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Nurnoch diese Woche muss ich auch vor der Schule arbeiten. Vom Prinzip könnte ich die Extrastunden auch behalten. Vielleicht würden Julie und ich dann etwas besser Leben.

Aber ich habe selbst gemerkt, wie mich die Arbeit neben der Schule regelrecht aussaugt.
Auf Dauer könnte es mich kaputt machen.

Außerdem arbeite ich schon ohne die Extrastunden fast eine 35 Stunden Woche neben der Schule.

Heute morgen muss ich aber zum Glück auch nicht raus.

So kann ich ganz entspannt mit Sarah und Vanessa fahren.
Diese verhalten sich vor Julie zum Glück ganz normal.

Als wir bei der Schule ankommen, stellen wir uns wie immer zu unserer Gruppe.

"Na, alle wieder nüchtern", lacht Sarah und schaut dabei besonders Dilan an.

"Ich war garnicht so dicht", mault dieser.
Alle in der Gruppe müssen anfangen zu lachen.
Ich habe zwar nicht wirklich mitgekriegt, was genau Dilan wieder angestellt hat, aber man kann sich bei ihm eigentlich immer sicher sein, dass da irgendwas war.

Dafür hatte ich nur leider keinen Kopf mehr.
Als mir der Grund dafür wieder in den Kopf springt, spanne ich mich kräftig an.

Ich habe garnicht richtig Zeit, mich seelisch darauf einzustellen, da höre ich ein "was will der denn jetzt hier?" von Cole und drehe mich in die Richtung, in die er guckt.

Nate kommt geradewegs auf uns zu geschlendert.
"Was das angeht muss ich euch noch was sagen", führe ich an, aber da ist es schon zu spät.

Ohne Vorwarnung kommt Nate bei uns an und zieht mich in einen langen Kuss.
Dabei verschränkt er unsere Hände.

Ich zähle die Sekunden bis es endlich vorbei ist und als er sich endlich von mir löst und einen Arm um mich legt, sehe ich ausschließlich in schockierte Gesichter.

Ich habe das Gefühl, der ganze Schulhof betrachtet uns.

"Guten Morgen babe", haucht er mir in mein Haar und drückt noch einen Kuss auf meinen Scheitel.

"Morgen", sage auch ich möglichst lieb.

Kurze geschockte Stille, dann räuspert sich Sarah.
"Seit wann?", fragt sie ohne Wertung. Viel mehr versucht sie sichtlich supportive zu klingen.

"Ach, wir haben uns irgendwie neu kennengelernt. Es ist einfach passiert", zucke ich mit den Achseln und lächle fake.

"Ich dachte ihr hasst euch", Dilan klingt fast schon enttäuscht von mir.

"Ich wollte es mir einfach nicht eingestehen", lächle ich entschuldigend.

Das alles ist so falsch.
"Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich meine Freundin dann mal entführen", nimmt Nate das Wort an sich und schon zieht er mit mir im Arm davon.
"Nur zu", kommentiert Van noch, aber da sind wir schon ein paar Schritte entfernt.

"Das hast du doch schon super gemacht", lobt er mich, während wir zusammen das Schulgebäude betreten und nahezu theatralisch an allen vorbeispazieren.

Die Blicke liegen auf uns und ich weiß wie sehr Nathan das gerade genießt.
Ich frage mich nur was passiert, wenn er merkt, dass spätestens in einer Woche das Interesse daran verflogen ist.

Ich bin jetzt die Freundin von Nathan Morgige.
Und für immer werde ich für alle die Ex von ihm sein und nichts anderes, wenn dieser Albtraum jemals enden sollte.

Letztlich erlöst mich endlich das Klingeln.
"Ich muss dann in den Unterricht", nahezu fluchtartig löse ich mich von ihm.
"Treffen wir uns heute nach der Schule?", er zieht mich etwas näher.

"Ist schlecht, ich treffe mich mit Avery für ein Schulprojekt. Danach muss ich arbeiten. Sieht eigentlich die ganze Woche so aus", lehne ich ab.
"Wer ist Avery", fragt er einfach.
"Eine Freundin von mir", erkläre ich schlicht. "Jedenfalls können wir uns dann erst Freitag sehen", erkläre ich.

Er guckt grimmig.
"Aber ich arbeite auch vor der Schule. Bei der Tankstelle ein paar Straßen weiter. Hol mich doch einfach morgen früh ab, dann siehts so aus, als wäre ich gestern noch bei dir gewesen", schlage ich vor.

Damit scheint er einverstanden. Er drückt mir noch einen kurzen Kuss auf, an die ich mich wohl nie gewöhnen werde aber auch nicht will, dann zieht auch er ab.

Seufzend betrete ich den Klassenraum.
Kaum habe ich mich auf einen Platz gesetzt, kommt auch schon der Lehrer hineingetrottet.

Hinter ihm, wie könnte es an solch einem herrlichen Tag auch anders sein, Adrian.

"So, wir haben einen neuen Schüler, stell dich doch bitte vor", beginnt er sofort zu reden.

Während Adrian sich mit nicht mehr Worten als nötig vorstellt, sieht er einmal gelangweilt durch den Raum.

Als seine Augen meine treffen, hält er kurz inne. Allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann schweift er weiter.

Die kurze Einleitung scheint unserem Lehrer gereicht zu haben und so schickt er Adrian auf einen Platz in der letzten Reihe.

Als er an mir vorbei geht, würdigt er mich allerdings keines Blickes mehr.

Das erinnert mich allerdings daran, mich bei Avy zu versichern, dass sie unser Treffen nicht vergessen hat.

Auf meine Nachricht hin antwortet sie direkt mit einem Daumen hoch, also stecke ich mein Handy einfach wieder weg.

Der Rest des Schultages verging glücklicherweise Recht schnell. In den Pausen musste ich Sarah, Vanessa und Julie, die das natürlich auch sofort mitbekommen hatte, erklären, wie es dazu gekommen ist.

Mir einer grandiosen Lüge fertige ich die drei ab.
Dieselbe Lüge tische ich auch Avery gerade auf, die mich mit zu sich nachhause nimmt.

"Das ist so verrückt. Noch Freitag meintest du, du würdest dir eher die Kugel geben", lacht sie.
"Naja, eigentlich war es ja eher Cole, der das eingeleitet hat", winke ich ab.

"Du wirkst nicht sonderlich überzeugt", antwortet sie ehrlich wie immer.

"Naja, es ist halt einfach so viel auf einmal und ständig muss man sich rechtfertigen. Aber er ist wirklich anders als ich dachte oder denken wollte", versuche ich ehrlich zu klingen.

Sie schaut etwas länger zu mir, dann wendet sie sich der Straße wieder zu.

"Solang du so glücklich wirst"

Dankbar sehe ich nun zu ihr.
Einen Augenblick später biegt sie auch schon in ihre Einfahrt.

"Wie kommt Adrian eigentlich nachhause, wenn du das Auto mitgenommen hast?", frage ich beim aussteigen.

"Der wird von Freunden abgeholt", erklärt sie.
"Die kommen auch noch vorbei gleich, ich hoffe das stört dich nicht, aber die sind wirklich korrekt", erklärt sie mir.

Wir arbeiten mehr oder weniger konzentriert an unserem Projekt.

Jetzt gerade aber liegen wir beide laut lachend am Boden.
"Und ich hab mich dafür sogar noch bedankt", erklärt sie nach Kuft ringend, was mich noch mehr zum Lachen bringt.
Ich will etwas sagen, aber das Lachen hindert mich, also lass es ich einfach.
Mein Gesichtsausdruck dabei scheint Avy dabei allerdings nur noch mehr zum Lachen zu bringen also prustet sie erneut los.

Als wir die Haustür sich öffnen hören halten wir beide inne.
Wir blicken uns kurz an und als wäre es abgesprochen gewesen schnappen wir beide uns unsere Sachen und pflanzen uns so hin, als wären wir die ganze Zeit intensiv in die Arbeit vertieft gewesen.

BABEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt