitel 21

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Es passierte so vieles gleichzeitig, dass ich kaum hinterher kam, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Bills Waffe fiel aus seiner Hand und er ging zu Boden. Doch er war nicht tot, nein, er hielt sich mit einer Hand die Schulter, während er hinter der Wand neben der Tür Schutz suchte.

»Scheiße verdammt«, knurrte ich. »Alles okay bei dir?«

»Durchschuss«, erwiderte der Dunkelhaarige mit dem sonst so breiten Lächeln, von dem aber heute nichts zu sehen war. Verständlicherweise. »Werd' es schon überleben.« Noch während er sprach, sah ich, wie das Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll.

Ich atmete tief durch und fasste einen Entschluss. Noch bevor Bill mich würde aufhalten können, packte ich das Sturmgewehr in meinen Händen fester. Ich drehte mich weit genug, um am Türrahmen vorbei sehen zu können. Doch ich konnte nur einen kurzen Blick in das spärlich eingerichtete Zimmer erhaschen, da löste sich bereits ein zweiter Schuss. Gerade rechtzeitig konnte ich mich hinter die schützende Wand zurückziehen.

»Es ist eine Frau«, ließ ich Bill wissen, der immer noch am Boden hockte.

»Was?«, hauchte er ungläubig.

Ich konnte seine Verwirrung verstehen, denn es ging mir nicht anders. Irgendwie waren wir davon ausgegangen, dass es sich um einen Mann handeln würde, der zu unserem Ziel erklärt wurden war.

»Falsches Apartment?«, fragte er, doch ich schüttelte den Kopf. Die Möglichkeit einer Verwechslung war eigentlich ausgeschlossen. Auch wenn wir kaum Informationen bekommen hatten, wie eigentlich immer, hatten wir uns noch nie geirrt.

»Selbst wenn«, erwiderte ich, »wette ich, dass sie nicht grundlos auf uns schießt. Abgesehen davon, hat sie sicherlich was mit dem Verschwinden der anderen zu tun.«

Und das hieß für uns, dass sie sich automatisch selbst zum Ziel gemacht hatte, wenn sie es nicht ohnehin schon war.

»Legen Sie die Waffe weg und Hände über den Kopf«, schrie ich in ihre Richtung. Ich wartete ein paar Sekunden, ehe ich erneut um die Ecke sah. Mein ohnehin rasendes Herz schien noch einen Gang zuzulegen, als ich niemanden mehr sehen konnte. Sie war weg.

Ich legte die Waffe an, bereit, jederzeit zu schießen, als ich einen ersten Schritt in die Wohnung wagte. Auch hier war der Gestank kaum zu ertragen, der uns bereits beim Eintritt in das Gebäude begrüßt hatte. Mein Blick huschte in dem kleinen Wohnraum umher, auf der Suche nach der Schützin. Doch was mich stattdessen erwartete, raubte mir den Atem. Ich riss meine Augen auf, angesichts des Massakers, das hier vor nur wenigen Minuten stattgefunden haben musste.

Alex, Lance und die anderen sechs unseres Team... sie lagen zwischen Wohnküche und Sofa verstreut, als hätte jemand sie zu ihrem persönlichen Punchingball gemacht. In höchster Alarmbereitschaft lief ich zu der jungen Frau hinüber, deren Gesicht über und über mit Blut befleckt war. Auch wenn es eine schlechte Idee sein konnte, so hockte ich mich neben sie und ließ meine Hand zu ihrem Hals wandern.

»Alex ist tot«, sagte ich zu Bill. »Und die anderen auch.«

Wer auch immer das getan hatte, was definitiv ein Profi. Mehr als das. Er oder vielleicht sogar die Frau... hatte es geschafft, ein topausgebildetes Team innerhalb eines Wimperschlages auszuschalten.

»Ziel ist vermutlich entkommen«, raunte ich, als mein Blick zu einem eingeschlagenen Fenster glitt. Um jedoch ganz sicher zu gehen, erhob ich mich und ging zur einzigen Tür, die sich in der kleinen Wohnung befand.



Ruckartig setzte ich mich auf und sah mich desorientiert im Raum um. Es dauerte eine Weile, bis ich merkte, dass ich mich in dem kleinen Zimmer befand, welches man mir im Tower zur Verfügung gestellt hatte. Eine weitere Minute verging, ehe ich feststellte, dass es nicht der Traum war, der mich geweckt hatte.

Silly Broken Soul *Bucky FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt