30. "Die Sonne ging unter."

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Er strich einen Ast beiseite und gab somit ein kleines Versteck frei. Das war es, was Draco noch vor hatte. Er hatte ein Picknick vorbereitet.

Nah an dem Stamm der Weide lag eine kleine rote Picknickdecke. Neben der Decke lagen kleine Blütenblätter. Rosenblättern, Lilien, Narzissen. Zwischen den Blättern lagen einzelne Kerzen. Zwischen dem Stamm und der Decke lagen zwei Gläser und ein paar wenige Flaschen. Zwei mit der Inschrift Feuerwhiskey und die restlichen Flaschen mit Butterbier, sowie eine Schale voller bunter Bohnen.

Ich sah ihn an und musste schmunzeln. "Willst du mich etwa abfüllen?" Er sah mich etwas ertappt an und ich konnte sehen, dass er in seinem Kopf nach einer Ausrede suchte. Als er keine fand, nahm ich schmunzelnd seine Hand und zog ihn auf die Decke. "Es sieht so wunderschön aus. Die Blüten. Die Kerzen. Einfach alles." Ich sah mich im Sitzen um. Sein Blick heftete an meinen Lippen. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Meine Augen trafen seine. Braun auf Grau. "Wie lange hast-"

Er unterbrach mich mit einem Kuss. Als er sich langsam löste, sagte er nur "Eine Stunde. Keine große Sache. Für dich würde ich alles machen." Er griff nach hinten und zog die erste Flasche vor. Beim zweiten Griff hinter uns holte er die Gläser. Mit einem Wink seines Stabes waren die ersten Gläser gefüllt. Er gab mir eins. "Auf die Nachtwache." Ich sah das Glas mit großem Misstrauen an. "Granger? Keine Sorge, das beißt nicht."

"Aber eigentlich trinke ich nicht. Und was ist nachher mit der Nachtwache?"

Er sah mich mit erhobener Augenbraue an. Dann musste er Grinsen. "Ich habe Ginny und Blaise gefragt, ob sie es heute nicht einmal machen könnten. Sie haben ja gesagt und das wir viel Spaß haben sollen. Du musst lockerer werden. Auf uns." Er stieß mit mir an und wir leerten beide mit einem Schluck das Glas.

Feuerwhiskey. Man sieht der dampfenden Flüssigkeit schon an, dass sie es in sich hat, doch so sehr hätte ich nie gedacht. Ich hatte noch nie einen getrunken, doch als die Flüssigkeit meine Kehle hinunter rutschte, war mir sofort klar, wieso man es Feuerwhiskey nennt. Das zweite Glas war schnell gefüllt und auch schnell getrunken. Ich fühlte mich leicht benebelt, doch der Junge neben mir, schien das Getränk gar nichts auszumachen.

Ich sah ihn an. In die Augen. Das Verlangen ihn zu küssen verstärkte sich mit jedem Wimpernschlag. Er sah jetzt mich an. Hielt mir ein drittes Glas entgegen. "Wenn du dich traust, dann trink."

Ich riss ihm das Glas aus der Hand und leerte es. Wenn ich mich traue? Ich bin ein Gryffindor. Tapferkeit ist eines unserer Markenzeichen!

Und schon war die erste Flasche geleert. Ich legte mich auf die Decke und sah gen Himmel. Ich hatte das Gefühl, als würde ich auf einer drehenden Scheibe liegen. Es war auf irgendeiner Weise ein angenehmes Gefühl. Ein angenehmes Gefühl hier im Wald zu liegen, neben ihm. Ein wunderschönes Gefühl bei ihm zu sein, etwas verbotenes zu tun. Ich schloss die Augen um den Moment zu genießen.

Er nahm meine Hand und legte sich neben mich. Der Himmel färbte sich langsam Orange. Die Sonne ging unter.

Wir lagen nicht lange so da, als ich mich aufrichtete und das Schwindelgefühl mich überkam. Er setzte sich auf und sah mich besorgt an. "Ist alles ok?" Der Alkohol wirkte.

Ich sah ihn an. Erst in die Augen. In diese sturmgrauen, wundervollen Augen und dann auf seine Lippen. Diese Lippen, die förmlich nach mir verlangten. Ich konnte nichts sagen. Mich nicht steuern. Ich hatte meine Kontrolle über mich verloren, denn mein Körper stürzte sich auf die Lippen des Slytherins und küssten diesen.

Ohne nachzudenken ging ich auf seinen Schoß und krallte mich in seine Haare. Die Welt schien verschwunden zu sein. Da waren nur er und ich. Er drückte mich näher an sich heran. Er wollte mehr, das spürte ich. Das Problem an der Sache, ich auch. Doch kann man das ein Problem nennen?

Er löste sich nach einer Weile von mir und richtete sich auf. Ich wollte zu ihm hoch, doch meine Beine fühlten sich an, als könnten sie nicht. Meine Knie waren viel zu weich. Ich war drauf und dran wieder einzuknicken, als seine kräftigen Arme unter meine griffen und mich oben hielten. Er zog mich aus dem Versteck hinaus auf die Lichtung. Man könnte schon die ersten Sterne sehen.

Er sah mich an und schon war die Welt vergessen. "Vertraust du mir?"

Ich musste leicht lachen. "Was?"

"Vertraust du mir?" Wiederholte er etwas zu erwartungsvoll.

"Natürlich, vertrau ich dir."

"Dann," er legte seine Hände um meine Taille und zog mich näher. "Halt dich gut fest." Ich umschlang seinen Hals, damit ich nicht umfallen konnte. "Hast du Höhenangst?" Fragte er fürsorglich.

"Ein wenig, weshalb ich auch nicht gerne auf Besen fliege."

"Dann machst du jetzt lieber die Augen zu, Prinzessin."

"Warte, waaaaa-" Ein Schrei entfuhr mir. Sofort kniff ich die Augen fest zu. Er hatte die Gestalt des Todessers angenommen, sich in Rauch aufgelöst und war in die Lüfte gestiegen. Mit mir.

Mir stieg die kühle Abendluft ins Gesicht und verunstaltete meine Haare. Doch es war ein befreiendes Gefühl. Ich flog. Vielleicht war es auch einfach der Alkohol, der meine Sinne vernebelte.

Ich merkte im ersten Moment gar nicht, dass ich den Boden wieder auf den Füßen hatte, doch ein Kuss auf den Scheitel konnte und wollte ich nicht ignorieren.

"Du bist wundervoll Prinzessin. Ich dachte mir, es geht schneller, als wenn wir laufen würden." Er hielt mich immer noch. So wie ich ihn.

Langsam öffnete ich die Augen. Ich realisierte nicht genau, da es nur spärliches Licht gab. Alles war ein wenig verschwommen, nur er nicht. Seine Augen waren klar.

"Alles ok, Granger?" Sein Blick wurde besorgter. Fürsorglicher.

Ich sah ihn in die Augen und fiel ihm schon wieder um den Hals. Also langsam sollte der Alkohol doch wieder heraus sein? Ich befreite ihn von seinem Umhang. Er hatte ein einfaches weißes Hemd an. Als er meinen Umhang ablegte, sah er seinen Pullover und ihm schlich sich ein breites Lächelns ins Gesicht. Er nahm mich hoch und setzte mich auf etwas sehr weiches.

Er setzte mich auf ein rotes Bett mit grüner Bettwäsche. Die einzige Lichtquelle im Raum war der Kamin, der fröhlich flackerte. Wir waren in dem Raum, den er mir vorhin zeigte. Der einzige Unterschied: Draußen war es dunkel.

"Wo sind wir?"

"Granger, du fragst zu viel." Er kam mir näher. Seine Küsse waren wie Explosionen für meine Sinne. Warm. Schön. Ruckartig. Seine Berührungen wurden fester. Verlangender. Ich konnte es ja selbst kaum aushalten.

Als ich mich dann dank des Alkohols selber dazu überreden konnte, fing ich an sein Hemd aufzuknöpfen und seine Muskeln offenbarten sich. 'Nicht schlecht.' Meine Gedanken konnte ich nur wie ein weit entferntes Rufen hören. Er befreite mich von seinem Pullover und rechnete mit einem nächsten Kleidungsstück. Ein Tshirt oder ein Top vielleicht, aber da war keines.

"Wow." Kaum es aus ihm heraus. Ich krallte eine Hand in seine Haare und legte die Andere in seinen Nacken. Ich zog ihn näher.

"Selber Wow." Flüsterte ich zurück.

Unsere Küsse wurden wilder. Die Berührungen willentlicher. Unser Verstand abwesender. Hier zählte keine Logik, kein Denken. Nur das hier und jetzt. Nur er und ich. Eisprinz und Schlammblut.

Ich wollte mich gerade an seinen Gürtel zu schaffen machen, als er meine Hand hielt.

"Granger, du musst das nicht machen, wenn du nicht willst." Er schaute etwas trauriger.

"Und was ist, wenn ich will?" Sein Gesicht hellte auf. Sein Grinsen war breiter denn je. Ich beendete die Unterhaltung mit einer weiteren Berührung unserer Lippen. Nebenbei beschäftigte ich mich mit seinem Gürtel.

Wieso er? | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt