Wieso er? | Dramione

6. "Ich liebe Hogwarts so sehr."

Es verschlug mir die Sprache. Das Zimmer war in Grün und in Rot gehalten. Links und rechts leuchteten zwei Kamine auf. Vor dem einen standen zwei Zwei-Mann-Sofas, wie in der Bibliothek und vor dem anderen standen vier Sessel. Zwei von ihnen waren rot mit goldenen Verzierungen und die anderen waren grün mit silbernen. Im Raum verteilt standen vier Schreibtische. Praktisch. Das bedeutete, dass ich meine Schularbeiten nicht mehr zwischen spielenden Kindern erledigen müsse. Am anderen Ende des Raumes befanden sich fünf Türen. Zwei Rote, zwei Grüne und eine Tür die beide Farben beinhaltete. Jeweils zwei rote und zwei grüne Türen gingen zu den Schlafsälen, während die Zweifarbige wahrscheinlich in ein Bad führten. Die Schlafzimmertüren waren einfarbig und sahen nicht sonderlich interessant aus, doch auf der Badezimmertür konnte man Bewegung sehen. In der grünen Hälfte schlängelte eine Schlange umher. Auf der roten Seite lag ein Löwe und putzte sich das Fell. An den Wänden im Gemeinschaftsraum standen hauptsächlich Bücherregale. Der Teil ohne Regale wurde von Fenstern gefüllt.

Nachdem ich die erste Bewunderung überwunden hatte, stieg mir dieser unverkennbare Duft in die Nase. Eine Mischung aus dem Geruch der alten Gemäuer, der wohltuende Geruch der Bücher und der Duft von Minze. Diese Mixtur umkreiste mit einer liebevollen und entspannenden Wirkung meine Nase. Ich sah an den Regalen entlang und erhaschte einen Blick auf eine leiterartige Treppe in einer Ecke des Raumes. Ich lief gezielt auf die Treppe zu und merkte, dass sein Blick nur mir galt. Die Stufen endeten an einer Art Luke. Es war wie eine Falltür mit einem kleinen Fenster. Ich erklomm die Treppe und öffnete das Brett mit der Glasscheibe.

Für einen Moment dachte ich, dass meine Augen mir einen Streich spielen wollten. Ich stand auf dem Dach und konnte ganz Hogwarts mit dessen Ländereien betrachten. Hier oben standen ein weiteres Sofa und ein kleinerer Tisch. Ich setzte mich direkt hin und vor mir erschienen zwei Gläser voll mit Kürbissaft. Er setzte sich neben mich und nahm eines der Gläser. Ich war immer noch vollkommen von dieser Schönheit außer Fecht gesetzt. Ich wusste das Hogwarts schön war, aber von diesem Platz schien es, als wäre es ein ganz anderer Ort.

"Granger, du kannst doch nicht den ganzen Tag an mich denken. Mach bitte den Mund zu."

"Du bist so ein arroganter Idiot Draco Malfoy!" In meiner plötzlichen Wut auf ihn war ich aufgestanden und wollte ihm das Glas mit der dickflüssigen Substanz überschütten, als er mich lachend ansah. Es war dieses nette Lachen. Er verwirrte mich jedes Mal aufs Neue. "Was ist?" Giftete ich ihn an.

"Du bist echt süß, wenn du sauer bist. Jetzt setzt dich wieder hin und sieh dir die wunderschöne Aussicht an." Verdutzt gehorchte ich ihm. Ich war wie erstarrt, weswegen ich meinen Blick nur auf ihn richten konnte. "Granger? Mit wunderschöne Aussicht meinte ich eigentlich die Ländereien und den See, aber jedem das Seine." Er zwinkerte mir zu und schloss die Augen. Was hatte er denn jetzt vor? Mit einem Mal erschienen vor uns mehrere Schüsseln voller Süßigkeiten. In einer von ihnen waren bunte Bohnen.  Bertie Botts Bohnen in jeder Geschmacksrichtung um genau zu sein. "Bedien dich." Forderte er mich auf während er sich selbst eine Bohne aussuchte. Er schwang eine rötlich schimmernde Bohne vor meinen Augen hin und her.

"Eine Rote? Das könnte Regenwurm sein, Malfoy. Aber fein." Ich nahm eine grüne und hielt sie ihm vor die Nase. Ein Lächeln umspielte meine Lippen.

"Eine Grüne? Das könnte Erbrochenes sein, Granger." Sprach er mir beinahe gleich nach. "Ach, ich vergaß Löwenmut. Na dann auf drei. Eins. Zwei. Drei."

Gleichzeitig steckten wir uns die Bohnen in den Mund. Sofort verbreitete sich der Geschmack von Pfefferminze auf meiner Zunge aus. Ich liebte diesen Geschmack. Draco hingegen verzerrte das Gesicht ein wenig, was mich zum Lachen brachte. "Was ist los?" Lachte ich ihm zu.

"Tomatenmark. Und du?"

"Pfefferminze." Ob er weiß, dass von ihm ein minziger Geruch ausgeht?

"Glückspilz. Noch eine?" Er sah mich herausfordernd an.

"Okay aber nur dann, wenn ich deine aussuchen darf." Er nickte. Ich suchte in der Schüssel und nahm eine gelbe heraus. Er gab mir eine rötliche. Sie sah aus wie die, wie er sie hatte. Anscheinend wollte er, dass ich auch Tomatenmark bekomme. Dieses Mal zählte ich herunter. Ich hatte Himbeere. Es war süßlich, so wie ich es nur von zuhause kannte. Draco hingegen zog sein Gesicht zusammen.

"Zitrone. Lass mich raten. So glücklich wie du aussiehst, hast du eine Frucht gehabt."

"Himbeer." Er sah schnaubend zu mir. Er hatte einfach kein Glück mit den Bohnen. Wir saßen noch eine Weile da und aßen die verschiedensten Süßigkeiten. Schokofrösche, Bertie Botts Bohnen, Lakritzstangen und viele mehr. Es war so gemütlich mit ihm hier zu sitzen, zu lachen und die Ruhe zu genießen. Die Sonne war schon unter gegangen und so saßen wir vom Mond beleuchtet auf dem Dach. Der See spiegelte das Licht und es zog eine leichte Brise durch den verbotenen Wald. Es war Sommer und der Wind war warm, und doch fing ich leicht an zu frieren. Malfoy bemerkte es und stand auf. Ich stand auch auf und wollte mit ihm hinunter, doch er drückte mich nur wieder in das Sofa zurück.

"Bleib sitzen!" Ermahnte er mich. Was sollte das denn jetzt? Soll ich hier auf meinen Kältetod warten? Ich wollte ihm zwar nicht gehorchen und doch blieb ich sitzen. Nach kaum einer Minute war er zurück. Er hielt einen grünen Pullover in der Hand und deutete mir, dass ich ihn anziehen solle. Ich zögerte zwar einen Moment, zog ihn dann aber doch an. Es war wie in einem schnulzigen Muggelfilm. Ein Liebespaar auf dem Dach, unter den Sternen mit Süßigkeiten und etwas zu trinken. Der Junge erklärt sich bereit, dem Mädchen seinen Pullover zu geben, damit es nicht friert. Der einzige Unterschied zwischen uns und einem schnulzigen Liebesfilm war, dass wir kein Paar waren. Eine abstruse Vorstellung. Der Eisprinz und das Schlammblut ,ein Paar.

Es war zwar merkwürdig, doch lies es mich einen Moment lächeln, dass wir ein Paar sein könnten. Einen Moment! MINE! Du hast Ron! Ron Weasley. Du liebst ihn. Er ist wundervoll!!  Es war ein komisches Gefühl, dass diese Stimme in meinem Kopf mich erst daran erinnern musste.
Der Gedanke an Ron war nicht einer von der schönen Sorte. Das einzige Bild was mir von Ron im Kopf geblieben war, ist ein Junge, der alles Essbare in sich hineinstopft und mit mir schlafen will. Es war ekelerregend.

"Granger? Was ist los? Du siehst aus, als hättest du doch 'Erbrochenes' gegessen." Hab ich so angewidert geschaut?

"Ich hab nur ..nachgedacht."

"Ich hoffe, dass du nicht an mich gedacht hast." Er lachte mich an, doch in seinem Lachen lag Unsicherheit.

"Nein ich dachte an Ron." Er fing fürchterlich an zu lachen. Sein Lachen war wundervoll. Ich stieg in jenes ein.

"Was hat Weaslbee gemacht, dass du so guckst?" Er hielt sich den Bauch vor Lachen.

"Ach.. Er isst einfach zu viel. Alles essbare was er bekommen kann, isst er."

Sein Lachen verschwand Augenblicklich und er sah mich mit besorgten Blick an.
"Siehst du deswegen so mager aus? Weil er dir alles wegisst?"

Ich konnte mir ein Lachen nicht verdrücken. "Vielleicht erzähl ich es dir später einmal. Es ist spät, wir sollten schlafen." Er sah mich mit traurigem Blick an und schob die Unterlippe nach vorne. Er sah unwiderstehlich aus. Trotz des Gedankens an Ron musste ich mich beherrschen, dem Slytherin nicht um den Hals zu fallen. "Ich gehe jetzt ins Bad, wenn es dir nichts ausmacht." Ich lief schon in Richtung der Falltür, als er vor mir ankam und mich mit breitem Grinsen ansah.

"Also doch das Bad?"  Ich schlug ihm leicht gegen den Arm.

Im Gemeinschaftsraum konnte ich immer noch nicht fassen, wie toll es aussah. Ich schwebte fast zu einer roten Tür und öffnete diese. Plötzlich tauchte mein Koffer auf und meine Sachen teilten sich wie von Geisterhand in den Schränken auf. Ich nahm mir mein Waschzeug und Schlafsachen heraus. Ich wollte geradewegs ins Bad, als mir im Gemeinschaftsraum auf einer der grünen Türen die silbernen Initialen "D.L.M." Ins Gesicht fielen. Ich sah zu der roten Tür, aus der ich gerade kam. Schon erschienen in goldener Schrift meine Initialen darauf. "H.J.G."

Ich liebe Hogwarts so sehr. Mit diesem Gedanken öffnete ich die Badezimmertür und trat ein. Ich war nicht ganz im Raum, als ich mir auch schon die Hand vor meine Augen schlug.