20. "Ich stand nun vor ihm."

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Ron, mein Freund, eng umschlungen mit einer gewissen rothaarigen Hufflepuff. So nah, wie er mir noch nie war.

"'Mine, es tut uns leid." Ginny hatte ihren Arm um mich gelegt, doch ich blendete die Welt um mich herum aus. Da war nur ich und das leichte Stechen in der Brust.

"'Mine?" Blaise sah mich besorgt an. Endlich kam ich wieder zu Atem. Mit der Luft, die in mich strömte, flossen die Tränen aus mir heraus.

Ich setzte mich auf den Boden, zog die Beine an meinen Körper und vergrub mein Gesicht zwischen den Knien. Wie konnte er nur? Wie kann er mich frühs küssen und abends betrügen?

"War das der Grund, weshalb ihr gestern nach unten gestürmt seid?" Fragte ich.

"Du hast uns gesehen?" Meine beste Freundin sah mich verwirrt an. Ich nickte. "Ja. Wir haben ihn gestern schon mit ihr gesehen, aber wir wollten dir das nicht sagen, weil du so... ach, ich weiß auch nicht."

"Ist schon gut." Ich versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen, sagte stattdessen aber nur: "So ein Arsch." Und begann lauter zu schluchzen.

"Hey 'Mine." Ginny wollte mich aufbauen, doch ich schüttelte nur den Kopf. Sie ging von mir ab. "RONALD WEASLEY! DU IDIOT!" Schrie sie zu ihm nach unten.

"Ginny?" Gab der Verräter als Antwort. Ein Schrei von unten war zu hören. Susan.

"'Mine, guck dir das an." Blaise sprach nun voller Schadenfreude. Findet er das lustig?  Ist er froh darüber, dass mein Freund mich betrügt? Er war so froh, als stünde unten nicht Ron, der mich betrügt, sondern Merlin höchst persönlich.

"Nein danke! Das will ich nicht sehen."

"'Mine aber-"

"NEIN!" Ich sprang auf und sprintete in mein Zimmer. Im Bett vergrub ich mein Kopf unter der Decke und weinte. So laut wie ich nur konnte. Ich war gerade dabei, mein ganzes Herz ihm zu geben und mich von Malfoy abzukapseln, nur damit mich dieser Hund betrügen konnte.

Ich weiß nicht, wie lange ich da lag und das Gefühl hatte zu ersticken, doch nach kurzer Zeit klopfte Ginny an der Tür. "Kann ich rein?"

"Nein. Lass mich alleine." Ich wollte wirklich allein ein, doch als ich ihren enttäuschten Blick sah, konnte ich nicht anders als mich zu entschuldigen.

Ich lief ihr hinterher und als ich die Zimmertür geöffnet hatte, öffnete sich das Porträt und ein wütender Slytherin trat ein.

"Wofür war das denn? Was hat er gemacht?" Fragte eine nervige Piepsstimme hinter Malfoy.

"Das!" Er drehte sich genervt zu ihr."War für Hermine."

Sie sah in meine Richtung und lachte. "Haha! Für das kleine Schlammblut da? Ach komm Draco, du konntest schon einmal bessere Witze reißen."

Die Tränen überkamen mich und ich knallte die Tür zu, rutschte an ihr herunter und konnte wieder kaum atmen. Vom Gemeinschaftsraum drangen Stimmen durch die Tür.

"Wie kannst du es wagen, sie so zu nennen?" Ginny. Eine beste Freundin verteidigt dich immer.

"Wie zu nennen? Schlammblut?" Sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, um Ginny zu provozieren. Ich konnte mir nur denken, wie Ginny in ihrer Rage die Hände zur Faust ballte, bereit zuzuschlagen.

"Ok das reicht. Geh!" Was?

"Was? Draco... Aber..."

"VERSCHWINDE! Keiner kann dich leiden. Du bist erbärmlich. Raus!" Draco Malfoy hat seinen Fan Nummer Eins vor die Tür gesetzt? War ich jetzt völlig übergeschnappt? Ich ging zurück in mein Bett. Dort konnte ich schon immer für mich weinen.

"'Mine? Können wir mit dir reden." Wieso konnten Blaise und Ginny mich nicht einfach in Ruhe lassen?

"Bitte... Lasst mich einen Moment allein." Der Slytherin nickte und schloss die Tür. Ich zog die Decke über mein Gesicht und vergrub dieses in meinen Händen. Denn ja natürlich. Mit Schlammblut-Granger kann man es ja machen.

Die Tür öffnete sich erneut. "Ich habe gesagt, ihr sollt mich in Ruhe lassen." Ich riss mir die Decke vom Kopf und war aufgesprungen, um Ginny oder Blaise anzuschreien, doch nun stand Malfoy vor mir. Er hatte Blut an der Hand.

"Granger, hör zu-"

"Nein! Du hörst zu! Ich habe es satt, dass jeder denkt, er könne mit mir machen, was er will." Ich fasste mich und sagte nun endlich, was ich schon so lange dachte. Er stand nur da und lauschte meinen Worten, als wären sie eine Gute-Nacht-Geschichte. "Jeder hackt auf mir herum und versucht mein Leben zu verschlimmern. Ich war mein ganzes Leben lang nur die Hauselfin für alle. Machte für alle die Hausaufgaben und war für alle die wandelnde Bibliothek." Ich ging zum Schrank und wühlte zwischen den Kleidungsstücken. Als ich fand, nach was ich suchte, drehte ich mich zu ihm. "Und dann du!" Ich zeigte auf ihn, nahm seinen Pullover und stellte mich vor ihn. "Du bist die Spitze des Eisberg! Du... Du... Du bist so unfassbar. Du kommst auf der Fahrt hier her in mein Abteil und redest mir einen vor, von wegen wie 'hübsch' ich doch bin und legst dich wegen eines Alptraums zu mir und tröstest mich, um mich dann schlecht zu machen?" Ich drückte ihn das Kleidungsstück gegen den Bauch. Ich war vollkommen in Rage und schreite ihm die Worte entgegen. "Das ist so abartig! Ich hasse dich! Du bist echt das Letzte! Und jetzt verlass mein Zimmer!" Mit den letzten Worten fiel eine Träne zu Boden.

Meine Wut auf die Welt verwandelte sich in die bekannte Trauer. Ich stand nun vor ihm. Zwischen uns lag nur noch eine Handbreite. Höchstens. Ich stand vor ihm und weinte. Er stand genauso regungslos da, wie zu dem Zeitpunkt als er kam. Nicht genervt, eher verständnisvoll.

"Granger." Er nahm meine Hand. Da war die bekannte Wärme wieder, die wie tausend kleine Stromstöße von meinen Arm zu meinem Herzen fließt. Ich sah ihn an. In seine Augen. In diese sturmgrauen Augen. Ich war verloren. Schon wieder. Sie zogen mich in ihren Bann. In die unendlich tiefen Weiten.

Als ich mich fasste, war diese Wut zurück. "Nichts Granger!" Ich zog meine Hand aus seiner. "Du bist so ein Frettchen und ich will, dass du sofort mein Zimmer -"

Weiter kam ich nicht, da er den Pullover fallen lies, mein Gesicht in die Hände nahm, den kleinen Abstand zwischen mir und ihm überwand und mich küsste. Zuerst erschrak ich, doch als ich merkte, welches Feuerwerk sich in meinen Organen abspielte, als er seine Lippen auf meine legte, ließ ich mich auf ihn ein. Nach viel zu kurzer Zeit löste er sich und sah mir in die Augen.

"Du weißt gar nicht, wie lange ich schon auf diesen Moment warte."

Wieso er? | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt