34. "Ein Malfoy weint nicht."

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Als ich nach Zaubertränke verträumt durch den Gang lief, wurde ich abgefangen.

"Hermine! Hey warte kurz!" Ich drehte mich um und sah in die blauen Augen von Ravindra. Na klasse, die hatte gerade gefehlt.

"Wie kann ich dir helfen?" Fragte ich in einem gleichgültigem Ton.

"Hör mal, wir müssen noch das ganze Zeug für die Party besorgen. Hast du am Samstag Zeit? Wir könnten nach London und dort alles kaufen. Natürlich mit Muggelgeld."

"Samstag? Da geht es nicht. Aber du hast doch genug, die zu gerne mit dir Zeit verbringen wollen. Dean, Neville, Zacharias, Ernie, Justin, Blaise, ach und Draco." Ich drehte mich säuerlich um. Sie soll ruhig merken, dass ich nichts mit ihr zu tun haben will.

"Granger!" Kam es von der Richtung, aus der wir gerade kamen. Draco. "Kann ich kurz mit dir reden?"

"Ich kann gerade nicht, aber" Ich sah mich kurz um, packte Ravindra an ihrem Ärmel und zog sie vor ihn. "Hier! Rede doch mit ihr." Ich ließ beide dort stehen und rannte in den Turm, in mein Zimmer. Mein einziger Gedanke George.

Dort angekommen nahm ich mir ein Blatt Papier und eine Feder, doch nicht so wie sonst kam kein einziges vernünftiges Wort zu Pergament.

Ich schmiss es wütend vom Bett und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich darf nicht noch einmal weinen.

Nach wenigen Minuten traf es mich wie ein Blitz. Ich wollte zur Tür hinausrennen, als mich zwei starke Arme festhielten.

"Granger, jetzt warte doch bitte."

"Was willst du?" Zischte ich ihm zu.

"Was ist los mit dir?" Er sah mich an. "Warte. Hast du geweint."

Ich riss mich aus seinem Griff und rannte aus dem Raum. Da waren meine Tränen schon wieder. Ich lief immer weiter.

"SCHOKOFRÖSCHE!" Schrie ich den Wasserspeier an und rannte die Treppen hoch. "Professor, könnte ich für das Wochenende verreisen?"

"Miss Granger? Ist alles gut mit ihnen?" Die Schulleiterin sah mich besorgt an.

"Bitte, es ist wichtig."

"Seien Sie pünktlich Sonntag zum Abendessen wieder da. Und ich wollte Ihnen noch was sagen." Ich zog die Augenbrauen hoch und lächelte sie an. "Wegen ihrer Nachtwache. Sie und Mister Malfoy haben ihre Arbeit die letzte Woche so gut gemacht, dass sich niemand mehr in die Bibliothek traut. Sehr gute Arbeit."

Ich lächelte stolz und ging aus dem Raum. Meine Idee war ganz einfach. George braucht jetzt keine helfenden Worte. Er braucht eine helfende Umarmung.

So schnell ich konnte trugen mich meine Füße in mein Zimmer. Vorbei an starrenden Erstklässlern und vorbei an tuschelnden Sechstklässlern.

"Pack." Ich zeigte auf meinen Schrank zum Bett, auf welchem ein Koffer stand. Sofort begann dieser sich mit allem möglichen zu füllen. Es dauerte kaum 5 Minuten. Ich hatte gerade auch keine Zeit.

Ich schnappte mir mein Gepäckstück und ging aus dem Raum raus. Am Eingang wartete ein blondhaariger Slytherin auf mich und versperrte den Weg.

"Kann ich bitte durch?"

"Nein." Gab er ohne Emotionen zurück.

"Wieso nicht? Ich bin wirklich in Zeitdruck."

"Granger, ich wollte dir nur sagen, dass ich morgen Abend sehr gerne mit dir wieder etwas machen würde." Er fing an neckisch zu grinsen. Gerade dieses Grinsen war es, was mich zum überkochen brachte.

Ich ging auf ihn zu und stemmte ihn einen Finger gegen die Brust. "Ich habe gerade andere Sorgen, als mit dir zu schlafen! Ich habe keine Zeit dafür und jetzt lass mich durch!" Befahl ich ihm.

"Ich hatte nicht vor, mit dir zu schlafen, ich hatte eine Überraschung für dich aber fein! Die Mädchen stehen bei mir Schlange vergiss das nicht. In den Kekern ist ein ganzer Gemeinschaftsraum voll mit Slytherinmädchen, die nur auf mich warten!" Mit diesen fast gebrüllten Worten ging er zu der Luke, die zum Dach führte, erklomm die Treppen und schlug die Falltür zu.

Au. Das tat weh. Ich war für ihn also nicht mehr als eine Bettgeschichte? Eine von denen, die schnell ersetzbar waren? Na vielen Dank auch.

Da waren sie wieder. Die heißen Tränen an meinen Wangen. Das stechende Gefühl in der Brust war zurück. Ich dachte er hätte sich geändert. Ich dachte er wäre anders. Ich dachte ich würde ihm etwas bedeuten.

In dem Moment wurde mir der Haken an der ganzen Sache bewusst. Ich dachte zu viel.

Geleitet von den Tränen lief ich die Stockwerke hinunter. Mit dem Koffer im Schlepptau musste es ausgesehen haben, als würde ich ungewollt die Schule verlassen.

Ich schlich über die Ländereien, am schwarzen See entlang Richtung des verbotenen Waldes. Dort war die Appariergrenze.

Ein letztes Mal sah ich zurück auf Hogwarts und konnte den Blondschopf sehen. Er stand auf einer Plattform zwischen den Dächern und sah mir hinterher. Wie gerne hätte ich gegen ihn meinen Mittelfinger erhoben, doch aus diesen Entfernung hätte es eher so ausgesehen, als würde ich ihm zuwinken. Gerade als ich mich umdrehen wollte, sah ich, wie der Slytherin sich mit den Ärmel über das Gesicht fuhr.

Weint er? Ach sei nicht blöd. Ein Malfoy weint nicht. Dieser Gedanke ließ mich weinen. Ich sackte auf dem Boden zusammen und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich war zwar schon hinter der Grenze, doch ich wollte und konnte Hogwarts so nicht verlassen. Nach kaum ein paar Sekunden, in denen ich meinen Schluchzern freien Lauf ließ, fasste mich jemand an der Schulter. Erschrocken fuhr ich hoch.

"Das- das ist doch gar nicht möglich." Stammelte ich, unsicher, ob ein Geist vor mir stand.

"Was ist unmöglich?" Sah er mich mit hochgezogener Augenbraue an. Seine Augen waren gerötet. Er hatte geweint.

Ich deutete auf die Plattform, welche nun leer war. "Du standest eben noch da Oben."

Er kam zu mir in streichelte mit einer Hand meine Wange, was mich erstarren ließ. "Granger du vergisst, dass ich mich in Rauch auflösen kann." Er kam meinem Gesicht näher und küsste mich. Ich stand zu steif da, um seinen Kuss zu erwidern. Seine Worte verletzten mich. "Was ist?" Fragte er, als er meinen Widerstand bemerkte.

"Wieso tust du das?"

"Wieso tue ich was?"

"Draco. Du bist zwar blond aber nicht dumm. Wieso wirfst du mir erst  Worte an den Kopf und kaum fünf Minuten später küsst du mich. Wieso? Ich meine wieso gehst du nicht in die Kerker und suchst dir dort eine mit der du spielen kannst?" Der Zorn stieg in mir hoch.

"Was?"

"Deine Worte." Ich entfernte mich einen Schritt, drehte mich und apparierte.

Wieso er? | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt