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"Was war das denn?", ich drehe mich um und schon steht Cole vor mir.

"Ich glaube er hat gerade unsere Freundschaft beendet", völlig baff schaue ich Cole an.
"Der beruhigt sich schon wieder, nimm das nicht zu ernst was er so sagt"
Er grinst.
"Auch wenn das mit Nathan schon echt ein Brett ist"

Verzweifelt schaue ich ihn an.
"Ach komm. Ich vertrau darauf, dass du weißt was du tust. Ich schätze insgeheim, naja mehr oder weniger, hat Dilan gehofft, dass er irgendwann an Nathans Stelle steht. Aber wirklich, mach dein Ding"

"Danke", hauche ich.

"Und wenn wir schon dabei sind, hast du vielleicht die Nummer von dieser Avery"

Ich grinse.

"Dir ist klar, dass sie Adrians Schwester ist", frage ich und deute mit dem Kinn zu jenem, der bei ein paar von Dilans Kollegen steht.

Adrian hat sich echt gut integriert. Er und Dilan sind sogar relativ gut, so wie ich das mitbekommen habe. Naja, zumindest hängen sie mit den selben Leuten ab.

Dilan schaut erst zu Adrian, dann erschrocken zu mir.

"Adrian Montgomery?", fragt er überrascht. Erneut schwenkt mein Blick zu besagtem. Und da verharrt er auch.

"Ja, vielleicht fragst du ihn ja nach der Nummer", grinse ich.

Adrians Blick schweift einmal durch die Gegend, bevor seiner sich mit meinem verknotet.

Kurz schauen wir uns einfach an.
Dann schaue ich wieder zu Cole.
Etwas besorgt mustert er mich.

"Du weißt doch was du tust, oder?", fragt er, auf seine Aussage von vorhin anspielend.

Kurz sehe ich ihn einfach an.

Tue ich das?
Ich beschütze Julie mit allen Mitteln. Das tue ich.

"Natürlich", lächle ich sanft.

"Ahh Avery", rufe ich diese herbei, als ich sie an uns vorbeigehen sehe.

Überrascht schaut sie auf, als sie mich erkennt, kommt sie lächelnd auf mich zu.

"Na", begrüßt sie mich mit einer Umarmung.
"Wir müssen mal wieder was machen"

Ich muss lächeln.
"Ich bin Dienstag und Donnerstag wahrscheinlich bei euch", kündige ich an und sie schaut erstaunt.
"Gruppenarbeit", erkläre ich.
"Aber wir sind doch fertig in Spanisch", verwirrt legt sie ihren Kopf schief.
"Diesesmal hat dein Bruder mich an der Backe", lache ich über ihre Verwirrung.

Auch sie beginnt zu lachen.
"Wie witzig ist das denn. Ich hoffe ihr könnt genug Zeit entbehren und lasst mich nicht einfach links liegen"

"Als würde dich das aufhalten", grinse ich.
"Von Adrian abhalten lassen..pfh...niemals", winkt sie ab.

"Apropos", grinse ich.
"Cole kennst du ja schon", ich funkle diesen belustigt an und er wirft mir nur durch zusammengekniffene Augen einen gefährlichen Blick zu.

"Ich lass euch beiden dann mal allein", bevor ich mir von irgendeiner Seite Einwände hören kann, lasse ich die beiden schon zurück, auf dem Weg zu Sarah und Vanessa, die ich schon an einem Tisch unter den Bäumen erspähen konnte.

"Liv", freut sich Vanessa laut, als sie mich ankommen sieht.
"Wie schön, dass wir uns auch noch sehen"

"Na", Sarah und Van machen mir zwischen sich platz, also setze ich mich in die Mitte.

"Wir sehen uns so wenig in letzter Zeit. Wir müssen mal wieder was machen", stellt Sarah fest.
"Unbedingt. Es gibt da noch so einiges, was wir besprechen müssen. Ja wirklich", unterstützt Van nickend.

"Oh bitte, ich bin es schon leid mich wegen Nate rechtfertigen zu müssen", verzweifelt stütze ich meinen Kopf auf Sarahs Schulter ab.

"Wieso, was ist denn Los?", fragt Sarah und legt fürsorglich einen Arm um mich.

"Dilan ist los", murmle ich.
"Ach der, hör nicht auf den", auch Van legt einen Arm um mich und kuschelt sich an meine Seite.
"Außerdem sind wir nicht da um zu judgen. Wir wollen nur alles ganz genau wissen"

Ich lache auf.
"Also, wann haste Zeit?", fragt Sarah wieder.
"Ich muss Mittwoch direkt nach der Schule arbeiten, aber danach könnte ich"

"Mittwoch passt perfekt", nickt Vanessa und Sarah stimmt ebenfalls zu.

Noch etwas nach dem Klingeln bleiben wir so sitzen, dann lösen wir uns voneinander und machen uns gemeinsam in Richtung Unterricht.

Als der Schultag endlich vorbei ist, stapfe ich mit hängenden Schultern auf Nates Wagen zu.

Im Auto reden wir nicht sonderlich viel. Stattdessen durchstöbere ich interessiert seine Playlists, was ihn nicht allzu sehr zu stören scheint, auch wenn ich seinen Musikgeschmack echt scheiße finde.

Aber naja, ihn ja auch.

"Keine Angst es ist niemand zuhause, du musst also nicht meine Eltern kennenlernen oder irgendso ne Scheiße", kommentiert er, während ich sein Haus von außen betrachte.
Es war unglaublich groß. Aber auch irgendwie unpersönlich. So kalt.

Aber in irgendeiner Form habe ich es mir genauso vorgestellt.

"Unsere Köchin ist krank. Kochst du uns was, dann geh ich noch duschen", fragt er und wirft seine Sachen achtlos auf die geländerlose Treppe.

Bin ich jetzt seine Hausfrau oder was.
Ich kann doch nicht kochen. Es gibt schon einen Grund, warum das sonst Julie macht.

"Ok", stimme ich dennoch zu.

"Küche ist geradeaus, bedien dich einfach, sollte genug da sein", kommentiert er, schon die ersten Treolenstufen hinter sich gelassen.

Zaghaft bewege ich mich alleine durchs Haus.
Das ist so absurd.

Die Küche ist relativ groß. Es gibt zwei Kühlschränke. Bei dem ersten den ich dabei öffne handelt es sich um einen Getränkekühlschrank, aus dem ich mir eine kalte Flasche Wasser nehme, dann öffne ich den voller Lebensmittel.

Was mir direkt ins Auge springt ist das ganze frische Obst und Gemüse.
Allzu viel davon können sich Julie und ich nicht leisten, also beschließe ich die Gelegenheit zu nutzen.

Ich suche mir ein lecker aussehendes Rezept aus dem Internet und gebe mein bestes, was schönes zu zaubern.

Mit den richtigen Mitteln und genügend Zeit könnte mir Kochen wirklich Spaß machen.

Leider habe ich normalerweise beides nicht.

"Riecht super, babe", kommt Nathan in die Küche, als ich fast fertig bin.

"Ich zeig dir gleich noch schnell das Haus, die Jungs sollen ja nicht denken, dass du zum ersten Mal hier bist", zwinkert er mir zu.

Gut, dass er daran noch denken kann.

Nach dem Essen muss ich feststellen, dass sein Haus wirklich garnicht so hässlich ist wie sein Charakter.
Aber das wird wohl auch nicht ihm, sondern eher seinen Eltern zu verdanken sein.

Auch wenn es sehr an Farbe oder Deko oder irgendetwas, was nach Persönlichkeit und Lebendigkeit schreit, fehlt.

Aber wer wäre ich, das zu verurteilen. Immerhin lebe ich in einer kleinen, ranzigen Wohnung in einer noch ranzigeren Gegend.

Aber wenigstens habe ich da Julie.
Das ist mein Zuhause.
Und gerade das lässt es mindestens genauso schön aussehen, wie dieses riesen Anwesen.

BABEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt