3. "Alles wird gut 'Mine."

12.1K 559 102
                                    

Ich? Die Nachtwache halten? In der Bibliothek? Mit MALFOY? Wie bitte? War das nicht Filchs Aufgabe? Und wieso hat Malfoy schon lange zugestimmt, mit mir zu arbeiten? Und was sollte bitte 'schon lange' bedeuten? Draco Malfoy HASST mich. Er würde lieber den Hauselfen in der Küche helfen, als mit mir abends irgendwo herumzulaufen. Das weiß doch jeder. Also warum er? Kurz bevor ich einschlief, erinnerte ich mich an das arrogante Gesicht von Malfoy und an seinen Mund, wie er das Wort Schlammblut formt. Das könnte nicht gut gehen. Niemals.

***

Am nächsten Morgen weckte mich eine grinsende, umherspringende Ginny.
"Erzähl schon." Sie kam immer näher "Erzähl. Erzähl. ERZÄÄÄHL." Wie konnte ein Mensch nur so aufdringlich sein? Ich lachte sie an und erzählte ihr, was McGonagall nun von mir erwartet. Dass ich einen Partner habe und dieser Partner Draco Malfoy ist, habe ich erstmal weggelassen. Es reicht, wenn ich mir darüber Sorgen mache. Sie zog mich hinunter zum Frühstückstisch, an dem Molly und Harry mich gespannt ansahen. Ginny nahm mir das Sprechen ab und sie floss vor Stolz und Anerkennung nur so über. Molly nahm mich in eine feste Umarmung und Harry hat es ihr gleich getan.

"Harry? Wo ist Ron?" Platzte es förmlich aus mir heraus, als wir uns alle wieder gesetzt hatten.

"Oh, ich.. ähm.. Er kam gestern mit Tränen in den Augen ins Zimmer und legte sich gleich in sein Bett. Er wollte nicht reden und tat so als würde er schlafen. Bei dem Versuch so zu tun, als ob er schlafen würde, ist er wirklich eingeschlafen. Er hat geschnarcht. So wie immer eigentlich. Doch als ich heute morgen zu ihm sagte, es gebe Frühstück, hat er sich keinen Millimeter bewegt." Ich sah beschämt auf meinen Teller. Ich musste ihn gestern Abend sehr gekränkt haben, denn Ron ließ sonst nie das Frühstück ausfallen oder irgendeine andere Mahlzeit. Es herrschte für einen Moment Ruhe. Doch nach wenigen Sekunden fingen sie an fröhlich zu reden.

Molly, Ginny und Harry unterhielten sich ein paar Minuten darüber, wann sie die Winkelgasse besuchen könnten, in welcher sie ihre Schulbücher einkaufen würden. Meine Schulbücher! Wie sollte ich die noch bekommen? Immerhin fährt der Zug morgen früh! Ich muss das irgendwie noch mit Professor McGonagall klären.

Nach dem Frühstück ging ich hinauf in mein Zimmer und packte die Sachen in meinen Koffer, die ich damals ausgepackt hatte. Es dauerte etwas länger, als ich gedacht hatte, die ganzen Bücher, die ich ohnehin noch bei mir hatte, in meine Tasche zu legen. Ron ließ sich den restlichen Tag nicht blicken und als mir Harry am Abend sagte, dass er immernoch stumm in seinem Bett liegt, überkamen mich Schuldgefühle. Er hatte einen ganzen Tag nichts gegessen. So etwas ungewöhnliches hatte ich noch nie erlebt und ich hatte immerhin einem Krieg überlebt. Da ich weiß, dass alle gerne ausschlafen, verabschiedete ich mich am Abend schon von ihnen. Gleich nach dem Essen umarmte ich einen nach den anderen und sie wünschten mir viel Glück bei meiner neuen Beschäftigung. Ich nahm noch ein Tablet mit einem Teller voll Essen und ein Glas mit Wasser und brachte es hoch in Ron und Harrys Zimmer. Ich klopfte und wollte die Tür öffnen, welche jedoch verschlossen war.

"Komm schon Ron, Mach auf." Keine Regung. "Na schön. Alohomora." Flüsterte ich und die Tür öffnete sich. "Ron, langsam solltest du wissen, dass mich eine verriegelte Tür nicht auffällt. Ich hab dir was zu Essen mitgebracht." Ich legte das Tablet auf seinen Nachttisch. "Ron, es.. Es tut mir leid." Er machte immer noch keine Anstalten sich zu bewegen. "Na schön wie du willst." Ich stürmte zur Tür und merkte wie meine Stimme brüchiger wurde. "Ich wollte nur Auf Wiedersehen sagen, da ich morgen schon fahre, aber anscheinend interessiert es dich nicht. Gute Nacht Ronald!" Ich lief mit Tränen in den Augen auf mein Zimmer und versperrte die Tür. "Colloportus." Ich wusste, dass jeder die Tür mit Alohomora aufbekommen würde, also sprach ich zur Sicherheit noch ein paar Schutzzauber mehr, um auch wirklich ungestört zu bleiben. "Cave Inimicium. Protego totalem. Muffliato." Ich ging jeden Schutzzauber durch, der mir in den Sinn kam. Schon alleine, dass ich mich vor meinem Freund schützte, lies mich in Tränen ausbrechen.

***

Die Sonne glitzerte mir durch das Fenster ins Gesicht. Es war endlich wieder soweit. Ich könnte zu dem Zug gehen, nach Hogwarts fahren und die Vergangenheit ruhen lassen. Alles wird gut Mine. "Finite Incantatem."  Nun konnte ich durch die Tür, ohne mich selbst dabei zu verletzten.  Zwar hatte mich die Tür nicht verletzt, dabei wäre ich aber fast über den schnarchenden Ron gefallen. Er muss zu mir gewollt haben und war nicht durchgekommen. Ich konnte ihn auch nicht wecken, da ich eh fast zu spät war, also drückte ich ihm einen Kuss auf die Stirn und ging rasch aus dem Haus.

Man kann nicht aus dem Haus hinaus apparieren, weshalb ich auf die grüne Wiese in der Nähe des Hauses ging und mich zum Bahnhof Kings Cross beförderte. Ich rannte durch die Absperrung und da stand der wunderschöne rote Hogwartsexpress. Der Bahngleis 9 3/4 war so menschenleer. Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können. Ich stieg in den Zug und ging zu 'unserem' Abteil. Es gehörte uns zwar nicht rechtmäßig, aber wir saßen so gut wie jedes Jahr zusammen in diesem Abteil. Als ich mich hingesetzt hatte, überkamen mich Erinnerungen von Luna, wie sie aus ihrem Glitterer vorlas oder wie Neville ein Schokofrosch ins Gesicht sprang. Es waren hauptsächlich gute Erinnerungen. Ich nahm ein Buch heraus und vertiefte mich in die Seiten. Ich hatte mir versprochen, dass dem heutigen Tag nichts im Wege stehen würde, ein perfekter Tag zu werden.

Tja. Falsch gedacht, denn in dem Moment klopfte ein gewisser blonder Junge an die Abteiltür. Er stand grinsend in der Tür. "Ist hier noch etwas frei?" Meinte er das gerade ernst? Der ganze Zug war vollkommen menschenleer, abgesehen von ihm und mir und er beschloss sich in das Abteil zu setzen, in dem das Schlammblut saß? "Ich nehme deine überrascht aussehenden Augen und deinen offenen Mund als ein 'Ja'."Mein Mund war offen? Oh nein. Wieso passieren mir immer diese peinlichen Dinge. Lachend setzte er sich mit gegenüber. Es war kein Lachen, mit dem er Neville auslachte, wenn er etwas ins Gesicht bekam. Nein. Es war lieblich.

"Malfoy, was willst du?" Ich sah ihn wartend an.

"Naja, eigentlich will ich nach Hogwarts, weshalb ich auch hier im Zug sitze. Also ich dachte immer, du wärst die klügste Hexe, also wieso fragst du?"

"Ich meine, wieso du hier sitzt. Immerhin bin ich ein, wie hast du es die letzten Jahre gesagt? Achja. Schlammblut." Bei dem Wort Schlammblut zuckte er zusammen. Jetzt spürte ich wie die Wut anfing in mir zu brodeln. ICH war die, die hätte zusammenzucken müssen. Er hatte kein Recht darauf.

"Weißt du Granger, Menschen können sich ändern. Körperlich und Seelisch. Du hast dich auch ganz schön verändert."

"Achja, und in wie fern?" Ich wirkte schnippisch. Gut so. Er sollte merken, dass ich sauer bin.

"Naja.. Also deine Haare. Sie fliegen nicht mehr so wild umher. Du kleidest dich anders. Du hast abgenommen, was mir um ehrlich zu sein ein bisschen Angst macht."

"Einen Moment. Du, Draco Malfoy, Eisprinz von Slytherin, machst dir Sorgen um mich?"

"Na, wen soll ich denn ärgern, wenn du mal nicht mehr da bist?" Er wollte ein arrogantes Lächeln aufbringen, aber es strahlte immer noch seine Wärme aus. Ich versuchte, mich wieder auf mein Buch zu konzentrieren, doch ich spürte ganz genau, dass sein Blick noch auf mir lag. Genervt sah ich hoch und merkte, dass mein Gefühl mich nicht täuschte. Erwartend sah ich ihn an, diesmal würde ich den Augenkontakt Stand halten.

Zum ersten Mal in all den Jahren fiel mir auf, dass seine Augen grau waren. Es war kein abwertendes Grau. Eher sah es danach aus, als ob in ihnen gerade ein Sturm gewütet hätte. Sie schimmerten leicht blau, was den Anschein von seinem netten Ich ein wenig mehr verstärkte. Rons Augen waren blau. Einfach nur blau. Sie waren im Gegensatz zu Dracos Augen langweilig. 'Mine Stop! Zum Einen: Es ist MALFOY, nicht Draco und zum Anderen: Wieso vergleichst du gerade die Augen deines Freundes mit denen deines Erzfeindes? Und wieso gewinnt der Feind? Er fing leicht an zu lachen. "Was ist?" Zischte ich ihm zu.

"Granger, ich weiß ja, dass ich toll bin, aber dass du einen inneren Konflikt wegen mir hast, das überrascht selbst mich."

"Kannst du Gedanken lesen oder woher weißt du, was ich denke?" Er kramte in seiner Tasche und holte ebenfalls ein Buch heraus.

"Zum Einen hast du es mir durch deine Antwort bestätigt und zum Anderen verziehst du dein Gesicht, wenn du nachdenkst."

"Ach sei doch still." Wieso passierte mir das Peinliche immer? Das wird noch eine lange Fahrt.

___________________________
Ich hoffe es gefällt euch bis hier her.
Danke nochmal an alle, die es bisher gelesen haben.
Ich lade den nächsten Teil wahrscheinlich bald hoch :)

Wieso er? | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt